
Am 27. März 2025 sprach der Historiker Dr. Michael Imhof im Bonhoefferhaus in Fulda. Sein Vortrag beschäftigte sich mit der „Verordnung für die jüdische Lehrschule in der Hochstiftlichen Residenzstadt Fulda“ aus dem Jahr 1784. Ein Abend voller historischer Einblicke, sowie lebhafter Diskussionen. Der Vortrag war gut besucht und gab Einblicke in die Versuche des aufgeklärten Absolutismus, das Bildungswesen im Fürstbistum Fulda zu verändern – ebenso die Herausforderungen für die jüdische Gemeinde.
Dr. Imhof zeigte, wie Fürstbischof Heinrich von Bibra (1759–1788) eine einheitliche Schulstruktur für alle wollte. Für den Staat bedeutete dies Fortschritt, aber für die jüdische Gemeinde war es ein Eingriff in ihre Bildungsstrukturen. Über Generationen hatte die jüdische Bevölkerung selbst die Verantwortung für die Bildung ihrer Kinder getragen. Sie fürchtete nun, dass ihre kulturelle Identität und religiösen Traditionen durch die staatliche Schulpolitik gefährdet seien.
Die Reform sah vor, jüdischen Kindern neben dem Unterricht in den Cheder-Schulen auch Deutschkenntnisse zu geben. Die Gemeinde sah darin nicht nur eine Bildungsmaßnahme, sondern auch einen Versuch der Angleichung, der ihre religiöse Autonomie einschränken sollte. Besonders problematisch war, dass der Unterricht teilweise von christlichen Lehrern kommen sollte. Der Widerstand war darum kein Zeichen von Ablehnung, sondern ein Ausdruck des Strebens nach Selbstbestimmung und der eigenen Kultur.
In der Pause gab es Getränke und Brezeln, die ein Team aus Freiwilligen verteilte. Das bot Gelegenheit zum Austausch. Danach stellten Besucher Dr. Imhof Fragen und sprachen über das Thema. Jana Hengstler begleitete die Veranstaltung mit Gitarre und Gesang jiddischer Lieder. Ihre Darbietung war emotional und ausdrucksstark.
Die Anwesenden lobten die Veranstaltung als informativ und bereichernd. Dr. Imhof gelang es mit seinem Wissen und seinem Erzählstil, die Situation der Fuldaer Juden im 18. Jahrhundert in einem anderen Licht zu zeigen. Es war ein gelungener Abend, der deutlich machte, wie wichtig es ist, Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, um die Vergangenheit besser zu verstehen. +++
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