Elf Festnahmen bei Pädophilen-Ring

Sechs Männer im Alter von 27 bis 43 Jahren sowie eine 45-jährige Frau

Kindesmissbrauch

Nach dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Kindern hat die Polizei Münster insgesamt elf Personen festgenommen. Sieben Beschuldigte befinden sich aktuell in Untersuchungshaft, teilten die Beamten am Samstag mit. Die übrigen Personen wurden entlassen. Im Zusammenhang mit den Festnahmen durchsuchten die Ermittler zahlreiche Objekte und stellten Beweismaterial, insbesondere elektronische Speichermedien, sicher. In einem Objekt fanden Ermittler einen komplett eingerichteten und klimatisierten Serverraum mit einem potentiellen Speichervolumen von mehr als 500 Terabyte. Bei den inhaftierten Beschuldigten handelt es sich um sechs Männer im Alter von 27 bis 43 Jahren sowie eine 45-jährige Frau.

Vier der Männer sind dringend verdächtig, zwei minderjährige Kinder im Alter von fünf und zehn Jahren schwer sexuell missbraucht zu haben. Zwei weitere Beschuldigte stehen im Verdacht, zumindest an einem der beiden Kinder schwere sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Einem Münsteraner werden bislang 15 Taten vorgeworfen, die er zum Teil per Video und auf Fotos dokumentiert und über das Darknet verbreitet hatte. Bei den Opfern handelt es sich zum einen um den zehnjährigen Sohn der Lebensgefährtin des Münsteraners und um den fünfjährigen Sohn eines Beschuldigten aus Staufenberg. In einer Kleingartenanlage in Münster sollen sich mehrere Beschuldigte an beiden Opfern vergangen und die Taten teilweise gefilmt worden sein.

Im April sollen sich in einer Kleingartenanlage in Münster mindestens vier der Beschuldigten an beiden Opfern vergangen und die Taten teilweise gefilmt haben. Ausgangspunkt war ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt aus dem Jahr 2018. Damals hatte eine unbekannte Person über das Internet Dateien mit kinderpornografischem Inhalt angeboten. Im Rahmen aufwendiger Ermittlungen konnte im April 2019 ein Anfangsverdacht gegen den beschuldigten Münsteraner begründet werden. Über eine ermittelte IP-Adresse führte die Spur zu einem landwirtschaftlichen Betrieb im Kreis Coesfeld. Der Beschuldigte war hier für die Administration im IT-Bereich tätig.

Oberbürgermeister Lewe reagiert mit Bestürzung auf den Missbrauchsfall

„Ich bin erschrocken, dass unsere Stadt offenbar Schauplatz solch schrecklicher Taten war. Stellvertretend für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt möchte ich mein tiefes Mitgefühl für die Kinder ausdrücken. Unsere Aufmerksamkeit und unsere Gedanken sind bei den Kindern, die nun in sicheren Einrichtungen sind und dort umfassende professionelle Hilfe bekommen. Ich danke der Polizei und der Staatsanwaltschaft für ihre Arbeit und hoffe auf weitere Erfolge“, so der Oberbürgermeister in einer Stellungsnahme. Staatsanwaltschaft und Polizei hatten deutlich gemacht, noch am Anfang der Ermittlungen zu stehen. Lewe: „Selbstverständlich unterstützen wir die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.“ Nach bisherigen Erkenntnissen der Stadt Münster ist die Familie eines der Opfer den städtischen Behörden aus den Jahren 2015 bis 2016 bekannt, weil der soziale Kindsvater wegen des Besitzes und des Vertriebs pornographischer Daten aufgefallen war. In dieser Zeit hatte das Jugendamt Kontakt zu der Familie. 2015 sah das Familiengericht nach einer Befassung mit dem Fall keinen Anlass, das Kind aus der elterlichen Verantwortung zu nehmen. Lewe: „Eine Bewertung können wir erst vornehmen, wenn die Faktenlage dafür ausreichend geklärt ist.“ Der Fall zeige in erschreckender Weise, dass der sexuelle Missbrauch von Kindern und die Brutalität der Täter viel größere Dimensionen habe, als noch vor wenigen Jahren allgemein bekannt gewesen ist. Lewe appellierte an die Bürgerinnen und Bürger von Münster: „Seien Sie wachsam. Sprechen Sie Auffälligkeiten offen an und melden Sie sich mit ihrem Verdacht lieber zu früh als zu spät bei den Behörden.“ +++