Einblick in den Alltag des Chirurgen

Lauterbach. 39 Schüler des Unter- und Mittelstufenkurses der Krankenpflegeschule des Vogelsbergkreises in Alsfeld sowie 20 Abiturienten des Leistungskurses Gesundheit des Beruflichen Gymnasiums Kinzig-Schule Schlüchtern erlebten einen außergewöhnlichen Höhepunkt in ihrer schulischen Ausbildung. Im Konferenzraum des Krankenhauses Eichhof in Lauterbach verfolgten sie live einen minimal-invasiven Eingriff (Schlüssellochchirurgie), durchgeführt von dem Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie Dr. Rüdiger Hilfenhaus, bei dem einer Patientin eine Magenmanschette zur Behebung ihrer Refluxerkrankung angelegt wurde.

„Im Lateinischen „Fundoplicatio“ genannt handelt es sich bei dem Eingriff um eine Anti-Refluxoperation, die bei Patienten mit Zwerchfellbruch und krankhaftem Sodbrennen zum Einsatz kommt“, erläuterte Dr. Hilfenhaus den anwesenden Teilnehmern im Vorfeld der Operation. Ehe er im Operationssaal an die Arbeit ging, informierte der Chirurg das Auditorium über Diagnose, Indikation und operative Methode ebenso wie über die Lebensumstände und Ernährungsgewohnheiten, die zu einer solchen Erkrankung führen können.

Als persönliche Motivation für diese außergewöhnliche Fortbildungs- und Informationsveranstaltung nannte der Chefarzt seine erste Operation, die er live im Rahmen eines Kongresses in Berlin durchführte. Für ihn sei es eine Initialzündung gewesen. Nach diesem Eingriff in Berlin konnte er den Verwaltungsdirektor Dr. Erdmann davon überzeugen, die dafür notwendige Technik im neu gebauten Operationstrakt des Krankenhauses Eichhof zusätzlich anzuschaffen. Mit dieser Technik besitzt der Eichhof einen der modernsten Operationssäle Deutschlands. „Natürlich hatte ich mir die Umsetzung einfacher vorgestellt, doch mit Hilfe der engagierten Mitarbeiter des Krankenhauses sind wir seit einigen Jahren in der Lage, diese Form der praktischen Fortbildung live aus dem Operationssaal für Schüler, Nachwuchskräfte und Kollegen der niedergelassenen Ärzteschaft durchzuführen“, erläuterte der Chirurg. Zwar sei der Aufwand bei einer Live-OP gewaltig, doch die durchweg positive Resonanz bestätigt uns immer wieder und motiviert uns, eine solche Veranstaltung durchzuführen, sagt Dr. Hilfenhaus.

Der Chefarzt forderte die Teilnehmer auf, sich auch während der Operation einzubringen. „Wir wollen Ihr Interesse an einem medizinischen Beruf mit einem anspruchsvollen, spannenden sowie vielseitigen Arbeitsplatz wecken und die Verbindung von innovativer Technik und solidem Handwerk des Operateurs aufzeigen. Stellen Sie Fragen und machen Sie aktiv mit.“

Ausgestattet mit einem Head-Set und mit Hilfe installierter Kameras im OP konnten die Schüler die Operation audiovisuell verfolgen. In verschiedenen Sequenzen erläuterte der Chefarzt den Fortgang der Operation und beantwortete direkt auch Fragen aus dem Konferenzraum. Die Gesundheits- und Krankenpflegeschüler um die Lehrer Astrid Hill und Carsten Reitz von der Krankenpflegeschule in Alsfeld sowie die Schlüchterner Abiturienten um Kursleiterin Dr. Claudia Scheithauer, die selbst promovierte Ärztin ist, konnten durch die verschiedenen Einstellungen der Kameras sowohl die Vorgänge im OP als auch die Aufnahmen aus Sicht des Chirurgen hautnah verfolgen.

Schüler und Lehrer zeigten sich beeindruckt von der Expertise des medizinischen Personals am Krankenhaus Eichhof und zollten Dr. Hilfenhaus in der Gesprächsrunde nach der OP, an der auch Pflegedirektorin Kathrin Kleine für Fragen zu Berufsbildern im Krankenhaus Rede und Antwort stand, begeistert Beifall und großen Respekt. „Wir sind sehr dankbar, dass das Eichhof uns diese einzigartige Möglichkeit des Einblicks in einen Operationssaal bietet“, sagten die Lehrer einstimmig.

„Eine Live-OP ist eine Demonstration in praktischer, transparenter Anwendung und zeigt unser Haus als qualifizierte und kompetente Ausbildungsstätte. Die Maßnahme ist zweifelsohne bestens geeignet, bei jungen Menschen das Interesse für eine Tätigkeit im medizinischen oder pflegerischen Bereich zu wecken“, ist Kathrin Kleine überzeugt. Besonders für Interessenten im Berufsbild „Operationstechnische/r Assistent/in“ (OTA) aber auch für Pflegekräfte, die ja im prä- und postoperativen Bereich Patienten versorgen müssten, sei es außerdem ein probates Mittel, Ängste vor Unbekanntem abzubauen, so die Pflegedirektorin.

Für Verwaltungsdirektor Dr. Christof Erdmann sind die Vorzüge einer Live-OP gegenüber einem Lehrfilm auf Video eindeutig. „Die Schüler schauen als Beobachter dem Chirurgen über die Schulter“, erklärte der Verwaltungsdirektor. „Durch die interaktiven Kommunikationsmöglichkeiten mit dem Operationssaal erhalten sie einen Einblick hinter die Kulissen, wie es sonst nur im OP selbst zu erleben ist.“ Auch er erhofft sich von dieser Lehrmethode, bei den Schülern das Interesse für einen medizinischen Beruf zu wecken und für die bereits in Ausbildung stehenden Nachwuchskräfte eine zusätzliche Motivation für die eigene Arbeit. +++ fuldainfo