Erneute Vorwürfe gegen Wedel

Ein Drama - Kommentar zu Dieter Wedel

Dieter Wedel

Fulda. Gegen den ehemaligen Bad-Hersfelder Festspiel-Intendanten Dieter Wedel gibt es neue Vorwürfe. Nach einem Bericht der “Zeit” haben vier Frauen dem Regisseur teils lange zurückliegende sexuelle Übergriffe und Schikanen vorgeworfen. Laut Bericht soll Wedel die Schweizer Schauspielerin Esther Gemsch 1980 in seinem Hotelzimmer angegriffen und versucht haben, zu vergewaltigen. Dem 75-Jährigen habe man Gelegenheit zur Stellungnahme zu den neuen Vorwürfen gegeben, schreibt die Wochenzeitung. Am Montag wurde bekannt, dass Wedel mit Herzbeschwerden im Krankenhaus liegt.

Ein Drama – Kommentar zu Dieter Wedel

Christian Matz schreibt in seinem Kommentar für die „Allgemeine Zeitung Mainz“: Dieter Wedel, der Millionen Zuschauer begeistert und Fernsehgeschichte geschrieben hat, steht vor den Trümmern seines Lebenswerks. Denn mitnichten lassen sich die nun publik gewordenen Vorwürfe als alte, zusammenphantasierte Geschichten enttäuschter Verehrerinnen abtun, die Wedel heute eins auswischen wollen, weil sie keine große Karriere gemacht haben. Einige der Frauen (ob namentlich zitiert oder nicht), die ihm sexuelle Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung vorwerfen, haben sich schon früher offenbart, im Freundeskreis, in der Familie, gegenüber Kollegen, und manchmal auch gegenüber Ärzten und Anwälten. Warum sie nicht ausreichend gehört wurden, vor allem, wieso sich Wedel nicht schon früher dafür verantworten musste, ist eine der ungelösten Fragen in diesem sich fast täglich auswachsenden Skandal. Den Weggefährten und -gefährtinnen, die sich für den Star-Regisseur verbürgen, ist übrigens nicht unbedingt ein Vorwurf zu machen. Sie schildern eben die Seite an Wedel, die sie erlebt haben: Einer der mächtigsten TV-Männer Deutschlands, dem sich zahllose Chancen boten, der beliebig und begierig zugriff, der sich aber keinen Übergriff erlaubte. Und der zu Höchstleistungen antrieb, es aber insgesamt nicht übertrieb. Allerdings deutet inzwischen alles darauf hin, dass es eine zweite Seite Wedels gab, die keinen Raum mehr lässt für Diskussionen, ob etwas noch erlaubt ist oder nicht. Die Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft und die Untersuchungen mehrerer Fernsehsender sind nun der absolut notwendige Auftakt für ein Drama, in dem nur Verlierer mitspielen. +++