Experte: Syriza-Partei sollte keinen Schuldenschnitt anstreben

Berlin. Der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, hält es für wirtschaftlich und politisch falsch, wenn die radikallinke griechische Syriza-Partei von Alexis Tsipras im Fall eine Siegs bei der Parlamentswahl Ende Januar einen Schuldenschnitt anstreben sollte. „Wirtschaftlich würde es sowohl für Griechenland als auch für die übrigen Krisenländer sofort zu erhöhten Risikoprämien kommen, was deren Erholung weiter erschweren würde“, sagte Horn dem „Handelsblatt“.

Hauptgeschädigter eines Schuldenschnitts wäre nach Horns Überzeugung die Gemeinschaft der Mitgliedsstaaten der Euro-Länder. „Sie aber haben Griechenland nicht aus spekulativen Gründen Geld geliehen, sondern um zu helfen“, sagte er. „Wenn sie dafür mit einem Schuldenschnitt bestraft werden, dürfte dies die politische Bereitschaft, Krisenländer auch künftig zu unterstützen, massiv erschweren.“ Es liege daher weder im Interesse Griechenlands noch der übrigen Mitgliedstaaten einen Schuldenschnitt anzustreben. „Das sollte Syriza bedenken.“

Dessen ungeachtet wäre eine neue Regierung unter der Führung der Syriza-Partei aus Sicht Horns auch eine neue Chance. „Es ist doch offenkundig, dass die bisherige politische und wirtschaftliche Elite in Griechenland versagt hat“, sagte der Ökonom. „Deren Abwahl wäre somit ein Akt demokratischer Katharsis.“ Das wirtschaftspolitische Programm von Syriza bedürfe aber noch einer gründlichen Fokussierung. Richtig sei beispielsweise, den harten Austeritätskurs zu verlassen und damit die Binnennachfrage zu entlasten. +++ fuldainfo