Einzelhandel Hessen: Tarifverhandlungen für rund 230.000 Beschäftigten beginnen

„Unsere Forderungen sind eine aktive Sozialpolitik“

Lohnabrechnung

Frankfurt. „‘Völlig überzogen‘, so werden die Arbeitgeber wohl wie immer die Darstellung unserer Forderungen bei der ersten Tarifverhandlung kommentieren. Doch auch sie dürfen nicht wegsehen, wenn die Arbeitseinkommen vieler Beschäftigter des Einzelhandels heute schon nicht zu einem vernünftigen Leben reichen und keine auskömmliche Rente garantieren“, erklärt Bernhard Schiederig, Landesfachbereichsleiter Handel der ver.di Hessen: „Deshalb werden wir bei den jetzt anlaufenden Tarifverhandlungen noch stärker als sonst die strukturell wichtigen Komponenten des erwarteten Ergebnisses herausstellen und die Unternehmen an ihre Fürsorgepflicht für die Beschäftigten erinnern. Unsere Forderungen sind eine aktive, längst überfällige Sozialpolitik für alle in der Branche.“

Die Tarifverhandlungen beginnen am Donnerstag in Neu-Isenburg. Die Tarifkommission Einzelhandel Hessen, in der Betriebsräte zahlreicher Unternehmen der Branche mitarbeiten, hat hierzu folgende Forderungen erhoben: Erhöhung der Gehälter und Löhne um einen Euro je Stunde. Dadurch sollen die derzeit im Einzelhandel noch am schlechtesten Bezahlten verhältnismäßig mehr Geld erhalten als die mit höheren Einkommen. Auch soll die Vergütung der Auszubildenden auf 1.000 Euro im 1. Ausbildungsjahr, 1.100 Euro im 2. Ausbildungsjahr und 1.200 Euro im 3. Ausbildungsjahr angehoben werden. Durch einen solchen sprunghaften Anstieg würden Auszubildende besonders gefördert und der Einzelhandel als Ausbildungsplatz attraktiver gemacht. Weiter sollen die Tarifverträge für allgemeinverbindlich erklärt werden. Damit könnte verhindert werden, dass der Verdrängungs-, ja sogar immer mehr Vernichtungswettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird und zu dauerhaft sinkenden Einkommen führt. Allgemeinverbindliche Tarifverträge sind ein wirksames Mittel gegen Armut heute und im Alter. +++