EU-Kommissarin fordert Volkswagen zu Entschädigungen auf

Der Konzern ist bereit in den USA zehn Milliarden Dollar zu zahlen

Brüssel. Kurz vor dem erwarteten Vergleich von Volkswagen mit Klägern in den USA, die wegen der Abgasaffäre vor Gericht gezogen sind, kommen in Europa neue Forderungen auf den Automobilhersteller zu. EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska sagte der „Welt am Sonntag“, sie erwarte, dass VW betroffene Autobesitzer in der EU ebenfalls entschädige. „Volkswagen sollte europäischen Fahrzeugbesitzern freiwillig eine Kompensation zahlen, die vergleichbar mit der ist, die den US-Konsumenten gezahlt wird“, fordert die Kommissarin.

Volkswagen muss am Dienstag eine außergerichtliche Einigung mit den Kunden bei einem Gericht in San Francisco einreichen. Unbestätigten Berichten ist der Konzern bereit, zehn Milliarden Dollar zu zahlen. Entsprechende Entschädigungen in Europa lehnt Volkswagen hingegen ab. Die EU-Kommissarin Bienkowska zeigte kein Verständnis für die Argumentation, dass die Rechtslage den USA anders sei als in Europa. „Es ist ist unfair, wenn sich Volkswagen hinter diesen rechtlichen Erwägungen versteckt“, sagt sie. „Es ist nicht meine Rolle, Volkswagen Ratschläge zu erteilen. Aber die Konsumenten in Europa anders zu behandeln als die US-Konsumenten ist kein Weg, das Vertrauen wiederzuerlangen.“

Die Industriekommissarin ruft die EU-Staaten unterdessen dazu auf, mehr Tempo bei der angekündigten Reform der Zulassung neuer Autotypen zu machen. „Es ist unfair, wenn die EU-Staaten die Pläne für eine neue Typenzulassung kritisieren“, sagte sie. „Immer wenn ich mit den Transportministern spreche sage ich ihnen: Bitte macht mehr Tempo.“ Sie hofft trotzdem auf einem schnellen Abschuss der Gespräche. „Wir möchten die Diskussion in diesem Jahr noch abschließen. Ich bin zuversichtlich, dass das gelingen wird. Wir haben uns ja auch unter dem Eindruck des Volkswagen-Skandals sehr schnell auf sehr weitreichende Schritte wie realistischere Schadstofftests verständigen können.“ +++ fuldainfo