Eichenzell: Jahresempfang 2020

Bürgermeister Kolb verurteilt permanentes Schlechtreden der heimischen Industrie

Die Gemeinde Eichenzell hatte am Donnerstagabend zu ihrem traditionellen Jahresempfang in den Kultursaal des Eichenzeller Schlösschens eingeladen. Rund 160 Gäste – unter ihnen Repräsentanten aus der Kommunal- und Landespolitik, heimischen Wirtschaft, Bildung, Kirche, Gesundheit, Kultur und Gesellschaft waren der Einladung der Gemeinde gefolgt. Für die Kommune im osthessischen Landkreis Fulda war es bereits der 12. Jahresempfang. Bürgermeister Dieter Kolb (parteilos) freute sich, dass er auch in diesem Jahr bei einem Jahresempfang seiner Gemeinde wieder in viele vertraute Gesichter blicken konnte und damit einem nahezu vollbesetzten Kultursaal die besten Wünsche für das Jahr 2020 aussprechen konnte. Besonders freute er sich, dass er auch bei diesem Jahresempfang Altbürgermeister Rudolf Breithecker (SPD) sowie den Bürgermeister der tschechischen Partnerstadt Plesná Petr Schaller, beide seit vielen Jahren „treue Seelen“ bei Jahresempfängen der Gemeinde, begrüßen durfte. Für die Unterhaltung der Gäste auf dem Jahresempfang sorgten zum einen der Münchner Kabarattist und Buchautor Christian Springer, der gestern bereits zum dritten Mal für beste Unterhaltung in der Gemeinde sorgte, sowie zum anderen das Duo „Sunny Vibes“ (Pia-Maria Sauer, Preisträgerin „Kasseler Kunstpreis 2014“ in der Kategorie Musik; Wolfgang Harling („Echo Award 1994“ opening act).

„Wir denken selten an das, was wir haben, sondern immer nur an das, was uns fehlt“, zitierte Bürgermeister Kolb den Philosophen Arthur Schopenhauer. „Ich hoffe, dass das vergangen Jahr für Sie ein gutes Jahr war, und dass Sie beruflich wie privat zufrieden waren. Vielleicht kann der eine oder andere für sich persönlich noch ein bisschen mehr Zufriedenheit herstellen, wenn er an das denkt, was er hat und nicht an das, was er nicht hat. Vielleicht wäre das ein gutes Motto für 2020.“ „Ich bin beim letzten Jahresempfang auf das Thema eingegangen, dass es neben all den negativen Meldungen, die uns tagtäglich erreichen, doch eigentlich auch viele positive gibt – dass sich aber das Verhältnis von positiven zu negativen Schlagzeilen in den letzten zwanzig Jahren von 1:1 zu 1:4 verändert hat. Auf vier negative Meldungen kommt eine positive. Und Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die negativen Meldungen sogar noch zunehmen. Und das wirkt sich natürlich auch auf das eigene Lebensgefühl aus“, so Kolb. Negativmeldungen, so Kolb, haben auch das Jahr 2019 bestimmt. Einiges davon, so Bürgermeister Dieter Kolb, sei sogar schon im Vorjahr negativ gewesen, was sich in 2019 noch einmal weiter verschlimmert habe. Als Beispiel führte Bürgermeister Kolb die Weiterbewohnung des Weißen Hauses von US-Präsident Donald Trump aus, was im Grunde gar nicht mal das Schlimmste sei, sondern vielmehr die Tatsache, dass er die Welt tagtäglich mit seinen Tweets in Atem halte. Weiter verwies Bürgermeister Kolb auf die Kriege im Jemen und in Syrien, die weiterhin anhalten und auf die Trinkwasserknappheit in der Welt, die weiterhin zugenommen hat. „Waldbrände – nicht nur in Australien – zerstören weltweit wertvolle Lebensräume; Die Auswirkungen des Klimawandels sind in vielen Regionen der Welt spürbar. So erlebte Europa in 2019 das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, daher kann man auch den Klimawandel nicht leugnen. Der Klimawandel ist Fakt, hier muss entgegengesteuert werden, nur ist die Art und Weise wie wir das tun, dass wir unsere Industrie kaputtreden, aus meiner Sicht der falsche Weg“, so Bürgermeister Dieter Kolb. In diesem Zusammenhang sprach sich der Bürgermeister von Eichenzell gegen das permanente Schlechtreden der heimischen Industrie und dem Heranziehen unterschiedlichster Weltuntergangszenarien von Seiten unterschiedlicher Organisationen sowie Teilen der Bevölkerung aus. Insbesondere störe ihn dabei, wie negativ hier Diesel-Verbrennungsmotoren wegkommen. Auch beim Begriff „Klimahysterie“ als „Unwort des Jahres“ teile er eine andere Meinung: „Wenn man mal bedenkt, wie oft Menschen bei ihren Forderungen von Maßnahmen um die Umwelt zu retten, übers Ziel hinausschießen, dann ist das Wort ‚Klimahysterie‘ nicht das ‚Unwort des Jahre‘s, sondern das ‚Wort des Jahres‘.“

Im Jahr 2019 verzeichnete die Gemeinde Eichenzell einen Rückgang der Gewerbesteuer von 1 Million Euro auf 6,6 Millionen Euro. Dies zeige, dass die Gewerbesteuereinnahmen sehr schwankend seien und die Haushaltsansätze im Haushaltsplan sehr vage, weil man nie genau wissen könne, was sich bei den einzelnen Firmen tue. „In Osthessen können wir im Großen und Ganzen mit der Wirtschaftslage zufrieden sein; Die Arbeitslosenquote liegt weiterhin bei 2,8 Prozent und ist damit die niedrigste in Hessen“, stellte der Bürgermeister der Gemeinde Eichenzell auf dem gestrigen Jahresempfang 2020 heraus. Trotz des Gewerbesteuerrückgangs hat die Gemeinde nahezu 3,8 Millionen Investitionen getätigt. Hier kam der Gemeinde ein Zuschuss aus der Hessenkasse in der Höhe von 2 Millionen Euro zugute. Weiter verweis Bürgermeister Kolb gestern auf einige Brände in der Gemeinde, von denen man teilweise von Brandstiftung ausgehen musste. Anfang des Jahres stellten unwetterartige Regenfälle die gemeindlichen Feuerwehren vor große Herausforderungen, die diesen professionell begegneten. Seit vergangenem Jahr bringt ein neuentstandener sogenannter „Mehrgenerationen-Spielplatz“ im Ortsteil Löschenrod jung und alt zusammen. Bürgermeister Kolb sprach sich gestern auf dem Jahresempfang für ein sehr gelungenes Projekt aus, das sehr gut angenommen werden. Die Kosten für den Mehrgenerationen-Spielplatz betrugen rund 100.000 Euro, hinzu kam ein großer Anteil Eigenleistung, die federführend vom Ortsbeirat geleitet wurde.

Eichenzell als Modellkommune für Mobilität

Auch beschäftigte sich die Gemeinde Eichenzell mit der Entwicklung eines Nahmobilitätskonzeptes, womit sich die Infrastruktur in der Region für Alternative Mobilität verbessern soll. Die Entwicklung des Konzeptes hat die Gemeinde mit 80.000 Euro einiges gekostet. Ein Zuschuss von 60.000 Euro, der der Gemeinde zugute kam, zeigt die Wichtigkeit des Themas. Mit dem Nahmobilitätskonzept sollen Fahrradwege in der Gemeinde ausgebaut und Ortsteile miteinander verbunden werden. „Das wird Menschen ermöglichen, zukünftig über Fahrradwege sicher an ihre Arbeitsplätze zu gelangen“, so Bürgermeister Kolb. Ausgearbeitet worden ist das Nahmobilitätskonzept nicht nur für die Gemeinde Eichenzell, sondern auch für die Anbindung der umliegenden Gemeinden. „Zu diesem Konzept gehört aber noch mehr: wir wollen Modellkommune für Mobilität im ländlichen Raum werden“, so Kolb. Den Antrag hierfür, so hieß es gestern Abend, wolle die Gemeinde in Kürze stellen. Unter anderem sollen im Industriepark Welkers am Bahnhof probeweise sogenannte „Mobilitätsstationen“ aufgestellt werden. Hier sollen in Zusammenarbeit mit Unternehmen E-Bikes sowie ein Elektroauto geparkt werden. „Das Vorrecht auf die Nutzung der Fahrzeuge bei diesem Probeprojekt sollen die Unternehmen haben, die hier als Ankermieter eingetragen werden“; Wenn die Fahrzeuge von den Unternehmen nicht gerade selbst genutzt werden, stehen diese anderen Nutzern zur Verfügung. „Bis Ende des Jahres 2018 hatten wir jeden Tag 4.500 Einpendler und 4.500 Auspendler. Mit der Ansiedlung von neuen Firmen werden wir zukünftig deutlich mehr Einpendler als Auspendler haben; Das heißt: Wir verfügen dann über mehr Arbeitsplätze wie Eichenzell Arbeitskräfte hat“, stellte Bürgermeister Dieter Kolb heraus.

„Wenn man sieht, dass aus der Stadtregion Fulda sowie den Gemeinden Künzell und Petersberg jeden Tag – ich war überrascht – 125 Arbeitnehmer nach Eichenzell pendeln und nur 10 Prozent von diesen 125 auf ein Pedelec zurückgreifen, dann sind das schon über zehn. Ich denke, das ist ein Einstieg und ich hoffe, dass wir damit Erfolg haben werden“, so Bürgermeister Dieter Kolb. „Vereine sind das Rückgrat der Gesellschaft. Und ich freue mich, dass wir mit der Dachsanierung der Sporthäuser in Rothemann und Löschenrod unseren Vereinen etwas Gutes tun konnten. Die Kosten für die Sanierung der beiden Dächer betrug zusammen 175.000 Euro. Weiter freute sich Bürgermeister Dieter Kolb, dass sich auch in 2020 im Industriepark Rhön wieder einige Unternehmen ansiedeln werden. Neben Fliesen Eckstein und Seitz Caravaning wird sich u.a. in 2020 auch das Unternehmen Pappert im Industriepark ansiedeln. Ebenso freute sich Bürgermeister Dieter Kolb, dass für das Unternehmen Weider Erdarbeiten, dass hessenweit Aufsehen erregte und für viele Diskussionen innerhalb wie außerhalb der Gemeinde gesorgt hatte, eine Lösung gefunden werden konnte, mit der alle Beteiligten leben können. So wird die vielschichtig diskutierte „Brecheranlage“ in naher Zukunft im „Munkefeld“ sowie das Betriebsgelände des Unternehmens „Im Oberfeld“ verortet sein. Ebenso ist man in 2019 in der leidigen Diskussion um die Erhebung von Straßenausbaubeiträgen in der Kommune zu einem Entschluss gekommen, sodass diese von nun an der Vergangenheit angehören. Abschließend lenkte Bürgermeister Dieter Kolb, dessen Amtszeit als Bürgermeister im Mai 2020 endet, noch einmal den Blick auf das Richtfest für den Ersatzneubau des Feuerwehrgerätehauses und die Grundsteinlegung für die Baumaßnahme zur Optimierung des Bürgerhauses im Ortsteil Büchenberg. „Wir haben in 2019 viel angepackt und werden auch in 2020 wieder viel anpacken.“ Abschließend dankte Kolb seinen Mitarbeitern seiner Verwaltung, die nicht wenig an der Schaffenskraft und der Ausführung wichtiger Aufgaben beteiligt sind.

In seinem Vortrag „Reden an die Politik: Für Toleranz, Anstand und Respekt“ führte Kabarettist Christian Springer gekonnt wie denkwürdig vor Augen, warum es so wichtig, unseren Mitmenschen mit Respekt zu begegnen und Vorbehalte auch und gerade gegenüber Asylsuchenden besser erst einmal gründlich zu hinterfragen. Am 26. Januar wird in der Gemeinde Eichenzell ein neuer Bürgermeister gewählt. Eines dürfte auf dem Jahresempfang der Gemeinde Eichenzell 2020 klargeworden sein: Der scheidende Bürgermeister von Eichenzell hinterlässt seinem Nachfolger eine moderne, gut aufgestellte Gemeinde, zu der andere Kommunen aufsehen. +++ jessica auth