Floristisch interessant: „Brückenhut bei Dietges“ und „Wickerser Hute“

Hilders. Das Naturschutzgebiet „Brückenhut“ liegt nördwestlich von Dietges und ist von Fulda aus über die Bundesstraße 458 zu erreichen. Den Untergrund dieser einstigen Hutefläche bilden Gesteine des Mittleren Buntsandsteins, die in Verbindung mit den hier auftretenden, relativ hohen Niederschlägen überwiegend saure und basenarme Standorte mit einer schlechten Ertragsfähigkeit bedingen. Die genannte Fläche wurde früher daher vor allem als Extensivweide genutzt.

Floristisch interessante, bodensaure Magerrasenbereiche
Floristisch interessante, bodensaure Magerrasenbereiche

Die Verbreitung des an solche Standorte gebundenen Borstgrasrasens ist im Zuge einer zu-nehmenden Intensivierung der Landwirtschaft vielerorts sehr stark zurückgegangen. Daher gehören derartige Magerrasen, die ihre Existenz einer ehemals extensiven menschlichen Bewirtschaftung verdanken, heute mit zu den bundesweit stark gefährdeten Pflanzengesellschaften. Denn obwohl sie nur eine geringe Standortproduktivität aufweisen, bieten diese bodensauren Magerrasen einigen seltenen und in ihrem Bestand bedrohten Pflanzenarten an-gemessenen Lebensraum.

Gräser mit harten, „borstigen“ Blättern, wie das namengebende Borstgras, das Rote Strauß-gras oder die Geschlängelte Schmiele sind hier häufig vorhanden. Auch finden sich zwischen den Gräsern bei starker Versauerung des Bodens vereinzelt Besenheide und Heidelbeere. Besonders bemerkenswert ist das Auftreten der zur Blütezeit prächtigen und aromatisch duftenden Arnika, die in der Rhön früher weit verbreitet war, gegenwärtig allerdings nur noch in Restbeständen vorkommt. Diese konkurrenzschwache Staude gedeiht bevorzugt an wechselfrischen, nährstoffarmen und sauren Wuchsorten.

Neben dem in Teilen ausgebildeten Borstgrasrasen waren die in diesem Gebiet vor allem randlich vorhandenen Kleinseggensumpf-Fragmente ein weiterer Grund für die Unterschutz-stellung der betreffenden Fläche. Eine Reihe kleinwüchsiger Seggenarten und Binsen prägen die Physiognomie dieser artenarmen Pflanzengesellschaft. Ferner sind hier vereinzelte Vor-kommen von Schmalblättrigem Wollgras, Sumpf-Weidenröschen oder Sumpf-Veilchen als Begleitarten zu finden.

Nach Aufgabe der Nutzung sowie durch Nährstoffeintrag aus den benachbarten, intensiv genutzten Wiesenflächen unterlagen die ursprünglich anzutreffenden Pflanzengesellschaften gravierenden Veränderungen, durch die sich höherwüchsige Arten auf Kosten niedrigwüchsiger vermehrt ausbreiten konnten. Parallel zu dieser stellenweise zu beobachtenden Um-schichtung in der Krautschicht verlief die Einwanderung von Pioniergehölzen. Schwarzer Holunder, Trauben-Holunder, Eberesche, Ohren-Weide und Faulbaum können als aufkommen-de Gehölze festgestellt werden.

Seit 1988 als Naturschutzgebiete ausgewiesen
Seit 1988 als Naturschutzgebiete ausgewiesen

Trotz all dieser negativen Einflüsse und Veränderungen ist der ursprüngliche Aspekt jedoch weitgehend erhalten geblieben, so dass die ehemalige Hutungsfläche 1988 mit einer Größe von fast acht Hektar erstmals unter Schutz gestellt und 1994 um elf Hektar erweitert wurde. Durch die Anwendung geeigneter Pflegemaßnahmen, wie beispielsweise einer extensiven Beweidung mit Rindern, Schafen oder Ziegen als Fortführung der früheren Bewirtschaftungsform, wird versucht, diesen schutzwürdigen Vegetationskomplex aus Biotopschutzgründen sowie aus kulturhistorischer Sicht langfristig zu erhalten.

Abgesehen von den feuchten und mageren Grünlandgesellschaften tragen artenreiche Erlenwaldbestände sowie Gebüsche und abwechslungsreich ausgebildete Säume zur vielgestaltigen Struktur in diesem Gebiet bei. Nordöstlich von Dietges repräsentiert die ebenfalls von Mittlerem Buntsandstein getragene „Wickerser Hute“ zwischen Brand und Wickers einen ähnlichen Vegetationskomplex und wurde im gleichen Jahr wie die Dietgeser Hute mit einer Fläche von 13 Hektar als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Wegen Unterbeweidung und fehlender Pflege hatte sich auf dieser Fläche ebenfalls eine zunehmende Verbuschungstendenz gezeigt, so dass mit der Erarbeitung eines Pflegekonzepts eine Regenerierung der floristisch wertvollen Borstgrasrasenflächen angestrebt wurde. +++ fuldainfo

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