
Gersfeld. Im Rahmen des Artenhilfsprojektes „Rotmilan Rhön“ startet in diesem Frühjahr eine flächendeckende Kartierung der Rotmilane in der Kulisse der Arbeitsgemeinschaft der Rhöner Land-kreise (ARGE Rhön). Im Landkreis Meiningen und im Wartburgkreis umfasst das Projektgebiet den Naturraum der Thüringischen Rhön. Die Projektgrenze verläuft in etwa entlang der Werra, schließt aber das Gebiet um den Dolmar östlich von Meiningen mit ein.
Nun trafen sich ehrenamtliche Rotmilankartierer in der Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats in Zella, um die Details zu besprechen. An der Besprechung nahmen neben einer Reihe von Ehrenamtlichen auch Vertreter der Naturschutzbehörden und der Biosphärenverwaltung teil. Leider konnten noch nicht für alle Flächen Kartierer gefunden werden. Basis für die Flächenzuteilung sind die Topographischen Karten im Maßstab 1:25.000. Diese werden geviertelt, so dass eine Topographische Karte im Optimalfall auf vier Kartierer aufgeteilt wird. Dabei entfällt auf jeden Rotmilanbeobachter eine Fläche von etwa 5 mal 5 Kilometer.
In der Zeit von März bis Juli sollen flächendeckend an mehreren Beobachtungsterminen die Flugbewegungen der Rotmilane erfasst und wenn möglich auch Horststandorte eingegrenzt werden. Bei der Kartierung wird nach dem bundesweiten Verfahren des Dachverbandes der Deutschen Avifaunisten vorgegangen. Alle Daten fließen bei der Projektkoordination in der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates zusammen, wo sie digital erfasst und ausgewertet werden. Den rund 15 ehrenamtlichen Kartierern wurden hierzu topografische Karten für den jeweiligen Kartierbereich ausgehändigt. Darüber hinaus erhielten alle eine Kartieranleitung, ein Fahrtenbuch zur Erstattung der Fahrkostenaufwendungen sowie ein Informationsschild für den PKW. Auf Wunsch konnten auch GPS-Geräte für die genaue Verortung der Beobachtungsplätze und Horststandorte ausgehändigt werden.
Im Rahmen der Informationsveranstaltung wurde neben der Kartierung auch um die Biologie und Lebensweise des Rotmilans sowie die einzelnen Umsetzungsschritte des Artenhilfsprojektes „Rotmilan Rhön“ vorgestellt werden. Im Mittelpunkt stand die besondere Bedeutung des Rotmilans für Deutschland und die Rhön. Immerhin beherbergt die Rhön ca. ein Prozent des weltweiten Rotmilanbestandes!
Auch konnte der Biologe Bastian Sauer als neuer Rotmilan-Koordinator vorgestellt werden. Herr Sauer hat seine Masterarbeit über den Rotmilan an der Universität Göttingen geschrieben und hat Erfahrungen in der Umsetzung von Naturschutzprojekten. Sauer warb darum, dass sich weitere Ehrenamtliche von der Aufgabe begeistern lassen. „Man muss kein Biologiestudium absolviert haben oder langjähriger Hobbyornithologe sein, um an einigen wenigen Tagen im Frühjahr die Bewegungen der Rotmilane zu erfassen. Das kann jeder interessierte Naturliebhaber und Vogelfreund leisten. Schließlich ist der Rotmilan unverwechselbar.“ Interessenten werden gebeten, sich bei Bastian Sauer unter Telefonnummer 06654-9612-0 zu melden.
Martin Kremer von der Hessischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats, der bislang das Projekt maßgeblich betreute, warb ebenfalls um Unterstützung um dieses bislang einmalige länderübergreifende Artenschutzprojekt in der Rhön. Ohne die Unterstützung der Ehren-amtlichen, so betont Kremer, ist eine solche flächendeckende Kartierung undenkbar. Für das im Herbst 2014 gestartete Rotmilanprojekt erwartet Kremer nun insbesondere durch den Personalzugang von Bastian Sauer wichtige neue Impulse. Carola Marbach von der Thüringischen Verwaltungsstelle und Jörg Klingelhöfer von der Unteren Naturschutzbehörde begrüßten die Teilnehmer und würdigten das außergewöhnliche länderübergreifende Artenschutzprojekt. Dabei machte Klingelhöfer auch auf die besonderen Sorgfaltspflichten im Bereich des Grünen Bandes aufmerksam, wo auf Grund vermuteter Minen in mehreren Teilbereichen ausschließlich der Kolonnenweg und ausgewiesenen Wege betreten werden dürfen. Kremer betont, dass dieses Projekt ein gutes Beispiel für sogenanntes bürgerwissenschaftliches Engagement, oder wie es im Fachjargon heißt: citizen science, darstellt. +++ fuldainfo
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