Ehrenbergs Bürger wehren sich gegen Bankschließung

VR Bank Fulda eG wird Vorhaben nicht revidieren

Demo gegen die Schließung auf dem Uniplatz.

Etwa 250 Bürgerinnen und Bürger der Kommunen Ehrenberg (Rhön) und Steinau-Ulmbach (Main-Kinzig-Kreis) waren am gestrigen Freitagnachmittag auf dem Universitätsplatz Fulda zusammengekommen, um unter dem Motto „Ehrenberg wehrt sich“ lautstark gegen die Schließung der Bankfilialen der VR Bank Fulda eG in Ehrenberg-Wüstensachsen und Steinau-Ulmbach zu demonstrieren. Die VR-Bank Fulda eG hat Anfang Oktober dieses Jahres via Mitteilung darüber informiert, ihre Filialen in den Gemeinden Ehrenberg-Wüstensachsen und Steinau-Ulmbach zum 1. Januar 2022 zu schließen. In der Begründung führte das Kreditinstitut an, dass die Filialen in den betroffenen Ortschaften vor dem Hintergrund des nachhaltig veränderten Kundenverhaltens sowie der Digitalisierung immer weniger aufgesucht würden. Die Corona-Pandemie, so der Vorstand der Bank, habe diesen Trend nochmals verstärkt. Wie aus der Mitteilung der VR Bank Fulda eG vom 8. Oktober hervorgeht, soll die Filiale in Ehrenberg-Wüstensachsen mit den Standorten der Rhönkommunen Hilders und Gersfeld (beide Landkreis Fulda) zusammengelegt werden sowie der Standort Steinau-Ulmbach an den im Kernort Steinau an der Straße angeschlossen werden.

Ehrenbergs Bürgermeister Peter Kirchner (parteiunabhängig) hatte daraufhin neben einer Resolution der gemeindlichen Gremien die gestrige Demonstration angekündigt. Kritisiert wurde unter anderem die Informationspolitik des Kreditinstitutes, das seine zum Teil jahrzehntelange Kundschaft lediglich über ein Schreiben über die bereits getroffene Entscheidung, die Bankfiliale in Wüstensachsen zum 1. Januar 2022 endgültig zu schließen, in Kenntnis darüber setzte. Bei der gestrigen Demo auf dem Universitätsplatz Fulda hat die Gemeinde „ihre“ seit 1891 bestehende Filiale symbolisch zu Grabe getragen, wohl in der Hoffnung, dass es nicht so weit kommen möge.

Vonseiten der betroffenen Bürgerschaft in der Rhönkommune ergriffen neben Bürgermeister Kirchner und Vertreter des Ehrenberger Gemeindeparlamentes u.a. Vertreter der Tourismusbranche, des Handels, der Landwirtschaft, der Gastronomie, außerdem langjährige Kunden sowie ehemalige Mitarbeiter der VR Bank Fulda eG das Wort. Sie alle einte, die Zielsetzung, dass die VR Bank Fulda ihr Vorhaben, ihre Filialen, besonders in der Rhöngemeinde Ehrenberg noch einmal überdenken möge. Der Vorstand der VR Bank Fulda eG, Vorstandssprecher Thomas Sälzer, Torsten Hopf, der bei der VR Bank Fulda die Bereiche Marktfolge, Qualitätssicherung Aktiv, Personalwesen, Revision und Compliance verantwortet, sowie Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Burkhard zeigten bei der gestrigen Demo ebenfalls Präsenz. Vorstandsvorsitzender Thomas Sälzer bedankte sich bei den Organisatoren, auf der Demonstration ebenfalls sprechen zu dürfen. Thomas Sälzer: „So eine Entscheidung, wie wir sie schweren Herzens getroffen haben, hat uns – und das können Sie uns glauben – keine Freude bereitet.“ Der Vorstandssprecher der VR Bank Fulda machte deutlich, dass die Schließungen der beiden Filialen nicht der Gewinnmaximierung diene. „Ja, wir sind Genossenschaft – aber wir sind auch Kreditinstitut; Damit unterliegen wir nicht nur dem Genossenschaftsgesetz, sondern auch dem Kreditwesengesetz. Und hier müssen wir eine gewisse Rendite erwirtschaften, damit wir überhaupt am Markt existieren können. Das ist unsere Verantwortung als Vorstand, nämlich die Existenz und die Zukunftsfähigkeit der gesamten VR Bank zu sichern.“

Sälzer weiter: „Das Thema Veränderung ist allgegenwärtig. Die Welt verändert sich. Banken verändern sich, das Kundenverhalten verändert sich. Und wir müssen diesen Veränderungen auch Rechnung tragen. Wir können dieses nicht negieren oder ausblenden oder uns schönreden.“ Er bat bei der Diskussion um mehr Sachlichkeit, betonte in diesem Zusammenhang aber auch Verständnis für die Emotionen zu haben, scheute sich aber auch nicht, auszusprechen, die ganze Existenz eines Ortes „an einer Bankfiliale“ festzumachen, als bemerkenswert zu erachten. Torsten Hopf pflichtete ihm bei: „Wir als VR Bank Fulda treffen keine politischen Entscheidungen und können diese auch nicht treffen. Wir können auch keine Entscheidungen treffen, die Strukturpolitik in der Region macht. Wir sind nicht der primäre Ansprechpartner für Strukturpolitik in der Region. Wir haben insgesamt 84.000 Kunden, 26.000 Mitglieder und insgesamt 360 Mitarbeiter. Und die Entscheidungen, die wir treffen, treffen wir in der Verantwortung für diese Kunden, Mitglieder und Mitarbeiter mit ihren Familien. Wir müssen Entscheidungen treffen, die betriebswirtschaftlich sinnvoll und notwendig sind und die Zukunftsfähigkeit der VR Bank Fulda sichern.“ Ehrenbergs Bürgermeister Peter Kirchner dankte den Bürgerinnen und Bürgern am Freitag für ihr Kommen. Ferner dankte er der Stadt Fulda und der Polizei. An die Bürgerinnen und Bürger seiner Kommune adressiert sagte er: „Das, was wir heute hier gemeinsam auf die Beine gestellt haben, ist aus meiner Sicht ein bärenstarkes Zeichen, das keiner übersehen kann, auch die VR Bank Fulda nicht.“ Der VR Bank Fulda signalisierte er, aber für weitere Gespräche offen zu sein und über einen möglichen Geldautomaten in Ehrenberg verhandeln zu wollen. Es gehe schließlich darum, dass ländliche Kommunen nicht abgehängt werden.

Die VR Bank Fulda eG macht in ihrer aktuellen Pressenotiz zu dieser Sachlage deutlich, ihre „Hausaufgaben“ gemacht zu haben, bevor diese sich schweren Herzens dazu entschied, die Filialen in Ehrenberg-Wüstensachsen und Steinau-Ulmbach zum 1. Januar 2022 zu schließen. Sie betont weiter in der Kommunikation mit allen Beteiligten und Betroffenen „immer fair“ gewesen zu sein sowie einen „transparenten Weg gewählt“ zu haben. So seien die Gespräche mit den von den Schließungen betroffenen Mitarbeitenden, Politikern und Vertretern stets von „Sachlichkeit, Fairness und Verständnis“ geprägt gewesen. Das Kreditinstitut weist in der Mitteilung außerdem nochmals daraufhin, dass den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ihr Arbeitsplatz erhalten bleibe und in den Filialen der Bank (in unmittelbarer Nähe) „das gewohnte Leistungsspektrum“ abgebildet werde, das in Wüstensachsen und Ulmbach angeboten wurde. Sie betont weiterhin für Gespräche zur Verfügung zu stehen, aber auch, ihre Entscheidung, ihre Filialen in den Ortsteilen Wüstensachsen (Rhön) und Ulmbach (Main-Kinzig-Kreis), so geht aus der Mitteilung hervor, zum 1. Januar 2022 zu schließen, nicht zu revidieren.

Christian Zimmermann, Bürgermeister der Gemeinde Steinau an der Straße, habe, so die VR Bank Fulda, um weitere Gespräche mit ihr gebeten, diesen wolle sich die VR Bank Fulda eG nicht verschließen, bekundet das Kreditinstitut in seiner Stellungnahme abschließend. +++ jessica auth

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