Flüchtlingshilfe: Fachtagung der Hessen-Caritas

Frankfurt. „Wie gestalten wir unsere Verantwortung im Arbeitsfeld? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Fachtagung, die von der Caritas-Landesarbeitsgemeinschaft (CLAG) Soziale Sicherung der Hessen-Caritas im Frankfurter Haus am Dom ausgerichtet wurde. Ausgehend von dem Anspruch, dass Flüchtlingshilfe ein selbstverständliches Arbeitsfeld der Kirche zum Wohle der schwächsten Mitglieder der Gesellschaft ist, sollten notwendige Maßnahmen definiert und Lösungsansätze aufgezeigt werden. Organisiert hatte die Tagung der Geschäftsführer der CLAG Soziale Sicherung, Franz Meyer (Fulda), die Moderation hatte Stefan Weber, Geschäftsführer des Caritasverbandes Würzburg, übernommen.

Begrüßt wurden die Teilnehmer vom Fuldaer Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch, zurzeit turnusgemäß Vorsitzender der Hessen-Caritas. Juch unterstrich die Aktualität des Themas: Die Flüchtlingszahlen stiegen derzeit immer mehr an, die Versorgungs- und Betreuungslage sei angespannt, da sich in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts Land und Kommunen, aber auch die Caritas angesichts eines geringeren Bedarfs aus dem Arbeitsfeld „Flüchtlinge“ immer mehr zurückgezogen hätten. Inzwischen aber sei man bei der Caritas in Hessen wieder verstärkt dabei, die Flüchtlingsbetreuung neu zu organisieren. Die Fachtagung sei ein Beitrag dazu, der notwendigen Arbeit weiteren Schub zu verleihen. Welche Bedeutung die Caritas in Deutschland insgesamt diesem Thema widme, zeige – so Juch – auch das aktuelle Jahresthema „Weit weg ist näher, als du denkst“, das sich mit den Folgen der Globalisierung und damit auch mit Flucht und Migration auseinandersetze. Flucht vor Gewalt war sodann das Thema eines Exkurses: Symbiosis ist ein Kunstprojekt des Frankfurter Künstlers Peter Zizka, der – in Kooperation mit Caritas international im Rahmen des Jahresthemas „Weit weg ist näher, als du denkst“ – zu Kunstobjekten verwandelte Kleinwaffen ausstellt und so auf die Macht des Waffenhandels und dessen verheerenden Folgen in aller Welt aufmerksam macht.

Nach einer Betrachtung der Flüchtlingsarbeit im kirchlichen Kontext durch Dr. Christian Müller von der Deutschen Bischofskonferenz, der den eindeutigen kirchlichen Auftrag dafür eindrucksvoll aus zahlreichen Enzykliken der Päpste ab Johannes XXIII. herleitete, wurde der Blick der Tagungsteilnehmer aufs Detail gelenkt: Aus der Sicht von Pfarrgemeinde und Bürgerverein stellte Verone Schöninger die Christliche Flüchtlingshilfe Egelsbach vor, die seit 25 Jahren erfolgreich Flüchtlinge betreut und einen wichtigen Schlüssel für gelingende Integration in der Bereitstellung menschenwürdiger Unterkünfte sieht. Aus der Sicht der verbandlichen Caritas in Hessen stellte Bernd Bleines in seiner Funktion als Vorsitzender der CLAG Soziale Sicherung das Vorgehen der drei Diözesan-Verbände Fulda, Limburg und Mainz vor, die derzeit vor allem darauf setzen, ihre Mitarbeiter und Ehrenamtlichen durch Fortbildungen für die speziellen Fragen der Flüchtlingsbetreuung zu schulen und den Asylsuchenden frühzeitig Möglichkeiten zu erschließen, Sprachkenntnisse in Deutsch zu erwerben. Die Aktivierung von Ehrenamtlichen, gerade auch in den Pfarrgemeinden, sei ein enormes Potential der Caritas-Arbeit. Den Blickwinkel einer Caritas-Beratungsstelle beleuchtete Jutta Bohnen vom Caritasverband Nordhessen-Kassel, die das Betreuungsmodell in der nordhessischen Großstadt vorstellte, wo auch zahlreiche Ehrenamtliche in die Betreuung eingebunden sind und Einzelpatenschaften und Begleitdienste etwa bei Arzt- und Behördenbesuchen übernehmen. Im Rahmen einer Spendenaktion „Sprache ist der Schlüssel zur Teilhabe“ wirbt der Caritasverband Nordhessen-Kassel zudem um Sponsoring von einzelnen Deutschsprachkursen für Flüchtlinge – zehn Euro je Unterrichtsstunde für zehn Flüchtlinge.

Zu den Rahmenbedingungen aus Sicht des Bundes und aus Sicht des Hessischen Städtetages sprachen Birgit Theißing, Referatsleiterin der Außenstelle Gießen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), sowie Axel Weiss-Thiel, der Vorsitzende des Ausschusses Migration und Soziales beim Hessischen Städtetag. Das BAMF, so Theißing, sehe auf Grund der exorbitant gestiegenen Zugänge an Menschen als Migranten und Flüchtlingen die Notwendigkeit, das Personal aufzustocken. Dementsprechend seien für den Asylbereich bereits auch 300 Stellen vom Bund zugesagt und könnten besetzt werden. Die Verfahren, so Theißing sollen zudem für die Betroffenen transparenter, die Dauer beschleunigt werden und in sechs Monaten zum Abschluss kommen. Auch der Zugang zum Arbeitsmarkt solle schneller möglich sein. Ziel sei es, den Asylsuchenden mehr Selbstständigkeit und finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, ihre fachlichen Potenziale der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

Axel Weiss-Thiel beschrieb die Situation der Kommunen als äußerst angespannt, da – abgesehen von den Kosten, die anfielen, es in vielen Regionen sehr schwer falle, für die ankommenden Flüchtlinge Wohnraum überhaupt zu finden, da in den preiswerteren Segmenten des Wohnmarktes kaum Spielraum herrsche. Mit Schlussworten der beteiligten Referenten in Form von Thesen, wie die Flüchtlingshilfe als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zukünftig weiter ausgestaltet werden könne und müsse, ging die Fachtagung zu Ende. +++ fuldainfo | cif