Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, hält die Einführung von Karenztagen zur Senkung des hohen Krankenstands für eine mögliche Option.
„Ein Karenztag würde sicher viele davon abhalten, unnötig zum Arzt zu gehen und sich krankzumelden“, sagte der FDP-Politiker der „Rheinischen Post“. Er halte es deshalb für richtig, dass diese Debatte angestoßen wurde. „Deutschland hat mit den höchsten Krankenstand unter den Industrieländern. Wir müssen über bessere Anreize nachdenken – wie etwa einen Bonus von den Krankenkassen, wenn man keine medizinischen Leistungen in Anspruch genommen hat“, ergänzte er.
Dürr sprach sich auch für Änderungen beim Bürgergeld aus. „Die Ausgaben fürs Bürgergeld sind zu hoch. Deshalb müssen wir die Zumutbarkeitsregeln für die Arbeitsaufnahme ändern“, sagte der Politiker weiter. „Wer eine zumutbare Arbeit ablehnt, muss stärker sanktioniert werden“, ergänzte er. Der FDP-Politiker möchte auch mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten. „Wer in der Woche mehr als 48 Stunden arbeiten will, sollte das tun können. Er kann das in anderen Wochen wieder ausgleichen. Das gleiche gilt für die Tagesarbeitszeit“, sagte Dürr.
Laumann hält nichts von Karenztagen
Karl-Josef Laumann (CDU) hält nichts von Karenztagen, wie sie einige Konzernchefs fordern. „Ich lass mich nicht noch einmal bei diesem Thema ins Bockshorn jagen“, sagte er der „Rheinischen Post“. „Ich bin da ein gebranntes Kind. Ich habe als Bundestagsabgeordneter mal für ihre Einführung gestimmt“, so Laumann. „Dann hat die IG Metall mit Zustimmung der Arbeitgeber die Karenztage per Tarifvertrag für ihre Branchen kassiert.“ Damals habe er sich geschworen, dass er bei diesem Thema nicht noch einmal denselben Fehler machen werde.
Heil gegen Einschränkung von Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte zurückgewiesen, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für den ersten Tag einer Krankmeldung zu streichen. „Wer krank gemeldete Beschäftigte unter den Generalverdacht des Blaumachens stellt, hat ein verzerrtes Bild von den arbeitenden Menschen in diesem Land“, sagte Heil dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Die Deutschen sind keine Drückeberger und Faulenzer“, so der Arbeitsminister weiter. „Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall einzuschränken, wird es mit mir und der SPD nicht geben.“
Besonders Arbeitnehmer mit niedrigen Einkommen würden unter einer Wiedereinführung des Karenztages leiden, warnte Heil. „Es würde die Menschen hart treffen, die tatsächlich krank sind und die einen geringen Lohn haben, vor allem Frauen“, so der Sozialdemokrat. „Deshalb ist das der falsche Weg.“
Wenn Einzelne das System ausnutzten, müsse man gezielt dagegen vorgehen, forderte Heil. „Ich habe kein Verständnis für Blaumacher“, erklärte er. Aber es bestünden genügend Instrumente, um mit Verdachtsfällen umzugehen. „Ein Arbeitgeber, der den Verdacht hat, dass jemand blau macht, kann auch ab dem ersten Tag das Vorlegen einer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung verlangen“, sagte der SPD-Politiker. „Wer beim Blaumachen erwischt wird, muss außerdem mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen.“ +++
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