Epidemiologe: Lockdown bis mindestens Ende Januar

Kliniken erwarten 5.000 Corona-Intensivpatienten zum Jahreswechsel

Coronavirus

Markus Scholz, Epidemiologe an der Universität Leipzig, hält eine Verlängerung des nun beschlossenen Lockdowns bis mindestens Ende Januar für notwendig. „Ich rechne damit, dass die Maßnahmen selbst bei gutem Verlauf mindestens bis Ende Januar aufrechterhalten werden müssen, um eine Wirkung zu haben“, sagte Scholz zum Nachrichtenportal Watson. Die Verschärfungen der Regeln hält Scholz für längst überfällig. „Die Maßnahmen entsprechen ungefähr dem, was wir im Frühjahr hatten, eher etwas leichter. Was im Frühjahr gereicht hat, muss aber im Winter nicht genügen“, mahnte er.

„Ich rechne bestenfalls mit einer langsamen Zurückdrängung der Pandemie.“ Die Wahrscheinlichkeit für eine Normalisierung der Lage ab dem 10. Januar hält der Epidemiologe für gleich null. „Da sehr spät mit den Maßnahmen begonnen wurde, dauert es nun entsprechend lange, bis diese eine ausreichende Wirkung zeigen. Nach zwei Wochen kann man zunächst erste Auswirkungen bei den Infektionszahlen sehen. Weitere ein bis zwei Wochen später könnte eine positive Entwicklung dann im Gesundheitssystem angekommen sein, indem weniger Patienten auf die Intensivstationen kommen“, sagte Scholz. Bis in den Kliniken aber die notwendige Entlastung spürbar sei, werde es aufgrund der langen Liegedauern der schweren Covid-19 Fälle sehr lange dauern. „Eine eventuelle Verschärfung durch Weihnachten und Silvester ist hierbei gar nicht berücksichtigt“, so Scholz. Zwischen 24. und 26. Dezember können über den eigenen Hausstand hinaus noch vier weitere Personen aus dem engsten Familienkreis eingeladen werden. Diese Regelung sieht der Epidemiologe kritisch: „Das Risiko, dass es durch Weihnachten und Silvester zu einer weiteren Pandemieverstärkung kommt, ist durchaus nicht zu unterschätzen.“

Kliniken erwarten 5.000 Corona-Intensivpatienten zum Jahreswechsel

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft rechnet trotz des harten Lockdowns mit weiter steigenden Zahlen an Covid-19-Intensivpatienten. „In den nächsten zwei Wochen werden die Infektionszahlen zunächst noch einmal steigen. Der Lockdown wirkt erst mit Verzögerung“, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Ich rechne damit, dass die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen von derzeit rund 4.500 auf 5.000 zur Jahreswende steigen wird.“ Aus diesem Grund sei es wichtig, dass der Rettungsschirm für die Kliniken jetzt wieder an alle Krankenhäuser gezahlt werde. Man habe bereits heute an einigen Stellen eine Überlastung der Krankenhäuser. Regelpatienten könnten nicht mehr so versorgt werden wie sonst. Dort müsse dann eine Auswahl stattfinden. „Das ist aber keine Triage in dem Sinne, wie sie in Frankreich und Italien stattfinden musste, wo Ärzte entscheiden mussten, w er noch beatmet wird und wer nicht“, fügte Gaß hinzu. +++