Faulstich: Wiedereröffnung spielt Gastwirten unter diesen Auflagen nichts in die Kasse

Ackermann: Kein Licht am Ende des Tunnels

Ab Freitag dürfen auch gastronomische Einrichtungen wieder öffnen. Den Gastwirtinnen und Gastwirten spielt die Wiedereröffnung unter diesen Auflagen aber nichts in die Kasse! Dieser Auffassung sind viele Gastwirte und auch Stefan Faulstich, Gastronom sowie Vorsitzender des Vereines der Köche 1921 e.V. Fulda. „Unter diesen Voraussetzungen, die man jetzt einhalten muss, wird man definitiv keine schwarze Null schreiben können“, ist sich Faulstich sicher. Der Gastronom aus Petersberg / Steinau im hessischen Landkreis Fulda wird am Freitag wieder regulär öffnen. Davor war sein Angebot Corona bedingt auf Liefer- und Abholservice beschränkt. „Der Stillstand ist psychisch beinahe nicht mehr zu bewältigen“, erläutert er.

Um überhaupt wieder eröffnen zu können, sind ein neues Hygienekonzept, die Bereitstellung von Desinfektionsmittel sowie die Einhaltung gewisser Vorgaben die Grundvoraussetzungen. Allein die Anbringung weiterer Desinfektionsspender sowie ein komplett neuer Reinigungs- und Desinfektionsplan habe rund 1.500 Euro verschlungen; Dabei lägen momentan die Erträge bei etwa 10 Prozent, die dem außer-Haus-Geschäft geschuldet sind. Faulstichs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden sich seit Wochen in Kurzarbeit; Eine vollständige Rückholung dieser sieht der Gastronom für dieses Jahr nicht mehr.

Was erwartet uns bei einem Restaurantbesuch ab Freitag?

„Nun – als allererstes Geduld“, sagt Stefan Faulstich. Denn beim Betreten des Restaurants mit gesetzlich vorgeschriebener Atemschutzmaske muss zunächst eine Desinfektion der Hände mit dem, im Restaurant bereitgestellten Desinfektionsmittel erfolgen. Anschließend wird man aufgefordert, im Thekenbereich einen Moment zu warten. Hier darf sich, den Wartenden an der Theke ausgenommen, ansonsten kein weiterer Gast in unmittelbarer Nähe von Geschirr, Besteck oder Trinkgläsern aufhalten. Das wäre nach der in Hessen geltenden Sonderregelung von 5 Quadratmetern pro Gast und völlig abgetrennter Theke nicht zulässig.

Nach nun wenigen Minuten kommt eine Mitarbeiterin / ein Mitarbeiter aus dem Service, die / der einen entsprechenden Schutzanzug tragen muss, zum Gast zurück und gibt diesem per Handzeichen zu verstehen, dass er ihr folgen soll. Auch hier gilt es, laut Verordnung, Gespräche mit dem Personal auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Der Essenstisch ist mit Papiertischdecken zumindest halbwegs passabel eingedeckt. Nun wird dem Gast selbstverständlich unter Einhaltung der Abstandsregeln die Speisekarte gereicht. Diese gibt es im Landhotel-Restaurant & Country Pub „Rhönblick“ im hygienisch laminierten Kunststoff oder eben auch dem Gast als QR-Code auf sein Mobilfunkgerät. Die Speisekarte sei zwar reduziert, dennoch ausgewogen, bekundet Faulstich. Vom Veganer bis Steakfans, hier ist für jeden etwas dabei. Von Nachfragen zu früher angebotenenn Gerichten oder Umbestellungen bittet man abzusehen. „Das kann weder der Gastronom noch die stark reduzierte Crew leisten“, erklärte der Gastronom gegenüber fuldainfo.de.

„Auch die Uhr muss man bei seinem Restaurantbesuch im Blick behalten“, verrät uns Stefan Faulstich. Nach 90 Minuten ist man aufgefordert, das Restaurant zu verlassen. Entweder es wartet der nächste Gast oder die Servicemitarbeiterin muss schließen, da man ansonsten wahrscheinlich mit der Arbeitszeit nicht hinkommt. Der Gang zur Toilette oder in den Außenbereich für eine Zigarette ist Corona bedingt natürlich nur mit einem Mund-Nase-Schutz und unter Einhaltung der Abstandsregeln möglich. Stefan Faulstich wird vorerst nur für 14 Tage öffnen. Erst nach dieser Zeit könne er entscheiden, ob eine weitere Öffnung unter diesen Voraussetzungen Sinn macht. Zuversicht weckt die Nachfrage, ob der Gast jedoch bei diesen Auflagen ein zweites Mal kommt, sieht Faulstich skeptisch.

Kein Licht am Ende des Tunnels

Als es hieß, man könne öffnen, hat man sich erst einmal gefreut, so Steffen Ackermann, Hotelier und Vorsitzender Kreisverband Stadt und Landkreis Fulda DEHOGA Hessen in einem Telefonat mit fuldainfo.de. Ja, wir haben uns über die 5 Quadratmeter Regel irgendwann auch mal geeinigt und gesagt: okay – damit muss man einfach leben, aber die Umsetzung dieser Verordnung macht in den Betrieben einfach enorme Schwierigkeiten, fügte Ackermann hinzu. Ich war bis jetzt kein Freund davon, auf andere Branchen zu schauen, aber wenn ich sehe, wie im Baumarkt oder in den Supermärkten von Seiten mancher Kunden verfahren wird…; Da werden Produkte angefasst und wieder zurückgelegt, und wir dürfen in diesen Zeiten noch nicht einmal eine Tischdecke auf dem Tisch haben, geschweige denn Deko und /oder Blumen auf diesen stellen. Wie Steffen Ackermann die Vermutung äußerte, werden ihm nach am Freitag etwa 20 Prozent der Betriebe in der Region nicht öffnen. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen werden nicht öffnen, weil sie sich sagen: Das Außer-Haus-Geschäft läuft im Moment einigermaßen und als Eigentümer eines Gasthauses kann man das einigermaßen allein stemmen. Andere sagen, dass der Aufwand in keinerlei Verhältnis steht mit der Erwartung auf ein normales Geschäft. Nach so vielen Wochen, sieht das Gastgewerbe leider immer noch kein Licht am Ende des Tunnels. Auch ich persönlich hätte mir bessere Lösungen von Seiten der Politik gewünscht“, so Steffen Ackermann abschließend.  +++ ja/nh