Fulda. Sein Nachfolger wird noch mehr können. Er wird seinen Fahrer ein helles „Guten Morgen“ vor die Füße projizieren und ihn später in den Feierabend verabschieden. Dabei wird er ihn womöglich mit dem Namen ansprechen. Aber noch müssen wir uns bei unserem Skoda Karoq mit einem simplen Skoda-Schriftzug als Begrüßung begnügen. Der allerdings funkelt auf dem Schnee im finnischen Polarkreiswinter wie aus Diamanten. Aber vermutlich täuscht das. Für Skoda typisch sind nicht Diamanten, sondern tschechischen Kristallglas.
Auch der Karoq punktet nicht mit Effekthascherei, aber durchaus mit wertigen Akzenten wie Chromrahmen, hochglänzenden schwarzen Flächen unten in der Mittelkonsole oder oben beim Touchscreen des großen Navi. Darüber spannt sich breit und schmal der Armaturenträger in dem üblichen zurückhaltenden und angenehmen Stil des Hauses. Unser Karoq-Exemplar verfügte über das virtuelle Cockpit des Konzerns mit seinen vielfachen Möglichkeiten, Karten, Anzeigen und auch Ambientebeleuchtung zu kombinieren. Das frei programmierbare digitale Instrumentenpanel, das Multifunktions-Lenkrad und Leder-Ausstattung mit Alcantara-Elementen tragen zu einem Raumerlebnis bei, dass niemanden aufregt, aber jedem vertraut und zeitgemäß erscheint.
Die Sitze hatten auf Eis und Schnee nicht die Chance, zu zeigen, was sie in Kurven auszuhalten vermögen. Dafür lässt der Winter auf den ungestreuten Straßen und auf dem Eis zugefrorener Seen zu wenig Querbeschleunigung zu. Doch es muss auch im tiefen finnischen Winter nicht nur vorsichtig und immer nur geradeaus gehen. Die Fahrwerkstechnik des Karoq kann viel mehr. In unserem Exemplar standen vier Fahrprofile – Normal, Sport, Eco, Individual und Snow (4×4) – zur Verfügung. Es braucht keine Phantasie sich vorzustellen, in welchem Modus wir uns vorzugweise bewegten. Dann verdeutlicht einem der Karoq mit seinem Allradantrieb eindrucksvoll, wie weit die Technik selbst Flachlandtiroler im tiefen Winter an die Grenzen der Physik heranführen kann. Im Land des Weihnachtsmanns wurde unser Karoq zum begeisterten Wintersportler.
Der Normverbrauch liegt (nach NEFZ) im Schnitt bei 5,6 Liter auf 100 km. Unser Praxisverbrauch lag daheim auf trockener Straße bei sieben Litern, im Driftkreis auf einem zugefrorenen See deutlich höher und auf der schneebedeckten finnischen Landstraße bei weniger als fünf Litern. Es wird so sein, dass sich gerade auf dieser Landstraßen die Zylinderabschaltung besonders auszahlt, weil es so schön mit 80 km/h dahingeht. Aber wir haben weder das Abschalten der beiden Zylinder beim Segeln, noch das Zuschalten beim Beschleunigen bemerkt.
Dort im tiefen zugeschneiten Wald braucht der geübte Finne vermutlich nicht alle Fahrerassistenzsysteme, die in der Serienausstattung des Karoq oder in der Aufpreisliste aufscheinen: Parkassistent, Lane Assist oder der Stauassistent, Blind Spot Detect, Front Assist mit vorausschauendem Fußgängerschutz oder der Emergency Assistent scheinen dort, wo der Weihnachtsmann wohnt, wie aus einer anderen Welt entstammend. Aber wir wohnen nicht dort, sondern in dicht besiedelten Gegenden, in denen diese System Komfort, vor allem aber Sicherheit bringen.
Prophetische Gaben braucht niemand, der dem Skoda Karoq Erfolg vorhersagt. Der liegt im Moment in der Natur der Marke, die erfolgreich wächst, und in der Natur des Marktes, der SUV zu den großen Gewinnern hat werden lassen. Nach dem Kodiaq hat Skoda nun zwei davon. Und er braucht wiederum keine Gabe vorherzusagen, dass noch mehr in der Pipeline steckt. Mit der Studie Skoda Vision X, die auf dem Genfer Automobilsalon (8.-18. März 2018) zu sehen sein wird, zeigen die Tschechen, wie es in Sachen SUV und Allradantrieb bei ihnen weitergehen wird. +++ ampnet/sm