Ein Siebtel der Brückenflächen muss saniert werden

Berlin. Deutschlandweit muss fast ein Siebtel der Brückenflächen dringend instand gesetzt werden. Das sind mehr als 3,8 Millionen Quadratmeter, die sich auf 2.500 Brücken verteilen, wie aus Daten des Bundesverkehrsministeriums und der Länder hervorgeht, die die „Welt“ ausgewertet hat. Die Behörden bewerten ihre Stand- und Verkehrssicherheit demnach mit „nicht ausreichend“ oder „ungenügend“.

Bei jedem dritten Brückenquadratmeter (rund 12.000 Bauwerke) könnte schon bald akuter Handlungsbedarf entstehen: Sie werden von den Behörden nur noch mit „ausreichend“ bewertet und drohen abzurutschen. Einen Teil der Brückendaten hat die „Welt“ mit einer Klage erstritten. Weitere Datensätze haben die Grünen nach einer parlamentarischen Anfrage erhalten. Sie liegen der Zeitung ebenfalls vor und werden seit dieser Woche im Internet veröffentlicht. Damit wird erstmals für jede einzelne deutsche Bundesfernstraßenbrücke die behördliche Bewertung ihrer Stand- und Verkehrssicherheit öffentlich einsehbar sein. Erhoben werden die Daten von den Straßenbaubehörden der Länder, die regelmäßig die insgesamt rund 50.000 Brücken und Brückenabschnitte auf Bundesfernstraßen überprüfen. Die Grünen warnen vor einem Verkehrskollaps: „Die Brücken zerbröseln schneller, als sie saniert werden“, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer.

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nehme „den Verfall der Straßeninfrastruktur in Deutschland billigend in Kauf“. Dobrindt zwinge den Bundesländern zahlreiche „überflüssige und teure“ Neubauprojekte auf. Stattdessen sei eine konsequente Politik nötig, die „Erhalt vor Neubau“ stelle. Vor allem bei großen, vielbefahrenen Brücken schätzen die Behörden den Zustand als schlecht ein. Nirgendwo in Deutschland sind die Autobahn- und Bundesstraßenbrücken so marode wie im Saarland. 53 von 624 Bauwerken müssen dringend repariert werden – bezogen auf die Fläche mehr als jeder vierte Quadratmeter. Ähnlich schlimm ist die Situation in Rheinland-Pfalz und Hessen. Bundesweit hat sich in den vergangenen fünf Jahren der Anteil der dringend zu reparierenden Brückenflächen leicht verringert. Gleichzeitig befinden sich aber auch immer weniger Bauwerke in „gutem“ oder „sehr gutem“ Zustand. Einen Großteil der Brücken auf den Autobahnen und Bundesstraßen bewerten die Behörden mit „befriedigend“. Aus dem im vergangenen Jahr vom Verkehrsministerium aufgesetzten Programm zur Brückensanierung fließt das meiste Geld nach Nordrhein-Westfalen – den Antworten der Bundesregierung zufolge sind inzwischen mehr als 620 Millionen Euro für NRW vorgesehen. Erst in der vergangenen Woche hat das Kabinett beschlossen, das bis 2018 angelegte Programm um eine halbe Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro aufzustocken. +++ fuldainfo

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