Eine Geschichte zu Weihnachten: Die Roth-Familie: Wo Sport gelebt wird

Lilli, Lotta, Viktoria, Florian. (v.l.)

Manchmal muss man nur warten. Schließlich klopft Weihnachten an. Oft sucht man. Vergeblich. Man fahndet geradezu. Doch manchmal wird Warten auch belohnt. Mit Geschichten, in denen in einer Familie Sport gelebt wird. Inspirierend ist das. Mit viel Geben und Nehmen. Bei der Familie Roth in Eiterfeld besonders. Ob durch Viktoria, die als Mutter eine feine und aufopfernde Rolle im Hintergrund einnimmt. Durch Florian, der es seit Jahr und Tag mit dem Kicken hält; man muss ihn eigentlich nicht näher vorstellen. In erster Linie soll es hier aber um ihre Töchter gehen. Um Lilli und Lotta, junge und frische Gesichter der Leichtathletik. Dem Hünfelder SV, der ersten Adresse in Osthessen in dieser Sportart, haben sie sich verschrieben. Auch wenn Lotta mit Beginn des neuen Jahres nach Eichenzell wechselt. In die Familie Roth einzutauchen, das aber macht Spaß. Wenn man sieht, mit welchem Einsatz, welchen Aufwendungen, Investitionen und Verzichten, mit welcher Hingabe und Leidenschaft alle dabei sind.

Allein, wenn man über die Leichtathletik-Seiten des HSV fliegt, tauchen ihre Namen immer wieder auf: die von Lilli (16) und Lotta (13) Roth. Ihre Erfolge zu benennen, das ist fast müßig. Seit Jahren schon sind sie dabei. Aktuell ist der Name der jüngeren Lotta eine Spur präsenter - nicht zuletzt, weil sie gerade erst den Deutschland-Cup im Mehrsprung der U13 in Leverkusen gewann. Ja, Sie haben richtig gelesen: Mehrsprung; eine erweiterte Methode des Dreisprungs - oder einer Variante für den Nachwuchs, sich der Disziplin zu nähern. Zudem gehörte Lotta der „Hessenrekord-Staffel“ der Startgemeinschaft Hünfeld-Eichenzell-Flieden an - über 4x75 Meter der weiblichen U14 in Wetzlar. Mitte September stand sie im Team des HSV bei den Deutschen Meisterschaften in Leverkusen - Vierte wurde es, nur sechs Punkte hinter Platz drei.

Beide Schwestern aber sind - und jetzt kommt Lilli ins Spiel - Bestandteil der erfolgreichen Mannschaften, die die HSV-Leichtathletik so alle zu bieten hat. Was sich Lilli besonders ans Revers heften könnte: Im vergangenen Jahr stand sie in der Mannschaft, die die Deutsche Vize-Meisterschaft holte. Zudem wurde sie Erste mit dem Team der „Schweden-Staffel“. Und an Deutschen und Süddeutschen Meisterschaften nahm sie teil. Diese Auflistung ist nur ein Ausriss der Erfolge beider.

Beide haben unterschiedliche Schwerpunkte oder Interessen. Lilli macht gerne Speerwurf und Sprint - Lotta auch Sprint, nimmt aber die Hürden in Angriff und den Weitsprung. Und schließlich geht es bei allen Sportlern auch um menschliche Charakteristika und Eigenschaften. Wie sie zur Leichtathletik gekommen sind? Gab es ein auslösendes Moment? „Der Bewegungscheck in der 3. Klasse in der Grundschule“, ist sich Lilli sicher. Hobbies wurden da vorgeschlagen, Betätigungsfelder oder Sportarten, denen man sich widmen könne. Ski-Langlauf, Fußball und Leichtathletik waren das bei ihr. Die Wahl fiel auf Letzteres. „Ich bin in eine Leichtathletik-AG gegangen.“ Die Kinder-Leichtathletik beim Hünfelder SV wuchs. Auch bei Lotta spielte der Bewegungs-Check eine Rolle. „Doch sie ist eher durch ihre Schwester zur Leichtathletik gekommen“, verrät ihre Mutter.

Was sie eint, das ist eine ganze Menge. Beide sind sehr ehrgeizig. Der Ehrgeiz steht ihnen in den Augen geschrieben, fast springt er heraus. „Ja, beide sind sehr ehrgeizig. Aber jede auf ihre Art, Denn sie sind sehr unterschiedlich“, sagt ihre Mutter Viktoria. Beide seien gewiss mit Talent ausgestattet, ergänzt ihr Vater Florian, Lilli sei „ein bisschen ehrgeiziger. Beide besuchen die Lichtbergschule in Eiterfeld. Lilli ist in der 10. Klasse und hat noch ein Jahr vor sich - Lotta tummelt sich in der 8. Klasse. Nicht zuletzt pushen sich beide im Training. Sie „battlen sich“, würde man neudeutsch sagen. Immer wieder. Immer wieder aufs Neue. Schließlich ist es ein Geschwister-Duell. Eine Konkurrenz, die fruchtet. Sie anspornt. Das liegt auch daran und entwickelte sich, dass Lotta als Jüngere immer mitkam zu den Wettkämpfen ihrer etwas älteren Schwester. Und eben das kommt Lotta jetzt zu Gute.

Was die Leichtatletik beim Hünfelder SV ausmacht? Teamgeist sei zu spüren. Rainer Hahn - Wieder-Beleber der Sportart, Katalysator und Rund-um-die-Uhr-Präsenz-Figur in einem - kommt ins Spiel. Er bietet Training ohne Ende an und fördert die Entwicklung seiner Athleten. „Es wird halt Wert darauf gelegt, dass man sich sieht. Als Freunde“, sagt Lilli bestimmt. Aber auch eher beiläufig. Denn die gesamte Situation und das Miteinander haben sich in Jahren des Zusammenseins herausgeschält. Es hat sich eine Gruppen-Dynamik entwickelt beim HSV. Und wenn die Roth-Schwestern mal nicht zum Training können, dann spulen sie zu Hause ihr Programm ab. Hier haben sie sich eingerichtet, mit Kraftgeräten oder Gewichten - oder sie machen auch Yoga-Übungen. „Und wenn es an der nötigen sportlichen Pflege hakt“, klärt Viktoria auf, „dann bin ich ja da. Wenn es irgendwo zuckt oder weh tut“. Viktoria Roth ist gelernte Physiotherapeutin.

Lotta Roth wechselt jetzt zum Nachwuchs des TLV Eichenzell. „Sie erhofft sich neue Impulse“, sagt Rainer Hahn. Lotta selbst benennt es so: „Eichenzells Trainer Adrian Schneider hat mich halt angesprochen und gefragt, ob ob ich Drei- oder den Mehrfachsprung machen möchte.“ Und Viktorias Tochter wollte. „Lotta hat viel an ihren Schritten gearbeitet und sich enorm gesteigert.“ Sie trainiert aber weiterhin auch in der Hünfelder Rhönkampfbahn. Überhaupt kommt innerhalb der Startgemeinschaften tüchtig Leben und Bewegung hinein - folgende Wechsel kündigen sich an: einer von Flieden nach Eichenzell, zwei von Hünfeld nach Eichenzell und sechs von Eichenzell nach Hünfeld.

Lilli indessen bleibt weiterhin beim HSV. Ihr Ziel: die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft mit dem U20-Team. Sie hat die Möglichkeit, „die Altersklasse hochzustarten“. Das gesamte Team wird in diesem Wettbewerb gewertet. Rainer Hahn ist es gelungen, mit Hilfe der neuen Startgemeinschaft zwei gute Teams aufzubauen. Manchmal muss man eben nur warten.

Lesen Sie im zweiten Teil dieser Geschichte, welche Rolle Viktoria Roth einnimmt - und wie sie die Fäden im Hintergrund zusammen und in der Hand hält. Und was Fußballer Florian Roth beisteuert. Zur Familie Roth. Ihrem Leben. Ihrer Leidenschaft für den Sport. Und ihrem Miteinander. +++ rl


Popup-Fenster

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*