Ein nicht alltäglicher Bahnkunde - Prof. Dehler übergibt BahnCard-Sammlung

Werte Prominenz!
Liebe Festgemeinde!

Die Bahn gehört für mich zum Leben wie eine knackige Krume zum Brot. Ich kenne die Bahn von Kind an nur als „Eisenbahn“. Mein Vater war ein Eisenbahner. Demzufolge bin ich ein Eisenbahner-Sohn. Dass ich die Ehre habe, hier einmal im DB-Museum ausgestellt zu werden, hätte mein Vater ganz sicher als Aberwitz bezeichnet. Und ich niemals für möglich gehalten. Umso mehr bin ich darüber erstaunt, welche Ehre mir hier entgegengebracht wird. Ich freue mich sehr darüber. Es ist für mich eine große Überraschung. Ganz herzlichen Dank an alle, die an der BahnCard-Ausstellung beteiligt waren und diesen Tag gestaltet haben. Da dies ja wohl ein Geheimakt war, kann ich leider nur denjenigen persönlich danken, mit denen ich in der letzten Zeit Kontakt hatte. Das waren (in alphabetischer Reihenfolge) u.a. Herr Götze, Frau Köhler, Herr Mertens, Herr Neveling, Frau Pörner und Herr Schmidt. Von ihnen kannte ich bisher nur Herrn Neveling von einer Fahrt im Simulator der Deutschen Bahn in Fulda. Ich befürchte, dass ich die Prüfung darin leider nicht bestanden habe. Deshalb habe ich auch erst gar nicht nachgefragt. … Aber ich muss ja auch nicht selber den Triebwagen fahren. Noch ganz klein muss ich gewesen sein, als ich einmal mit meinem Vater hier im Museum war. Jedoch sind mir nur große Hallen und alte Loks in Erinnerung geblieben. Umso mehr freue ich mich, dass wir später noch einen gemeinsamen Rundgang unternehmen werden. Ich war und bin also ein Eisenbahnersohn. Aber ich habe die Bahn nicht nur übers Zugfahren kennengelernt, wie die meisten, die heute über sie reden, urteilen und entscheiden. Nein, die Eisenbahn wurde uns Kindern, meinen zwei Brüdern, meiner Schwester und mir regelrecht in die Wiege gelegt. Immer und überall war sie bei uns zugegen: Am Küchentisch, auf Spaziergängen und natürlich in Begleitung des Vaters auf „Freifahrtschein“. Denn Zugfahren hätten wir uns nicht leisten können. Ein Auto hatten wir schon gar nicht. Zu wenig verdiente Vater. Auch der Zuverdienst meiner Mutter als Schneiderin hätte dazu nicht gereicht. Wir fuhren meist kleine Strecken, die es bedauerlicherweise schon vor der Bahnreform 1994 alle nicht mehr gab. Z.B. von Fulda nach Hilders in der Rhön – und von dort über Tann nach Wüstensachsen. Oder von Fulda nach Schlitz und Bad Hersfeld über Bad Salzschlirf. So auch von Lauterbach nach Friedberg. Mitte der 80er hatte ich einen Verein mitgegründet, der auf der alten Strecke von Bad Salzschlirf nach Schlitz eine Schmalspurbahn errichten wollte. Das Projekt ist an der Bürokratie (Ampelanlagen, Sicherheitsmaßnahmen etc.) gescheitert.

Die Eisenbahn erlebten wir Kinder und auch unsere Mutter vor allem in Form der Belastung unseres Vaters durch seine damals sehr schwere Arbeit. Sie spiegelte sich meist auf der abgearbeitet wirkenden Stirn und in den Berichten meines Vaters wider. Trotz aller Beschwernisse war es immer „seine“ Eisenbahn. Und er war froh, überhaupt Arbeit zu haben. Er, 1920 geboren, ein gelernter Bäcker, fand bereits kurz nach dem 2. Weltkrieg bei der Bahn Arbeit. Zu allererst als Gleisbauer in der sogenannten „Rotte“. Die berufliche Abkürzung war offiziell Bua (Bahnunterhaltungsarbeiter). Seine zu Lebzeiten tellergroßen Hände mussten in dieser Zeit entstanden sein. Die 9-zinkige Schottergabel stand bis zuletzt bei uns zu Hause in der Holzhalle. Sie war mich das Symbol von Schwerstarbeit: Täglich (wenn ich mich recht erinnere) fünf Meter Gleise „entschottern“, neuen Schotter „auftragen“ bzw. unter die z. T. neu verlegten Gleise „stopfen“. – Pro Arbeiter, versteht sich. Diese Geschichten sind mir bis heute gegenwärtig, wenn ich im Bahnhof ins Gleisbett schaue. Ein Beruf, der heute nahezu vollständig durch Maschinen ersetzt wurde und nun zu großen Teilen in der Hand von Gleisbaufirmen liegt.

Später stieg mein Vater auf: Zunächst war er als Arbeiter im Lokschuppen mit der Reinigung der Kessel von Dampfloks beschäftigt. „Lokputzer“ war die offizielle Berufsbezeichnung. Hernach wurde er nach entsprechender Vorbereitung und Prüfung „Hilfszugschaffner“. In dieser Zeit fuhr er als „Bremser“ vor allem auf Güterzügen. Dort musste er auf das Pfeifsignal des Lokführers hin den Zug (damals noch mit Seilzugbremsen ausgerüstet) zum Halten bringen. So auch im eisigen Winter, ohne Heizung im Bremserhäuschen. Oft demonstrierte er uns, wie er dort „im Stehen lief“, um nicht zu erfrieren; … Brot und Kaffee stockhart gefroren. Zwischendrin war er immer wieder „Bua“ und „Lokputzer“ bis er nach 10 Jahren, 1956, „Bahnschaffneranwärter“ wurde und erst drei Jahre später Bahnschaffner zur Anstellung, später auf Lebenszeit. Vor allem im Fahrdienst und an der Fahrkartensperre im Bahnhof zu Fulda. … Bis er dann vier Jahre vor seiner Pensionierung 1969 nach weiteren Prüfungen noch zum „Zugführer“ ernannt wurde. Man führe sich dies einmal bei der heutigen Karrieregeschwindigkeit vor Augen! Von all seinen Krankheiten, die dabei u.a. durch den schweren, unregelmäßigen Dienst in den ruckenden Zügen hervorgerufen wurden, möchte ich nicht gerne sprechen.

Ich sehe meinen Vater heute noch, wie er bei Wind und Wetter, bei Tag und Nacht, zum dreieinhalb km entfernten Güterbahnhof lief. Seine schwere Umhängetasche mit all den Vorschriften aus Papier, die er immer dabei haben musste. … „Rollis“, wie wir sie heute Standard sind, kannte in den 50er und 60er Jahren bei der Bahn noch niemand. Geschweige denn IPads, wo dies alles, was er schleppen musste, auf 200 Gramm abgerufen werden kann. Und natürlich hatten wir als Kinder auch wunderschöne Erlebnisse auf der Bahn. Selbst meine, von Mutter erbetene sexuelle „Aufklärung“ fand durch Vater auf der Bahn statt. – Zumindest hatte er es versucht! Aber er sagte mir zwei Sätze, die mein Lebens weitestgehend geformt haben. ….

Der Ehrlichkeit halber muss ich allerdings noch zu meinem Vater sagen: Nach der Pensionierung 1969 hatte er sich nie mehr in einen Zug gesetzt. Nicht einmal die „Freifahrtscheine“ für die Familie wurden eingelöst. Aufgrund seiner schweren Zeit bei der Bahn, die sich bei ihm wohl tief ins Fleisch gefressen hatte, konnte ich dies verstehen. Heute würde er sich angesichts der Einsicht, dass die Bahn das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist, sicherlich anders entscheiden, denn er war ein durch und durch Natur und Kinder liebender Mensch.

Und da stehe ich nun ohne meinen EisenbahnVater ganz alleine hier mit meinen 25 BahnCards vor Ihnen und möchte Ihnen versichern: Wie auch immer alles war, wurde und ist; trotz aller Kritik an der Bahn, im Hintergrund natürlich der Druck, sie stets den Erfordernissen von Gesellschaft und Umwelt anpassen zu müssen (ich komme noch darauf zurück) halte ich fest: Die Eisenbahn ist nach wie vor meine zweite Heimat. Zur ersten Heimat würde sie auf jeden Fall, wenn ich mir einen Salonwagen mit kompletter Wohnungseinrichtung leisten könnte und die Bahn mich darin mitnehmen würde. Dies würde dann, Frau Köhler und Herr Neveling, ganz sicher als eine „100-prozentige Kundenbindung“ in die Geschichte der Bahn eingehen. Im Übrigen: Das Einzige, glaube ich, was mir aus meiner Zeit mit meinem EisenbahnVater geblieben zu sein scheint, ist meine nahezu blinde Solidarität mit dem fahrenden Personal, wenn es in meiner Anwesenheit Konflikte mit Fahrgästen gibt, und ich diese beobachte. Jedoch, Frau Köhler wird es wissen, wenn sie die Daten gründlich abgespeichert hat: Ich habe mich hier und da auch schon kritisch zur Bahn und ihren Mitarbeitern geäußert. Immer aber nur aus Solidarität zu Bahn. Ja, weil ich niemals wollte und will, dass ihr Image als umweltfreundliches und soziales Verkehrsmittel unnötig angekratzt wird.

Über all dies hinaus: Die BahnCard 100 ist für mich mehr als eine Rechenmaschine. Wenn ich sie bezahlt habe, fühle ich mich wie ein Zugchef, der mich gratis überall da hinbringt, wohin ich gerade hinfahren möchte. Und sie macht mir auch einen sinnvollen Druck, in etwa auch die verausgabten 7.400 Euro wieder hereinzufahren. So fahre ich inzwischen jährlich mindestens zwischen 45 und 55 Tausend Kilometer mit der Bahn und etwa 3-4.000 km mit meinem kleinen Auto. Den Kaufpreis der BahnCard 100 lediglich an den üblichen Fahrpreisen der Bahn zu messen, würde bei all den Rechnungen, die da aufgemacht werden können, viel zu kurz greifen. Es ist nämlich ein großes Stück Luxus und Bequemlichkeit dabei.

Ich rufe daher voller Überzeugung alle Bahnfahrer und solche, die es noch werden möchten, auf: Kauft Euch eine BahnCard 100!

Damit könnt Ihr
• auch S- und U-Bahnen sowie Busse in der City nutzen.
• Wenn Ihr bereits Bahnfahrer seid: Das Schlangestehen an Servicestellen und Automaten entfällt.
• Wenn nötig, genießt Ihr eine exklusive Reiseberatung an den Bahnhöfen.
• Ihr erhaltet Rabatte, z.B. beim Fahrradverleih und auf Mietwagen sowie zusätzlich 100 kostenlose Reservierungen.
• Es stehen Euch Sitzplätze im Bahncomfort-Bereich zur Verfügung.
• Ihr könnt günstig Partnerkarten und über Premiumpunkte allerhand im Bahnshop erwerben, auch kostenlose Mitfahrerkarten.
• Kinder und Enkelkinder könnt Ihr kostenlos mitnehmen.
• Aber viel wichtiger als das: Die Bahn könnt Ihr m i e t f r e i zu Eurem Büro machen; mit Draht zur Außenwelt über ein gutes WLAN.
• Ihr könnt kostenlos eine gute Auswahl an Tageszeitungen sowie einen hervorragenden Service am Platz genießen. – Im Zug und in den Lounges. In letzteren sogar mit kostenloser Speisen- und Getränkeauswahl.
• Die Bahn ist Euer Energiereservat. Ihr könnt im Zug vollkommen entspannen. Denn Ihr habt einen vertrauenswürdigen Fahrer, den Lokführer.
• Während der Fahrt könnt Ihr lesen, schlafen, Musik hören und Euch im Zug bewegen. Dabei atmet Ihr nicht einmal die schlechte Luft auf unseren Straßen und Autobahnen ein.
• Ja, Ihr könnt, wenn Ihr wollt, sogar nette Menschen kennenlernen und gute Gespräche führen. Alles ohne Zeitverlust.
• Und Ihr kommt, z.B. verglichen mit dem Auto, in der Regel verhältnismäßig pünktlich und entkrampft am Ziel an.

Meine BahnCard-Story

Wie bin ich nun auf die Bahn und zu den 25 BahnCards 100 gekommen, was sie ja wohl am meisten interessiert. Ja, letztlich als der (eingebildeten) Bequemlichkeit folgender Umweltsünder. – Damit das hier nicht so aussieht, als wäre ich ein Heiliger, denn ich unterlag und unterliege (genau wie wir alle) dem ständigen Kampf zwischen Einsicht, Wollen und Handeln.
So sage ich selbstkritisch: Obwohl ich bereits seit 1972 in der Umweltbewegung engagiert war (viele bezeichneten mich damals bereits als „Grüner Spinner“) konnte ich der Verführung und Bequemlichkeit nicht widerstehen, mich in meiner Zeit als Hochschulrektor von meinem Fahrer von Pontius zu Pilatus bringen zu lassen; auch dahin, wo es mit dem Zug umweltfreundlicher, schneller und kostengünstiger gewesen wäre.

War das vielleicht ein Image- und Statusproblem? Wohl sicher.
Auch wenn das schlechte Gewissen immer mitfuhr.

Erst als mir das Fahren auf vollgestopften Autobahnen und unwegsamen Landstraßen zu unbequem wurde, und mir bei den zunehmenden Vollbremsungen im Fond des Wagens die Akten ins Genick flogen, dachte ich dann im Jahre 1992/93 erstmals über eine BahnCard 100 nach. Verbunden mit einem Berufswechsel als Innovationsbeauftragter des Landes Hessen war dann klar, dass künftig nur noch die Bahn im Vordergrund der Bewältigung meiner Lang-und Kurzstrecken stehen wird. Dabei wurde ich regelrecht radikal in meinem Verhalten: Z.B. fuhr ich dann zwischen 1994 und 2000 täglich frühmorgens mit dem Fahrrad zum Bahnhof in Lauterbach, mit der Regionalbahn nach Fulda, von dort mit dem IC oder RE nach Frankfurt. Von hier aus weiter im RE nach Wiesbaden. Sodann mit einem am Wiesbadener Bahnhof abgestellten Fahrrad ins Ministerium. Am Abend dann die gleiche Strecke zurück. … Meine Freunde erklärten mich für verrückt. Das setzte sich auch nach sechs weiteren Jahren in ähnlichen Funktionen für die Bundesregierung und das Land Sachsen-Anhalt fort. U.a. tägliche Fahrten von Berlin nach Magdeburg und am Wochenende von Berlin nach Fulda und zurück. Dabei entdeckte ich vor allem, dass ich Vorträge und später auch Artikel und Bücher am besten im Zug schreiben und entsprechend nachdenken konnte. Hier begann für mich eine neue Ära auf der Bahn.

Letzteres habe ich dann ab 2009 (eng verbunden mit meiner Tätigkeit als Politikberater) regelrecht kultiviert. Und so schreibe ich heute zu 90 % meiner Texte im Zug und zu etwa 10 % im Kloster. Daraus könnten Sie den Schluss ziehen: Der Zug ist für mich so etwas wie ein Kloster. Stimmt. Zumindest von der räumlichen Enge her. – Das Kloster jedoch mehr für besinnliche Texte. Der Zug mehr für Inspirierendes. Das führte letztlich dazu, dass ich nicht selten (mit einem Geräusch mindernden Kopfhörer und klassischer Musik im Hintergrund) ohne konkretes Fahrziel unterwegs bin. Immer begleitet von meinem elektronischen Büro. Das macht mich nicht nur mobil, sondern regt auch meine Phantasietätigkeit an und macht mich effizienter. Ich werde, wenn ich nicht will, weniger als zu Hause ablenkt. Z.B. muss ich nicht immer wieder nachschauen, was denn der Kühlschrank so alles zu bieten hat. Auf diese Weise bin ich auch schon öfter in Salzburg gelandet. … Verbunden mit einem schönen Spaziergang am Mönchsberg und einem guten Kaffee mit Kuchen bei Tomaselli habe ich am Ende, in Fulda wieder angekommen, immerhin mindestens 8 Stunden konzentriert gearbeitet. Verheimlichen möchte ich nicht, dass ich in den letzten 7 Jahren den Zug auch zu den Lieferanten unseres FamilienCafe´s MandelRose® in Fulda (heute Gersfeld, ebenfalls mit Bahnanschluss) und für Messebesuche sowie für die sehr zeitaufwendige und diffizile Produktentwicklung genutzt habe. Z.B. ist so in Zusammenarbeit mit der Schlitzer Destillerie der „MandelRose®-Liqueur hervorgegangen. Über die vielen angenehmen und unangenehmen Erlebnisse auf der Bahn will ich gar nicht sprechen. Und habe ohnehin nur wenige parat, denn ich vergesse schnell.

Lassen Sie mich vor diesem Hintergrund an dieser Stelle noch eine Brücke von der Bahn zu Gesellschaft und Umwelt zu schlagen, in der die Verkehrsentwicklung eine enorme Rolle spielt. Wir sprachen im Zusammenhang mit meinem Vater nach seiner Pensionierung zuletzt über das Ende der 60iger/Anfang der siebziger Jahre. Hier können wir uns an den ersten Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ 1972 erinnern. Seit dieser Zeit zumindest wissen wir, wie sich unser individuelles Verhalten auf die globale Entwicklung auswirkt und wohin die Klimareise geht. Der Bericht war für mich damals bereits Anlass, mich in der Umweltbewegung zu engagieren, wenn auch ganz sicher nicht glaubwürdig genug, wie ich ausführte. Jahre später 1987, also vor über 30 Jahren, veröffentlichte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen, den Abschlussbericht "Unsere gemeinsame Zukunft". – Ein globales Konzept für eine nachhaltige Entwicklung der Staatengemeinschaft. Seit dieser Zeit jedenfalls kann sich niemand mehr, können sich vor allem unsere Politiker nicht mehr herausreden, keine Ahnung davon gehabt zu haben, wie sich unser Klima, tendenziell zur Bedrohung der Menschheit und damit der künftigen Generationen, entwickelt. Den Vorsitz der Kommission hatte damals die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland. Sie zog angesichts der drohenden Umweltkatastrophe aus diesem Bericht sinngemäß den Schluss: „Es wird künftig nicht mehr darauf ankommen, was sich dieser oder jener wünscht, sondern darauf, was wir zu tun gezwungen sind.“

Aber wir haben fast alle so weitergelebt wie bisher. Heute wissen wir, dass die Alarmsignale des Club of Rome und der „Brundtlandkommission“ hätten ernster genommen werden müssen. Die Erderwärmung zeigt bereits gravierende, kaum noch wiedergutzumachende Folgen. … Wie wir vermutlich gerade an der Hitzewelle und den zunehmenden Unwettern vor unserer Haustür sehen. Fahren Sie z.B. einmal in den Harz. Wandern sie oder fahren Sie mit der Harzbahn von Schierke auf den Brocken hinauf, wie meine Frau und ich letzte Woche die Strecke abgelaufen sind. Dort sieht es aus wie nach einem Atomschlag: Hektarweise abgestorbener Wald. Ein erschreckendes Bild. Wenn ich mich einmal auf die Bahn kapriziere, die ja bekanntlich das umweltfreundlichste Verkehrsmittel ist*, würde der Satz von Brundtland „Es wird künftig nicht mehr darauf ankommen, was sich dieser oder jener wünscht, sondern darauf, was wir zu tun gezwungen sind“ ganz sicher innerdeutsch u.a. bedeuten:

  1. Die Bahn wird (außer dem Fahrrad) zum Verkehrsmittel Nr. 1 erhoben. Innerdeutsche Flüge finden nicht mehr statt.
  2. Bahnfahren wird billiger, weil steuerfrei; mindestens aber, wie im Regionalverkehr, wird die MwSt. auch im Fernverkehr von 19 auf 7 % gesenkt.
  3. Damit in Verbindung steht die Einführung der „CO2-Steuer“ Somit die zügige Bepreisung aller klimaschädlicher Emissionen. – Und im Gegenzug, die Belohnung klimafreundlicher Aktivitäten. Dazu würde natürlich die Bahn gehören.
  4. Kerosin wird besteuert und damit den nicht preis- und umweltgerechten Billigflügen die Luft aus den Segeln genommen. **
  5. Der Fernverkehr wird ausgebaut. ***
  6. Die Nahverkehrsstrecken werden in etwa auf die Infrastruktur des Jahres 1960 reaktiviert, soweit das Schotterbett noch liegt, – ansonsten neu errichtet und attraktiv gemacht.
  7. Die Züge werden so getaktet, dass möglichst nahtlose Übergänge vom Fern- auf den Nahverkehr möglich sind.
    Usw.

So könnte ich mir vorstellen, der Bahn höchstmögliche Priorität in einer Gesellschaft zukommen zu lassen. Und eine Gesellschaft vorzufinden, die nach Brundlandt begriffen hat, dass es zum Nutzen nachfolgender Generationen nicht mehr darauf ankommen wird, was sich dieser oder jener (an persönlicher Befriedigung durch umweltschädigendes luxuriöses Verhalten) wünscht, um so weiterleben zu können wie bisher, sondern darauf, dass wir zu tun gezwungen sind, was künftigen Generationen dienlich ist (z.B. Bahnfahren statt Fliegen und Autofahren).

*
Pro Personenkilometer verursacht z.B. ein Flugzeug etwa 30-mal so viel CO2 wie die Bahn.

**
Denn derzeit sind die Wettbewerbsbedingungen zwischen den Verkehrsträgern ganz erheblich zu Lasten der Schiene verzerrt. Nach einer internen Studie der EU-Kommission, wie ich gelesen habe, könnte der Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxidausstoß um 11% gesenkt werden, wenn in der EU der Flugzeugtreibstoff besteuert würde. 16.4 Millionen Tonnen würden nicht ausgestoßen. Das wäre so, als würden acht Millionen Autos von der Straße genommen. Die Flugtickets würden teurer und weniger Menschen würden das Flugzeug benutzen.


Angeblich, das wäre gut, haben sich die Fahrgastzahlen auf der neuen ICE-Strecke Berlin-München bereits verdoppelt, auch weil 30 Prozent der Passagiere vom Inlandsflug auf die Schiene umgestiegen sein sollen. +++


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4 Kommentare

  1. Ich entschuldige mich für meinen unsinnigen Kommentar aus der Unterschicht. Ich gelobe hiermit, ab sofort die Klappe zu halten wie sich das für einen Sozialleistungsbezieher gehört. Ich werde daher hier KEINE Kommentare mehr abgeben.

  2. was für ein armseliges Neid-Posting dazu mit falschen Unterstellungen!

    Prof. Dr. Dehler war die meiste Zeit kein Politiker aber er ist mit seiner Bahncard immerhin dann schon seit 25 Jahren sehr klimafreundlich gereist!
    Prof. Dr. Dehler hat die Chancen dieses Landes genutzt und sich "hochgearbeitet und stetig weiter qualifiziert" und auch nach Rückschlägen/Niederlagen weitergemacht.

    Er ist dann als erster ernsthafter Alternativkandidat zu Dr. Rhiel zur Wahl des Fuldaer OB angetreten und hat dabei ein für Fuldaer Verhältnisse sehr respektables Ergebnis erreicht!

    Es mag vielleicht sein, dass Prof. Dehler zu seiner Zeit als Präsident der FH Fulda manche linke Tendenzen bewußt oder unbewußt gefördert hat, trotzdem hat er vieles Sinnvolles geleistet.

    P.S. die private Nutzung der BahnCard war bis ca. 2012 für Abgeordente/Politiker ausgeschlossen, Nachdem Steinbrück (SPD) durch entsprechenden Mißbrauch negativ aufgefallen war, hat die Bundestagsverwaltung zugunsten der Politiker korrigiert...

    P.S.S.: Bundestagsabgeordnete erhalten mit Einzug ins Parlament automatisch den Vielfliegerstatus Lufthansa Senator Card. Es ist bisher nicht bekannt, dass Grüne und Linke Abgeordnete dieses besondere Privileg aus ökologischen Gründen kategorische abgelehnt hätten...

  3. Warum sollte Herr Dehler die bezahlt bekommen? Er ist kein Politiker und auch sonst hat er kein öffentliches Amt. Somit können sie davon ausgehen, dass er die Karte auch selbst bezahlt.

  4. Mich würde mal interessieren, wer Herrn Dr. Dehler diese Bahn 100 Karte, die monatlich ungefähr soviel kostet, was ein Hartz IV-ler an Alimenten vom Staat bekommt, bezahlt hat. Aus eigener Tasche wird er als Politiker dies sicher nicht getan haben, da Politiker (Bundestag, Landtag) diese Karte umsonst erhalten und diese auch privat nutzen dürfen.

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