Experte: Lehrer brauchen mehr Unterstützung bei Arbeit mit Flüchtlingskindern

Ihr seid keine Therapeuten, ihr seid Pädagogen

Berlin. Neben einer ausreichenden Versorgung der Schulen mit Lehrern fordert der Schulpsychologe Stefan Drewes Unterstützung für die Pädagogen bei ihrer Arbeit mit Flüchtlingskindern. Wichtig sei „ein schulnahes Unterstützungssystem mit Psychologen oder Sozialpädagogen, die man zurate ziehen kann – gerade wenn es Kinder gibt, deren Traumata sich verfestigen und die dann doch therapeutische Hilfe brauchen“, so Drewes in der Wochenzeitung „Die Zeit“.

Die Schule sei ein wichtiger Ort der Verarbeitung. Selbst bei traumatisierten Kindern könnten Lehrer viel bewirken. „Wenn es die Schule schafft, diesen Kindern ein Gefühl von Sicherheit zu geben, und Lehrer in der Lage sind, Beziehungen und Bindungen aufzubauen, dann können die Kinder nach einer Flucht beginnen, hier ihre Erlebnisse zu verarbeiten und mit neuen Erfahrungen zu überschreiben“, sagte Drewes, der beim Berufsverband der Psychologen die Sektion Schulpsychologie leitet.

Bislang gebe es keine realistischen Zahlen, wie hoch der Anteil traumatisierter Kinder in den deutschen Schulklassen wirklich ist. Es habe sich aber gezeigt, dass man mit den meisten Schülern gut arbeiten könne und dass sie „wissbegierig, interessiert und neugierig sind und sich sehr positiv entwickeln.“ Lehrer würden oft mit großer Begeisterung unterrichten, weil sie spüren, etwas bewirken zu können, sagte Drewes. Aber: „Wir machen Lehrern auch immer wieder klar: Ihr seid keine Therapeuten, ihr seid Pädagogen! Eure Aufgabe ist es, Beziehungen zu den Kindern aufzubauen, Entwicklungen anzustoßen.“ +++ fuldainfo