Ex-Deutsche-Bank-Chefökonom: Deutschland seit April in Rezession

Die offiziellen Wachstumszahlen zeigen bisher nur einen leichten Knick

Die Bundesrepublik steckt laut Einschätzung des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefökonomen Thomas Mayer bereits seit April diesen Jahres in einer Rezession. Sein Urteil beruht auf einer umfassenden Analyse aller wichtigen Konjunkturindikatoren, berichtet die „Welt am Sonntag“. Andere Experten wie Holger Schmieding von der Privatbank Berenberg oder Stefan Kooths vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel sind der Überzeugung, dass die deutsche Wirtschaft erst seit dem Sommer schrumpft. Die offiziellen Wachstumszahlen zeigen bisher nur einen leichten Knick nach unten.

Das liegt jedoch nach Einschätzung von Experten vor allem an noch fehlenden Daten und deren Interpretation. So spricht man bei zwei Quartalen mit Minuswachstum in Folge von einer Rezession. „Doch das bloße Abzählen von Quartalen hat kaum Aussagekraft“, sagt Kooths. „So blendet es aus, von welchem Niveau die Wirtschaftsleistung kommt.“ Um solche Verzerrungen zu umgehen, analysiert Mayer, der mittlerweile für den Vermögensverwalter Flossbach von Storch arbeitet, die Konjunktur nach US-Vorbild anhand von Wendepunkten – nach denen es entweder auf- oder abwärts geht.

Vor einem halben Jahr wurde höchstwahrscheinlich solch ein Punkt erreicht. Vor allem der von den USA ausgelöste Handelsstreit mit China und der Europäischen Union wirken sich immer stärker aus. Hinzu kommt die Unsicherheit über den Brexit. Im zweiten Quartal 2019 war die deutsche Wirtschaft laut Daten des Statistischen Bundesamtes leicht geschrumpft. Sollte es auch im dritten Quartal ein Minus gegeben haben – die Daten kommen Mitte November – wäre Deutschland dann auch ganz offiziell in der Rezession. +++