EU-Kommission fordert mehr Unterstützung für Griechenland

Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, Griechenland den Rücken zu kehren

Brüssel. Die Brüsseler EU-Kommission hat die Mitgliedsländer der Europäischen Union dazu aufgerufen, Griechenland stärker bei der Bewältigung der Migrationskrise mit Asylexperten zu unterstützen: „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, Griechenland den Rücken zu kehren, weil die Migrationsströme zurück gegangen sind“, sagte der für Flüchtlingsfragen zuständige EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos der „Welt“.

Die Kommissionsbehörde arbeite zusammen mit den griechischen Behörden nachdrücklich daran, die Situation der Flüchtlinge und Migranten vor Ort zu verbessern, betonte der Kommissar. Mehr als 700 Mitarbeiter verschiedener europäischer Behörden würden Griechenland bei der Aufnahme, Registrierung und Identifizierung von Migranten unterstützen, ebenso bei der Grenzsicherung: „Aber die EU-Mitgliedsländer müssen weiterhin Mitarbeiter zur Verfügung stellen, insbesondere für das Europäische Unterstützungsbüro für Asylfragen (EASO), so dass die Arbeit vor Ort verstärkt werden kann“, sagte Avramopoulos. Es gebe noch mehr als 50.000 Menschen in Griechenland, darunter viele, die ein Recht hätten, auf andere europäische Staaten umverteilt zu werden. „Jetzt ist nicht die Zeit für Gleichgültigkeit“, erklärte der Kommissar aus Griechenland.

Derzeit arbeiten in Griechenland – neben mehr als 600 Einsatzkräften der EU-Grenzschutzagentur Frontex – 54 Fachleute der europäischen Asylagentur EASO und 48 Dolmetscher. Dies sei nur ein Bruchteil des versprochenen Personals, kritisierten die griechischen Behörden zuletzt. Seit dem Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der Türkei vom 18. März ist die Zahl der Asylgesuche in Griechenland sprunghaft angestiegen: Im Februar waren es nach amtlichen Angaben 1.467, im März 2.954 und im Juli 4.013. Auch die Zahl der Flüchtlinge ist in den vergangenen Wochen stetig gestiegen. Seit dem Putschversuch in der Türkei Mitte Juli haben sich die Neuankünfte mehr als verdoppelt: Setzten in den ersten beiden Juliwochen 634 Flüchtlinge über, waren es in den ersten zwei Augustwochen 1.277 Menschen. +++