Drei weitere Regionen mit Inzidenzzahl über 100

Koalitionspolitiker für einheitliche Corona-Regeln

In Deutschland haben drei weitere Regionen die Marke von 100 Corona-Neuinfektionen pro Woche und 100.000 Einwohner überschritten. Das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor, die am Montagmorgen veröffentlicht wurden. Demnach liegen jetzt insgesamt 20 Regionen deutlich über dem Grenzwert von 50, ab dem deutlich schärfere Maßnahmen in Kraft treten sollen. Neuer Spitzenreiter ist der bayerische Landkreis Berchtesgadener Land mit einer Inzidenzzahl von 252,1.

Auch die Städte Augsburg (118,3) und Weiden in der Oberpfalz (100,6) sowie der Kreis Mühldorf am Inn (104,4) sind betroffen. In Berlin kommen die Bezirke Neukölln (193,1), Mitte (137,2) sowie Friedrichshain-Kreuzberg (117,0) über 100 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. In Niedersachsen sind es die Stadt Delmenhorst (127,6) sowie die Landkreise Cloppenburg (150,0) und Northeim (105,8), in Nordrhein-Westfalen weiterhin die Städte Herne (111,2), Solingen (113,0) und Wuppertal (103,1), in Hessen die Städte Offenbach (119,7), Kassel (106,9) und Frankfurt (118,0). In Rheinland-Pfalz sind zwei Landkreise betroffen (Eifelkreis Bitburg-Prüm – 118,1, Birkenfeld – 107,5), im Saarland (Landkreis St. Wendel – 144,8) und in Sachsen (Erzgebirgskreis – 126,9) jeweils einer.

Koalitionspolitiker für einheitliche Corona-Regeln

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen in Deutschland haben Koalitionspolitiker einheitlichere Maßnahmen in den Ländern und ein Eingreifen des Bundes gefordert. „In der Bevölkerung regt sich ein wahrnehmbarer Unmut über den Flickenteppich von verschiedenen Vorgaben auf Länderebene. Hier müssen wir jetzt eingreifen“, sagte Unionsfraktionsvize Thorsten Frei dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Nötig seien bundesweit einheitliche Regelungen auch bei der Bekämpfung der Corona-Folgen, forderte er. „Anordnungen, die einheitlich und klar sind, schaffen Akzeptanz.“ Zudem plädierte Frei für eine Befassung des Bundestages mit den Corona-Maßnahmen. „Schließlich werden im Plenum die rechtlichen Voraussetzungen zur Pandemie-Bekämpfung geschaffen“, sagte er. Die Menschen müssten durch eine Diskussion im Parlament in die Lage versetzt werden, die politischen Entscheidungen nachzuvollziehen. „Das schafft Vertrauen – und das brauchen wir für  eine effiziente Umsetzung.“

Auch die SPD-Fraktionsvize Bärbel Bas forderte „weitere Maßnahmen, die bei der Ministerpräsidentenkonferenz bisher zu kurz gekommen sind“. Nötig sei vor allem eine Schutz-Strategie für Risikogruppen. „Geht man davon aus, dass die Pandemie uns noch lange begleiten wird, brauchen wir einen politischen Schwerpunkt auf Präventionskonzepte, die vor allem verletzliche Zielgruppen schützen müssen“, sagte Bas. Zudem kritisierte die SPD-Abgeordnete die wiederholten Warnungen vor einem zweiten Lockdown. „Drohszenarien möglicher Lockdowns verbreiten Angst und sind der falsche Weg, die Bürgerinnen und Bürger im Kampf gegen die Pandemie für die notwendigen Anstrengungen auch weiterhin mitzunehmen“, so Bas. Stattdessen müsse genauer untersucht werden, wie sich Infektiosität, Sterberate erkrankter Menschen und die Auslastung von Intensivkapazitäten tatsächlich entwickeln.

Auch die Grünen drängen auf einheitliche Regeln. „Die politische Vielstimmigkeit von Bund und Ländern hat eher für Verwirrung geführt, anstatt das jetzt so notwendige Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die Maßnahmen des Infektionsschutzes zu stärken“, sagte ihre Pflege- und Infektionsexpertin Kordula Schulz-Asche. Sie forderte zudem einen wissenschaftlichen Pandemierat, der Corona-Maßnahmen fachübergreifend und nicht nur in medizinischer Sicht bewertet, sondern etwa auch mit Blick auf Folgen für die Gesellschaft. +++ nh/dts