Eichstätter Bischof predigte beim Bonifatiusfest

Feierliche Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten

Fulda. Der Eichstätter Bischof, Dr. Gregor Maria Hanke OSB, hatte die getauften und gefirmten Katholiken beim traditionellen Bonifatiusfest am heutigen Sonntag in Fulda, bei strahlendem Sonnenschein zur „lebendigen Gestaltung ihres Glaubens“ nach dem Vorbild des heiligen Bonifatius aufgerufen. Dessen konsequente Gottessuche – habe die christliche Kultur in unserem Land befördert, stellte der Festprediger bei der Eröffnung der traditionellen Bonifatiuswallfahrten in Fulda vor etwa 7.000 Wallfahrern heraus. „Der Gottessucher schreckt nicht vor der Welt zurück“, betonte Hanke und mahnte zu einem christlichen Aufbruch, der nicht nur die Gottessuche, sondern auch die Bildung einer „christlichen Gemeinschaft“ (Communio) und eine „Schule der Menschwerdung“ umfassen müsse. Die in den katholischen Bistümern in Deutschland stattfindende „Neukonzeption der Seelsorge“, werde nutzlos bleiben, wenn nicht auch der „Glaube“ im Alltag aktiv gelebt- und so dem modernen Menschen die christliche Botschaft nahegebracht werde. Der Gast aus Eichstätt, zeigte sich überzeugt, dass „der christliche Glaube – die volle Entfaltung des eigenen Menschseins ist“, und dies müsse man auch den Menschen vorleben, die in der Botschaft Jesu und wegen der gesellschaftlichen Konsumhaltung eine „Spaßbremse“ sähen. „Bonifatius wollte ein geistlicher Entwickler der Menschen sein“, verwies Bischof Hanke auf den großen Heiligen.

Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland

Zu Beginn seiner Festpredigt begrüßte der Eichstätter Oberhirte besonders die vielen anwesenden Kinder und bezeichnete ihre Stimmen, als „die schönste Kirchenmusik“, diese – er als „ein Lied von der Zukunft der Kirche“ deklarierte. Diese Zukunft – bewege heute viele, da sich die christlichen Kirchen, durch die demographische Entwicklung und Austritte – bald in einer Minderheitensituation befänden. Fraglich sei, welche Werteordnung man hierzulande den ankommenden Flüchtlingen vermitteln wolle, wenn die christlichen Werte mehr und mehr an Bedeutung verlören. „Die Kraft des Evangeliums und seine Wirkung – sind nicht zu unterschätzen“, unterstrich Hanke mit Blick auf das Wachsen der Kirche weltweit; Namentlich – in ärmeren Ländern. Diesbezüglich predigte er vom Beispiel christlicher Taufbewerber in einem muslimischen Land, in diesem man sich nicht etwa durch Drohungen von Radikalen einschüchtern ließe, sondern sagt: „Wir wollen die Taufe, sei es mit Wasser – sei es mit Blut!“ Die Kirche in Deutschland tue im sozialen Bereich zwar viel Gutes, dennoch müsse sei der Glaubensweg der Christen sein, der von „missionarischer Kraft“ erfüllt sein müsse. „Die Kirche ist nicht nur ein Sozialkonzern, der Glaube darf nicht zur Nebensache werden“, so der Eichstätter Bischof.

Netzwerk der Beziehung zu Jesus Christus und untereinander

Am Grab des heiligen Bonifatius, der unserem Land den Weg des Glaubens eröffnet habe, lasse sich der Blick in die Zukunft des Christentums einüben. Er gebe ein Beispiel dafür, wie missionarische Kraft aus der „Communio“ – in seinem Fall der Klostergemeinschaft, erwachsen könne. „Man kann nicht alleine an Jesus Christus glauben – wer glaube, sei nicht allein.“ Christsein heiße auch, von der Existenzweise des Heiligen Geistes angesteckt zu sein, der in die Gemeinschaft untereinander führe. Communio sei auch mehr als der sonntägliche Besuch des Gottesdienstes – sie müsse im alltäglichen Leben, in gegenseitiger Achtung, Geduld und selbstloser Liebe, gelebt werden. So könne auch heute Mission geschehen. Der Sendungsauftrag Jesu Christi setze also Communio voraus. „Communio entfaltet sich von unten her oder gar nicht“, gab Hanke zu bedenken. Dazu seien Hauskirchen und geistliche Weggemeinschaften gläubiger Frauen und Männer vonnöten. Es brauche ein „Netzwerk der Beziehung zu Jesus Christus und untereinander“. Mit der Vernetzung der Gläubigen in Familien, Verbänden und Gruppen, setzten bereits Evangelisierung und Missionierung ein.

Den Festgottesdienst feierte Fuldas Bischof Heinz Josef Algermissen in Konzelebration mit Bischof Hanke, Abtprimas Dr. Notker Wolf (Rom), der am Nachmittag den Winfriedpreis der Stadt Fulda erhielt, Prälat Franz Xaver Brandmayr, Rektor des Päpstlichen Kollegs Santa Maria dellʾAnima (Rom), Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez, Generalvikar Prof. Dr. Gerhard Stanke, Domkapitular Paul Verheijen (Dokkum), Drs. Lubbert Rintje van der Wal, Sekretär des Groninger Domkapitels und Father Anthony Vinson OSB (Fulda, Indiana). Musikalisch wurde die Messfeier vom Fuldaer Jugendkathedralchor unter der Leitung von Domkapellmeister Franz-Peter Huber mit Chorsätzen aus der „Missa II.mo Domingo“ von G. B. Bassani sowie von einem großen Bläserensemble mitgestaltet, bestehend aus sechs Musikvereinen mit rund 150 Bläsern. Unter Leitung von Regionalkantor Ulrich Moormann, musizierten Musikverein Großenlüder, Musikverein St. Antonius Künzell, Musikverein Steinau-Steinhaus, Musikverein Simmershausen-Batten, Musikkapelle Nüsttal und katholisches Jugendblasorchester Meerholz-Hailer. Die Domorgel, deren Klänge wieder auf den Domplatz übertragen wurden, spielte Domorganist Prof. Hans-Jürgen Kaiser.

Zu Beginn des Gottesdienstes hatte Bischof Algermissen die Gläubigen und die Konzelebranten begrüßt und seine Freude über die vielen Pilger zum Ausdruck gebracht. Dies sei ein Zeichen der „Kirche auf dem Weg“ und, in innerer und äußerer Sammlung Voraussetzung, für ihre Sendung in die Welt. Domdechant Prof. Dr. Werner Kathrein, hatte vor Beginn des Gottesdienstes die Wallfahrer aus den Pastoralverbünden und Pfarreien des Bistums willkommen geheißen. Besonders begrüßte er Pilgergruppen aus Dokkum (Niederlande), aus dem Bistum Mainz und aus St. Meinrad und Fulda (Indiana, USA). +++ fuldainfo