Erneut Luchsnachwuchs im Reinhardswald

Das Luchsvorkommen in Nordhessen bleibt stabil. Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat gemeinsam mit dem Arbeitskreis (AK) Hessenluchs den aktuellen Luchsbericht veröffentlicht. Demnach konnten erneut Luchse in Nordhessen nachgewiesen werden. Auch in diesem Jahr hat es in Hessen wieder Luchsnachwuchs gegeben. Im Reinhardswald sind zwei junge Luchse unterwegs. Darüber hinaus wurden insgesamt neun selbständige, also mindestens einjährige, Luchse eindeutig identifiziert. Das Hauptstreifgebiet der meisten Tiere lag – wie bereits im Vorjahr – in Niedersachsen, mindestens zwei Luchse haben sich jedoch dauerhaft in Hessen niedergelassen. Luchse galten in Hessen rund 150 Jahre lang als ausgerottet, erst seit etwa 15 Jahren sind einzelne Tiere wieder sesshaft geworden.

Umweltstaatssekretär Michael Ruhl bezeichnete die Entwicklung als Erfolg für den Naturschutz. „Die Rückkehr des Luchses ist ein Langzeitprojekt, der erneute Nachweis in Hessen ein Erfolg für den Naturschutz, der nur durch Verbesserungen der Biotopstruktur möglich wurde. Ich danke allen Beteiligten für ihre Arbeit am Luchsbericht, der wertvolle Erkenntnisse liefert“, sagte Ruhl.

Die ausgewerteten Nachweise stammen ausschließlich aus Nord- und Nordosthessen. Von insgesamt 118 erfassten Luchsbeobachtungen und Meldungen konnten 102 als sichere Nachweise bestätigt werden. Der überwiegende Teil dieser Nachweise geht auf das Fotofallen-Monitoring des HLNUG zurück, das im vergangenen Jahr systematisch erweitert wurde. Inzwischen sind rund 30 Kamerafallen an 20 Standorten im Einsatz. Ergänzt wird das systematische Monitoring durch sogenannte Zufallshinweise, die beim AK Hessenluchs gemeldet werden.

Die meisten der gesicherten Nachweise der Kategorie C1 stammen aus Nord- und Nordosthessen. Dies ist nach Angaben des HLNUG vor allem auf die räumliche Nähe zum Harzer Luchsvorkommen auf niedersächsischer Seite zurückzuführen. Im Harz startete bereits im Jahr 2000 ein Wiederansiedlungsprojekt der größten europäischen Katze. Die Art konnte sich dort mittlerweile wieder etablieren und breitet sich von dort aus, wenn auch sehr langsam, weiter aus. Um diese Ausbreitung zu verfolgen, startete im Frühjahr 2024 der Nationalpark Harz in Kooperation mit der Universität Göttingen und dem HLNUG ein grenzüberschreitendes Luchsprojekt, das durch das seit Oktober 2024 fortgesetzte Monitoring des HLNUG bis heute andauert.

Im Reinhardswald im Landkreis Kassel konnte erneut eine Luchsmutter mit Jungtieren nachgewiesen werden. Wie bereits in den Jahren zuvor wurde das Weibchen mehrfach mit Nachwuchs fotografiert. „Da der erste Nachweis dieses Weibchens mit Jungtieren im September 2024 in Hessen gelang, wird diese Reproduktion gemäß den Bundesmonitoring-Standards für Hessen gewertet“, erklärte HLNUG-Präsident Prof. Dr. Schmid. Die wiederholten Nachweise von Jungtieren im nordhessischen Monitoringgebiet des HLNUG sowie eine gewisse Fluktuation weiterer Luchsindividuen ließen hoffen, dass sich in Nordhessen wieder eine kleine Teilpopulation der sogenannten Harzluchse etabliere, so Schmid.

Auffällig ist zudem, dass sich aktuelle Nachweise nicht ausschließlich auf das Kerngebiet im Norden Hessens beschränken. Auch weiter südöstlich wurden Luchse über Fotofallen oder Zufallssichtungen dokumentiert. Diese Funde deuten darauf hin, dass einzelne Tiere größere Distanzen zurücklegen und sich die Art möglicherweise schrittweise nach Süden und Osten ausbreitet. „Vor dem Hintergrund des im letzten Jahr gestarteten Luchs-Wiederansiedlungsprojekts in Thüringen, aus dem Zuwanderungen aus östlicher Richtung zu erwarten sind, könnte sich so möglicherweise eine Vernetzung der Populationen Harz und Thüringen über Hessen entwickeln“, erklärte Josephin Bruhn, Naturschutzreferentin des hessischen Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) und Mitautorin des Luchsberichtes. Geduld sei jedoch erforderlich. „Luchsweibchen lassen sich nur in der Nähe anderer Luchse zur Fortpflanzung nieder, sodass sich die Populationen nur langsam ausbreiten“, betonte Bruhn.

Die langsame Ausbreitung und die weiterhin sehr geringe Individuenzahl machen das Luchsvorkommen in Hessen nach Einschätzung der Fachleute nach wie vor sehr anfällig für Verkehrsunfälle oder Krankheiten. +++


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