Ex-US-Finanzminister Summers traut Boom in den USA nicht

Summers warnte insbesondere vor einer steigenden Verschuldung

Washington. Der frühere US-Finanzminister Larry Summers traut dem wirtschaftlichen Boom in den USA nicht. „Die Wirtschaftsdaten sind zwar gut, aber nicht so gut, wie Präsident Trump uns Glauben machen will“, sagte der in Harvard lehrende Wirtschaftsprofessor dem „Handelsblatt“. Summers warnte insbesondere vor einer steigenden Verschuldung und einem dauerhaft schwachen Dollar. Beides zusammen könne zu einer Vertrauenskrise führen. „Wenn der Präsident wirklich mit seiner Erfolgsgeschichte Recht hätte, müsste viel mehr Kapital nach Amerika kommen, und der Dollarkurs würde steigen“, sagte Summers. Tatsächlich sinke der Kurs des „Greenback“ aber seit 14 Monaten. Der Ökonomen führt das auch darauf zurück, dass Europa und Japan bei der wirtschaftlichen Erholung die Nase vor den USA hätten. Zudem bezweifelt Summers, dass die wirtschaftliche Erholung der USA ein Verdienst des US-Präsidenten und seiner Politik ist. Von Europa erhofft sich Summers eine stärkere Führungsrolle in der Welt. Die Welt brauche Champions. Bislang seien das stets die US-Präsidenten gewesen. „Jetzt ist die Stunde Europas“, sagte Summers und machte deutlich, dass Deutschland eine besondere Führungsverantwortung habe, um den Freihandel zu verteidigen, die Globalisierungsgewinne besser zu verteilen und globale Probleme wie den Klimawandel zu lösen. Deutschland sei mit seiner harten Arbeit, seiner Sparsamkeit und seiner Selbständigkeit ein Vorbild für viele andere Nationen. Summers mahnte die Deutschen aber auch, ihre Nachbarn nicht im Stich zu lassen. „Die Wirtschaftsgeschichte hat gezeigt, dass es sehr schwer ist, seinen Wohlstand allein zu erhalten oder zu steigern.“ Deutschland sollte deshalb darauf achten, dass auch andere EU-Länder sich wirtschaftlich weiterentwickeln könnten und nicht in Schulden und Armut stecken blieben. +++