Erinnerungsberichte aus dunklen Zeiten und angeregtes Gespräch

Generalvikar Steinert empfing polnische Caritas-Gäste

Die Gruppe der polnischen Seniorinnen und Senioren mit Caritasdirektor Juch (li.), Generalvikar Steinert (4. V. re.) sowie Dolmetscher Cislak und Betreuerin Bauer (re.) Foto: C. Scharf

Erneut hat die Bistums-Caritas eine Gruppe polnischer Seniorinnen und Senioren zu Gast: Für zwei Wochen ist der Kreis aus sechs Personen und dem Dolmetscher Wieslaw Cislak sowie der ehrenamtlichen Caritas-Betreuerin Gisela Bauer im Kloster Hünfeld untergebracht. Die Senioren aus dem östlichen Nachbarland waren als Kinder und Jugendliche mit ihren Familien – etwa durch ihre jüdische Herkunft oder aus politischen Gründen – der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Der alljährliche Besuch einer Gruppe von Betroffenen hier in Osthessen, den die Caritas stets in Kooperation mit dem Maximilian-Kolbe-Werk organisiert, dient der Erholung der Teilnehmenden und gleichzeitig aber auch der Wiedergutmachung, als Beitrag der Verständigung und als Ausdruck der jetzt herrschenden deutsch-polnischen Freundschaft.

Wichtiger Bestandteil eines solchen Besuches ist immer der Empfang der Caritas-Gäste durch das Bistum. Diesmal war der Gastgeber Generalvikar Prälat Christof Steinert, der sich mit der Gruppe im Beisein von Diözesan-Caritasdirektor Dr. Markus Juch zu einem „zweiten Frühstück“ zusammen setzte. Generalvikar Steinert begrüßte die Gäste zunächst herzlich und wies auf die wichtige Tradition des Empfangs bei der Bistumsleitung hin, um den Gästegruppen aus Polen damit auch ein sichtbares Zeichen der Wertschätzung zu geben. Caritasdirektor Juch erläuterte ergänzend, dass die Besuche aus Polen bereits seit 1986 und damit zum 39. Mal erfolgten. Ihm sei es dabei jedes Jahr wichtig, dass die Seniorinnen und Senioren als Zeitzeugen einer dunklen Epoche der Geschichte auch mit jungen Menschen zusammenträfen. Daher stünde im Rahmen des Aufenthaltes auch ein Zeitzeugengespräch mit Schülerinnen und Schülern der Caritas-Pflegeschule an, damit die Besucher über ihre Erfahrungen aus der Zeit der Verfolgung berichten und Fragen der jungen Menschen beantworten können.

Im Folgenden berichteten die Senioren dem Generalvikar über ihre eigenen Erlebnisse und Erfahrungen aus der Zeit ihrer Verfolgung. Einer der Herren beispielsweise war als kleines Kind von seiner Familie durch Geld an die Wächter aus einem jüdischen Ghetto herausgebracht worden. Er konnte bei einer polnischen Familie aufwachsen, während seine ganzen Angehörigen ins Vernichtungslager gebracht wurden und die NS-Zeit nicht überlebten. Im Gespräch mit dem Generalvikar und Caritasdirektor Juch entspann sich nach den Berichten eine lebhafte Diskussion über die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland, Polen und Europa und den Wert von Zeitzeugenberichten, um ethische Werte zu pflegen und sich entwickelnde politische Gefahren zu erkennen und zu verstehen. Zum Abschluss des Besuches dankte Generalvikar Steinert für die aufrichtigen Berichte und geäußerten Meinungen. Er wünschte der Gruppe einen weiteren erholsamen Aufenthalt. Für ein „offizielles Gruppenfoto“ stellte man sich abschließend noch vor dem Generalvikariat auf. +++ pm

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