Eurogruppen-Chef lobt Corona-Plan von Merkel und Macron

Es wäre ein großer Schritt hin zu einer Fiskalunion

Der Chef der Eurogruppe, Portugals Finanzminister Mário Centeno, hat den deutsch-französischen Vorschlag für einen europäischen Wiederaufbaufonds von 500 Milliarden Euro gelobt. „Der Vorschlag von Merkel und Macron war eine gute Nachricht für Europa“, sagte der Politiker der „Welt“. „Diese Initiative ist ein kühner Schritt in die richtige Richtung, um diese Krise zu überwinden.“ Der Wiederaufbaufonds sei zwar ein zeitlich befristetes Instrument, aber die Initiative könnte die Euro-Zone langfristig prägen. „Wir werden sehen, wie es funktioniert“, sagte Centeno.

„Der deutsch-französische Vorschlag wäre ein großer Schritt hin zu einer Fiskalunion und zu einer wirklich funktionierenden Währungsunion, selbst wenn der Wiederaufbaufonds nur zeitlich begrenzt ist.“ Der Vorsitzende der Euro-Gruppe plädiert an die europäischen Regierungen sich rasch auf Kernelemente des europäischen Konjunkturprogramms zu einigen. „Es wäre gut, wenn wir uns vor dem Sommer auf die Grundzüge des Wiederaufbaufonds einigen. Das würde Gewissheit bedeuten für Bürger, Unternehmen und die Märkte und die EU-Reaktion glaubwürdiger machen.“ Er warnte allerdings auch: „Die Verhandlungen im Europäischen Rat werden sehr kompliziert werden.“ Zu den offenen Fragen gehört, nach welchen Kriterien das Geld aus dem Fonds verteilt werden soll. „Bevor wir über die Verteilung des Geldes reden, müssen wir wissen, wie viel jedes Land braucht. Das Geld aus dem Wiederaufbaufonds muss in die Länder fließen, die von der Krise am stärksten betroffen sind“, so Centeno.

Damit unterstreicht der portugiesische Politiker die Position der südeuropäischen Länder, die einen Großteil des Geldes für sich erwarten, so die „Welt“. Mittel- und osteuropäische Länder, aber auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, betonen hingegen, dass die Mittel auch in die am stärksten betroffenen Sektoren fließen sollen. Italien rechnet mit 100 Milliarden aus dem Fonds. „Wir wissen nicht, ob 100 Milliarden zu viel sind oder zu wenig. Die Antwort auf die Krise muss der Herausforderung entsprechen, und Italien ist ein sehr großes Land“, sagte Centeno. Über seine zweite Amtszeit habe er noch nicht entschieden, sagte der Politiker. „Meine Amtszeit endet am 13. Juli, und ich werde meine Kollegen in den kommenden Wochen informieren, ob ich für eine zweite Amtszeit kandidiere“, sagte der Eurogruppen-Vorsitzende. +++