Flutlicht-Atmosphäre im Kultstadion Bieberer Berg: Die SGB stellt sich vor am Dienstag

Wer in Hessen - ausgenommen jene im Norden - stellte sich als kleiner Junge nicht vor oder wünschte sich nicht, einmal am Bieberer Berg in Offenbach zu spielen. Vor dieser begeisterungsfähigen Kulisse - dort, wenn die Zuschauer kommen, sobald das Flutlicht angeknipst wird. Gut, die Fußballer sind jetzt groß, aber der Fall der besonderen Atmosphäre tritt auch am Dienstagabend ein: Kickers Offenbach begrüßt im Hessenderby der Regionalliga Südwest die SG Barockstadt; Anstoß: 19 Uhr.

Beide Teams sind Nachbarn in der Tabelle: Die Kickers sind nach der 3:4-Niederlage beim von Olaf Janßen trainierten Ex-Zweitligisten Sandhausen - nachdem sie schon 3:1 vorn gelegen hatten - bis auf Rang zwölf abgerutscht. Die SGB bot gegen Steinbach Haiger eine sehr ansprechende zweite Halbzeit und rangiert nach dem 1:1 zwei Ränge hinter dem OFC; und weist gar die bessere Tordifferenz auf. Die Kult-Kickers, ehemaliger DFB-Pokalsieger, haben in neun Spielen zwar schon 17 Tore geschossen - aber bereits 21 Treffer kassiert. Sämtlich Fakten, die für den morgigen Vergleich natürlich keinerlei Aussagekraft besitzen. Auch nicht, dass der OFC seit vier Spielen sieglos ist.

Es herrscht arg angespannte Stimmung im Umfeld des OFC. Welch Strahlkraft und Renommee der Verein besitzt, das zeigen die verdammt negativen Reaktionen in den Sozialen Medien. Unter der Gürtellinie sind sie. Weit unter der Gürtellinie. Hasserfüllt. Gerichtet sind sie gegen Trainer Kristjan Glibo und vor allem gegen Geschäftsführer Christian Hock. Dass die Transferpolitik des Letztgenannten nicht stimme. Ein Instrumentarium, das heutzutage gern hergenommen wird - von „oben“ abgeschaut. Von der fragwürdigen Strategie der Privatsender, die sich einbilden, sich ein mehr oder weniger großes oder das größte Stück Kuchen von der Unterhaltungsware Fußball aneignen oder dies gar auffressen zu können. Dass dieses jämmerliche Verhalten im Netz solche geschmacklosen Null-Werte in sich birgt, sollte bestraft werden. Und Deutschland umdenken. Die Folge war, dass Christian Hock die an ihn gerichteten Drohungen öffentlich machte. Davon abgesehen, wird spekuliert, dass die Partie gegen die SGB zum „Endspiel“ für Hock und Glibo werden könnte.

Anders und mit sportlicher Note ist die Herangehensweise der SG Barockstadt. „Der Fokus sollte bei uns liegen. Und dass wir endlich mal wieder einen Dreier einfahren“, sagt Kapitän Marius Grösch. Der 31-jährige Innenverteidiger, eine einheimische Identifikationsfigur, schiebt nach, dass es ein passender Zeitpunkt sei, nach Offenbach zu fahren und Gas zu geben. Neun Spiele, neun Punkte - diese Zwischenbilanz sei nicht das, was man sich vorgenommen habe.

Grösch sieht einen großen Reiz in der Aufgabe in Offenbach. „Es gibt nichts Geileres im Fußball, als dass die Stimmung erst einmal gegen dich ist. Aber die dann halt umzukehren und auf seine Seite zu bringen.“ Dabei ist der Bieberer Berg ein gutes Pflaster für die SGB. Jeder erinnert sich an die beherzte Vorstellung im Aufstiegsjahr - und auch wenn in der vergangenen Saison der SGB-Führung nach einem Doppelschlag noch ein 1:2 folgte; es war das zweite Spiel des Interimstrainers Yasin Kocatepe - und der jetzige Coach Daniyel Cimen schaute sich die Partie an und gewann Eindrücke. Grösch weiß, dass es es die „Hauptaufgabe“ sei, die Stimmung im Stadion nicht pro OFC überschwappen zu lassen. „Entweder Offenbach kriegt es hin, seine Fans hinter sich zu bringen - oder wir fangen deren Frust auf und ziehen das Ding auf unsere Seite.“ Am wichtigsten sei deshalb eines: „Wir müssen bei uns bleiben.“

Auch seine Eindrücke vom Spiel am letzten Freitag gibt er zum Besten. „Wir haben zu viele Torchancen zugelassen“, bemerkt er kritisch, betont aber auch, „die Spielanlage, Intensität und Dominanz, die wir ab der 30., 35. Minute ausgestrahlt haben, waren gut und zeigen in die richtige Richtung“. Klingt, als sei der Bieberer Berg wieder einmal eine Reise wert. Die Flutlicht-Atmosphäre bekommt der SG Barockstadt eh. +++ rl


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