FDP kritisiert „Entmachtung“ der Stiko

Den Ruf nach einer Sondersitzung unterstützen auch die Grünen

Die FDP-Bundestagsfraktion hat den Vorschlag des Gesundheitsministeriums kritisiert, Jugendlichen ab zwölf Jahren ohne Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) bundesweit ein Impfangebot zu unterbreiten. „Wenn die Gesundheitsminister die Impf-Empfehlung an der Stiko vorbei ändern, kommt das einer Entmachtung gleich“, sagte Andrew Ullmann, Obmann der FDP im Gesundheitsausschuss, dem „Tagesspiegel“.

Ullmann, der auch Universitätsprofessor für Infektiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist, forderte eine stärkere Einbindung des Parlaments. „Wir sollten jetzt zu einer Sondersitzung des Bundestags zusammenkommen, um über Maßnahmen zu diskutieren, um die vierte Welle einzudämmen.“ Den Ruf nach einer Sondersitzung unterstützen auch die Grünen. „Es kann nicht sein, dass wir uns mit Wahlkampf aufhalten, während die vierte Welle anrollt“, sagte Janosch Dahmen, für die Grünen im Gesundheitsausschuss, dem „Tagesspiegel“. Es räche sich nu  n, dass es in Deutschland keine Public-Health-Institution gebe, die auch die epidemiologischen Folgen einer Empfehlung in den Blick nehme. Dahmen forderte die Stiko auf, angesichts der steigenden Datenmenge, ihre Empfehlung für die Impfung von Kindern noch einmal zu überprüfen. „Es wäre töricht, wenn man damit nochmal acht Wochen wartet.“

SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach begrüßte dagegen den Vorschlag aus dem Bundesgesundheitsministerium. „Das Risiko für erkrankte Kinder durch eine Corona-Infektion mit der Delta-Variante an Long-Covid zu leiden, liegt mit zwei bis sieben Prozent deutlich höher als an den Nebenwirkungen einer Impfung zu erkranken“, sagte Lauterbach der Zeitung. Er berief sich dabei auf Studien aus England und den USA. Eltern würden die Delta-Variante fälschlicherweise unterschätzen. „Wenn wir Kinder nicht impfen, wird sich der größte Teil mit Corona infizieren. Die Delta-Variante ist so ansteckend wie Windpocken“, warnte Lauterbach. +++