Faeser lobt europäische Operation gegen italienische Mafia

Experte glaubt nach Razzia nicht an Durchbruch gegen Mafia

Nancy Faeser (SPD)

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat die europäische Polizei-Operation gegen die kalabrische Mafia-Organisation Ndrangheta gelobt. "Mit den heutigen, europaweit koordinierten Maßnahmen haben die Strafverfolgungsbehörden derNdrangheta einen empfindlichen Schlag versetzt“, sagte sie am Mittwoch. Die Razzien seien die bislang größten Operationen im Kampf gegen die italienische Mafia. „Eine vernetzte, aktive und nachhaltige Zerschlagung krimineller Strukturen ist die Basis unserer Strategie zur Bekämpfung organisierter Kriminalität“, so die Bundesinnenministerin. Die Sicherheitsbehörden sorgten für höheren Druck auf die organisierte Kriminalität, das spiegele sich in der Zahl der Ermittlungsverfahren wider. „Uns geht es darum, kriminelle Strukturen dauerhaft zu zerschlagen und ihnen kriminelle Einnahmen konsequent zu entziehen.“

Bayerns Innenminister sieht Mafia vor allem bei Geldwäsche aktiv

Bayerns Innenministers Joachim Herrmann (CSU) sieht Tätigkeiten der Mafia in Deutschland vor allem bei der Geldwäsche und weniger bei andere Verbrechensarten. Herrmann sagte am Mittwoch dem TV-Sender „Welt“: „Wir haben in Bayern generell die Feststellung, dass hier sehr viel Geld versucht wird zu waschen, dass hier die Mafia weniger Verbrechen selbst begeht.“ Die Mafia investiere ihr anderswo gewonnenes Geld hier in Immobilien, teure Kraftfahrzeuge und in italienische Restaurants, „um mit dem so gewaschenen Geld im Alltag seriös weiter Geld zu verdienen“, so der Bayerische Innenminister. Deutschland sei ein wohlhabendes Land mit einer blühenden Wirtschaft, so dass die Gelder der Mafias „hier sehr gewinnbringend angelegt werden können“. Die Bekämpfung der Geldwäsche ist aus Sicht von Herrmann eines der „dringendsten Themen für die nächsten Jahre“. Denn: „Hier müssen wir in Deutschland noch besser werden.“ Das bisherige System der Geldwäscheverdachtsmeldungen sei mit erheblicher Bürokratie verbunden. Es bestehe die Gefahr, „dass wir uns verzetteln in einer Vielzahl von Kleinkram“. Der Minister plädierte stattdessen dafür, die Arbeit der großen Sicherheitsbehörden wie das Bundeskriminalamt, die Landeskriminalämter und die Bundeszollbehörden „auf die wirklich großen, schweren Fälle“ der Mafia zu konzentrieren.

Experte glaubt nach Razzia nicht an Durchbruch gegen Mafia

Der Berliner Mafia-Experte Sandro Mattioli dämpft nach den groß angelegten Razzien gegen die italienische Ndrangheta-Organisation Hoffnungen auf einen durchschlagenden Erfolg der Ermittler. "Es ist noch viel zu tun und ich bin nicht optimistisch, dass das ein Durchbruch war", sagte Mattioli der "Rheinischen Post". "Man hat sich auf den Weg gemacht, was gut ist, aber der Weg wird noch lang sein." Mit Blick auf die Situation in Nordrhein-Westfalen ergänzte Mattioli, die Mafia habe sich dort bereits vor Jahrzehnten niedergelassen und mache Geschäfte. Im Kampf gegen organisierte Kriminalität gehe die aktuelle Landesregierung aber gut voran. Mattioli warnte, die deutschen Behörden seien auf die Bedrohung durch die italienische Mafia nicht gut vorbereitet. "DieNdrangheta hat ein Interesse daran, in Wirtschaftsbereiche einzudringen, um möglichst viel Profit rauszuholen – davor müssen wir uns schützen. Auch vor Geldwäsche, die über deutsche Unternehmen läuft“, sagte der Journalist und Buchautor, der auch Vorsitzender des Vereins „Mafia, nein danke“ ist. Geldwäsche sei „leider eine Gefahr, die man in Deutschland nicht auf dem Schirm hat“. +++