Förderverein nimmt zu Hohmann-Aussagen Stellung

“Wir haben keine Angst vor dem Erinnern”

Kalbach-Heubach. “Die Erinnerung an das Leben von deutschen Bürgern jüdischen Glaubens ist nicht unnormal. Sie ist Teil unserer geschichtlichen Erinnerung überhaupt.“ Das betont der Vorstand des Fördervereins Landsynagoge Heubach in einer Stellungnahme zu den Aussagen des AfD-Kreistagsabgeordneten und AfD-Bundestagskandidaten Martin Hohmann in einem Interview mit der hiesigen Zeitung. Der Verein widmet sich der Erinnerung an das Leben jüdischer Deutscher in der Region und der Erhaltung und Nutzung der ehemaligen Synagoge im Kalbacher Ortsteil Heubach als Lernort.

Der Verein widerspricht Hohmanns Deutungsversuchen des Holocaust-Denkmals in Berlin als „Ort der Schande“ und dessen Zustimmung zur Kritik des AfD-Frontmanns Bernd Höcke an der deutschen Erinnerungskultur mit Blick auf den Antisemitismus und die Judenvernichtung in der NS-Zeit. „Wir versuchen zu verstehen, wie es geschehen konnte, dass Menschen einander nicht mehr als Menschen erkannten, sondern es als normal hinnahmen, das geltende Recht in einer Weise zu ändern, dass die Verfolgung und Ermordung von Millionen Männern, Frauen und Kindern rechtmäßig wurden“, heißt es in dem Votum. „In unserer Mitte geschah ein Verbrechen, und wir versuchen zu erinnern, wir versuchen Mosaiksteinchen zusammenzusetzen und zu verstehen, damit ein solches Verbrechen, das solches Leid, solchen Schmerz, solche Vernichtung von Menschlichkeit hervorbrachte, sich nicht wiederholen kann. Diese Arbeit ist zutiefst menschlich. Und wir haben durch sie viel gelernt. Wir glauben nicht, dass Redeweisen, die aufs Neue Menschen von Menschen trennen, hilfreich sind, um Probleme zu lösen – im Gegenteil.“

Es sei nicht die Furcht vor einer moralischen Keule, die die Vereinsmitglieder zu dieser Arbeit treibe, sondern die tiefe Hoffnung und manchmal bereits die Erfahrung, dass es möglich sei, dass aus Fremden Bekannte und aus Bekannten Freunde werden. „Unsere Welt wird reicher und tiefer durch Erinnerung. Wir haben keine Angst vor ihr, auch nicht vor ihren dunklen Seiten“, heißt es abschließend in der Stellungnahme, die der Vorstand um den Vorsitzenden Hartmut Zimmermann, seine Stellvertreterin Claudia Schäfer und die Ehrenvorsitzende Johanna Rau formuliert hat. +++