Equal Pay Day muss Probleme offenlegen

Reine „Gedenktage” nutzlos

Fulda. Anlässlich des Equal Pay Day am 18. März bezeichnete Christel Müller, Regionalvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung und als stellvertretende Landesvorsitzende auch Beauftragte für Frauenfragen im VBE Hessen, den Öffentlichen Dienst und den Schulbereich als Beispiel für das Prinzip „Gleiche Arbeit – gleicher Lohn“. Insofern scheine hier der Equal Pay Day ins Leere zu laufen.

Der Equal Pay Day müsse aber auch verdeutlichen, dass es nach wie vor noch eine deutliche „mittelbare Diskriminierung“ im Grundschulbereich Hessens gäbe. Dort erhielten zwar alle Lehrkräfte das ganze Jahr hindurch, ob männlich oder weiblich, die gleiche Besoldung. Es werde aber in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, dass in diesem Bereich nahezu 100 % Frauen arbeiteten.

„Grundschullehrerinnen erhalten aber in Hessen bei einer historisch wie bundesweit höchsten Arbeitszeit zugleich die geringste Besoldung im Besoldungsgefüge der Lehrkräfte. Diese Besoldungs- und Arbeitsbedingungen mutet man gesellschaftlich nur Frauen zu“, erläuterte Müller. „Immer noch genießt nämlich die Arbeit mit Kindern gesellschaftlich zu wenig Anse¬hen“, monierte die Beauftragte für Frauenfragen des hessischen VBE-Landesverbandes. „Auch das gehört zur Wahrheit des Equal Pay Days. – Zudem sind Frauen in Führungspositionen im Schuldienst außerhalb der Grundschule nach wie vor unterrepräsentiert“, mahnte Müller, die selbst Schulleiterin im Kreis Fulda ist. Dieses Besoldungsgefüge stammt noch aus Kaisers Zeiten. Müller: „Es muss Schluss damit sein, dass die Schuhgröße der Kinder für die Besoldung ausschlaggebend ist.“

Anerkennung von Frauen und ihrer Arbeit müsse, so Müller abschließend, auch darin bestehen, dass sie in einem nahezu männer-freien Bereich die gleichen Verdienst- und Aufstiegschancen hätten wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den anderen Schulformen. Die Forderung der stellvertretenden Landesvorsitzenden ist klar: „Gleichwertiges muss gleich besoldet werden – und Erziehungs- und Bildungsarbeit ist in allen Schulen und Schulformen gleichwertig!“

Insgesamt bewertete die Gewerkschafterin die frauenbezogenen Merktage kritisch: „Die besten und schönsten Weltfrauentage, Equal Pay Days und Girl´sDays nutzen nichts, wenn sie nicht zu verändertem Handeln in der Politik und zu einem Umdenken in den Köpfen der Gesellschaft führen“, so Müller abschließend. „Ein Equal Pay Day muss auch zu erforderlichen Konsequenzen führen, sonst hat er wie bisher nur deklamatorischen Wert!“

Information: Am 18. März ist Equal Pay Day (EPD). Der Tag markiert den Zeitraum, den Frauen über das Jahresende hinaus arbeiten mussten, um auf das Vorjahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu kommen, das sind derzeit etwa knapp 80 Tage.