Dr. Wolfgang Hamberger: Europa war für ihn eine Friedensunion

Dr. Wolfgang Hamberger †

Wenn am kommenden Dienstag um 11 Uhr im Fuldaer Dom das Requiem für den im Alter von 94 Jahren verstorbenen Dr. Wolfgang Hamberger gehalten wird, werden zahllose Trauergäste nicht nur die Verdienste des Fuldaer Oberbürgermeisters – eines der dienstältesten Deutschlands – sowie eines herausragenden Kommunalpolitikers und eine charismatische, vom christlichen Glauben geprägte Persönlichkeit würdigen. Zugleich war Hamberger, wie viele wissen, seit frühester Jugend ein überzeugter Europäer. Noch vor wenigen Jahren warb der gebürtige Bensheimer, damals 89-jährig, während eines Vortrags vor Schülerinnen und Schülern des Marianums mit deutlichen Worten für Europa. Zum „Europatag“ damals im Mai 1989 betonte Hamberger, Europa sei für ihn eine Friedensunion. „74 Jahre lang Frieden – das hat es für uns Deutsche noch nie gegeben, und dies haben wir der Europäischen Union zu verdanken. Deswegen muss dieses Europa weiterhin gestärkt werden!“ Ein Satz, der angesichts des Kriegs in der Ukraine aktueller und dringlicher kaum sein könnte.

Für Europa begeistern

Seine Laufbahn in der Fuldaer Stadtverwaltung hatte Hamberger als persönlicher Referent von Oberbürgermeister Dr. Alfred Dregger im Amt für Wirtschaft, Statistik und Presse begonnen. Seitdem hatte der studierte Volkswirt und in politischen Wissenschaften, Soziologie und Völkerrecht promovierte Wahl-Fuldaer auch eine besondere Beziehung zum Journalismus. Für den Landesverband Hessen des Deutschen Journalistenverbands (DJV) und dessen Fachausschuss Europa würdigte Ausschussvorsitzender Michael Schwab (Fulda) Hambergers herausragendes Engagement für den europäischen Gedanken. Gerne habe der langjährige Fuldaer Oberbürgermeister immer wieder den heiligen Bonifatius als „ersten Europäer“ bezeichnet und damit die besondere Beziehung der Domstadt zum europäischen Geist hervorgehoben. So trägt eines seiner Bücher den beziehungsreichen Titel: „Bonifatiusweg: Die Wurzeln Europas entdecken“, in dem wichtige Stationen dieses Europa verbindenden Heiligen nachgezeichnet werden. „Viele hat Hamberger mit seiner Europa-Begeisterung angesteckt – auch mich“, bekannte Schwab, der selbst viele Jahre als Pressesprecher in der Fuldaer Stadtverwaltung – darunter einige Jahre in der Amtszeit Hambergers – gearbeitet hatte. Wie selbstverständlich habe die Europa-Fahne in der Amtszeit dieses OBs auf dem Schlossturm geweht.

Welchen Wert Dr. Wolfgang Hamberger dem europäischen Gedanken beigemessen habe, spiegelten während der Schulveranstaltung seine Worte in Anlehnung an einen Satz des früheren EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker wider. Gut könne er sich noch an das Bild erinnern, als der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl zusammen mit dem damaligen französischen Staatspräsidenten François Mitterrand Hand in Hand am Soldatenfriedhof in Verdun gestanden hätten und mit dieser Geste die Einigkeit zwischen beiden Nationen demonstrierten, sagte Hamberger seinerzeit und wörtlich weiter: „Gott hat es in den vergangenen Jahren gut mit uns gemeint, Europa meint es gut mit uns. Ich freue mich, wenn junge Menschen dieses Europa annehmen.“ Dieses Besinnen auf Europa, seine Einheit, seine Werte und Stärke sei, wie Schwab betonte, angesichts der dramatischen weltweiten Veränderungen, des zunehmenden Verlusts der wertbasierten Ordnung und der sich verändernden transatlantischen Beziehungen wichtiger denn je. +++


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2 Kommentare

  1. Nur gut, das dieser von vielen hoch geschätzte Mann nicht mehr erleben muss, wohin die Entwicklung in Deutschland und Europa geht: der Beginn eines neuen Krieges zwischen Europa und Russland. Und die Amerikaner gucken dabei nur zu, weil es Trump in seiner Dummheit und Selbstverliebtheit völlig egal ist.

  2. Der bisher beste Beitrag zum Tod Hambergers. Er war ein wirklich großer Europäer. Danke dafür!

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