Filmabend im Kino35: „Blut muss fließen“

Anschließend diskutierten Regisseur und Publikum

Fulda. Der Film „Blut muss fließen – Undercover unter Nazis“ ist derzeit mit Regisseur Peter Ohlendorf auf Hessentour. Er basiert auf einer neunjährigen verdeckten Recherche des Journalisten Thomas Kuban mit versteckter Kamera auf Konzerten Rechtsradikaler. Diese Hessentour ist organisiert durch die Antifaschistische Bildungsinitiative e.V. und das Beratungsnetzwerk Hessen. Die Vorführung im Kino35 fand in Kooperation mit dem Verein „Fulda stellt sich quer“ statt.

Beklemmung hinterlässt die Reportage – wird doch mehr als deutlich, dass Nazis in Deutschland völlig unbehelligt von Polizei und Verfassungsschutz menschenverachtende und verfassungswidrige Parolen singen, schreien und skandieren. Hitlergruß, Hakenkreuze, Hass und Hetze aus hundert Kehlen prägen diese rechtsextremen Konzerte. Der Film dokumentiert Hass auf Juden, Türken, Schwarze und Schwule, die Glorifizierung des dunkelsten Kapitels deutscher Geschichte nicht nur in neuen und alten Bundesländern, sondern auch in Belgien, Italien, Polen, Ungarn, Österreich und der Schweiz sowie eine erschreckende Gewaltbereitschaft.

Dem Undercover-Journalisten – bekannt unter dem Pseudonym Thomas Kuban – ist es in der Regel nicht möglich, persönlich an Filmvorführungen teilzunehmen, da dies die Gefahr der Enttarnung seiner wahren Identität birgt – seines Lebens wäre er dann nicht mehr sicher. Statt seiner diskutierte Regisseur Peter Ohlendorf nach der Filmvorführung mit dem Publikum und beantwortete auch Fragen zum Hintergrund der Entstehung des Werks. Unterstützt wurde er von Birgit Kömpel MdB und Philipp Ebert, stellvertretender Juso-Vorsitzender in Fulda. Philipp beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem zunehmenden Problem erstarkender rechtsextremer Gruppierungen im Landkreis Fulda und ihren häufig ineinander verzahnten Strukturen. Moderiert wurde die Diskussion von Martin Uebelacker vom Verein Fulda stellt sich quer.

Die Empörung darüber, dass diese Konzerte trotz ihrer illegalen Inhalte geduldet werden, artikulierte sich in mehreren Statements. Das Tragen rechtswidriger Symbole – dazu gehört in Deutschland u.a. das Hakenkreuz – und selbst die unverhohlenen Aufrufe, Menschen zu verletzen oder gar zu töten werden oftmals auch dann von der Justiz ignoriert oder gar toleriert, wenn diese Beweise frei Haus geliefert bekommt. Dieselben Strukturen begünstigten die politisch und rassistisch motivierten Morde des NSU und erschweren deren Aufklärung. Der Regisseur wies darauf hin, dass Rechtsextreme mittlerweile bis in die Mitte der Gesellschaft vorgedrungen seien. Er betonte, dass es auch „eine starke Zivilgesellschaft braucht, um diesem menschenverachtenden Treiben der Nazis“ Einhalt zu gebieten“.

Befürchtet wird, dass die AfD am kommenden Sonntag in den Bundestag gewählt wird und die Rechtsradikalen damit einen parlamentarischen Arm erhalten. „Es ist unsere Aufgabe als Demokraten, diese rechtsextremen Umtriebe nicht einfach hinzunehmen, sondern deutlich Standpunkt dagegen zu beziehen, und so unsere Demokratie zu schützen. Das starke Bündnis der demokratischen Kräfte kürzlich beim Aufmarsch des III: Weges in Fulda hat hier ein starkes Zeichen gesetzt“, sagte Martin Uebelacker vom Vorstand des Bündnis Fulda stellt sich quer e.V.. +++ pm