Dr. Meyer: Meine ersten Eindrücke sind, dass der Rückhalt sehr groß ist

Fulda. Seit ersten Juni 2015 ist Dr. Arnt Meyer Geschäftsführer des regionalen Energieversorgungsunternehmens „RhönEnergie“-Fulda. fuldainfo hat eine Anfrage an die neue Geschäftsspitze gesendet. Hier nun die Antworten des neuen Geschäftsführer des osthessischen Energieversorgers.

fuldainfo: Seit ersten Juni 2015 sind Sie Geschäftsführer der RhönEnergie. Wie sind Ihre ersten Eindrücke?

Dr. Meyer: In den ersten Wochen begegnete ich vielen sympathischen und engagierten Mitarbeitern und Vertretern der hiesigen Politik. Meine ersten Eindrücke sind, als seien Unterstützung und Rückhalt gegenüber unserem Unternehmen sehr groß. Auch wurde mir in meinen Kundengesprächen bestätigt, dass die RhönEnergie Fulda, mit ihren Leistungen, überwiegend positiv am Markt positioniert ist. Aufgrund dieser starken Basis, bin ich mir sicher, dass wir die vor uns liegenden Herausforderungen bewältigen können. Ich für meinen Teil freue mich darauf.

fuldainfo: Welche Schwerpunkten möchten Sie setzen?

Dr. Meyer: Mein Kollege Martin Heun und Ich werden uns zunächst drei Themen widmen. Zum einen wollen wir über aktuelle Situation unserer Unternehmensgruppe Transparenz schaffen, um darauf aufbauend, in allen Gremien unseres Hauses, für die Zukunft abgesicherte Entscheidungen treffen. Zweitens werden wir, um die „Beschäftigung mit uns selbst“ zu minimieren, konsequent und rasch, die organisatorische und kulturelle Zusammenführung der Alt-Gesellschaft zu einer neuen RhönEnergie Fulda vorantreiben. Drittens streben wir an, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, am Markt gegenüber unseren Kunden, mit neuen, überzeugenden Produkten und Dienstleistungen aufzuwarten.

fuldainfo: Eine wichtige Frage für die Region ist die der Personalpolitik. Wie sieht diese in den nächsten Jahren bei der RhönEnergie Fulda aus?

Dr. Meyer: Die Personalabteilung ist wieder direkt der Geschäftsführung untergestellt- das zeigt, wie wichtig wir Personalarbeit nehmen. Angesichts eines absehbaren Fachkräftemangels, demografischer Herausforderungen und einer zunehmend komplexeren Arbeitswelt, wird auch eine weitsichtige Personalpolitik immer bedeutender.
Ich möchte an dieser Stelle aber auch betonen, dass wir uns als Geschäftsführung und sich unsere Gesellschafter von der Fusion auch Effizienzsteigerungen erwarten.

fuldainfo: Wie wird es in der Region mit der Windkraft weitergehen? Im Landkreis Fulda wird diese Art der Energiegewinnung kritisch gesehen? Wie sehen Sie die Chancen der Windkraft in der Region?

Dr. Meyer: Mir ist aus meiner vorherigen Funktion als Geschäftsführer der Main-Donau Netzgesellschaft in Nürnberg bewusst, wie emotional besetzt und daher schwierig dieses Thema ist. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, speziell der Windkraft, ist bundens- und landespolitisch gewollt. In vielen unmittelbar betroffenen Gegenden führt er aber zu lokalen Widerständen, die von einer mehr oder weniger großen Zahl von Bürgern getragen werden. Diesen Konflikt können wir als Unternehmensgruppe nicht auflösen. Dieser muss politisch gelöst werden. Unser Wunsch besteht natürlich darin, Windkraftprojekte im Einvernehmen mit den Gemeinden und Bürgern vor Ort zu realisieren.

fuldainfo: Welchen Stellenwert hat des Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen?

Dr. Meyer: Als großer regionaler Energieversorger, mit rund 1000 Mitarbeitern, werden wir uns unserer ökonomischen, ökologischen und sozialen Verantwortung stellen. Nur wenn wir wirtschaftlich gesehen auch wettbewerbsfähig bleiben, können wir unser Engagement in den wichtigen Grundpfeilern der Nachhaltigkeit weiter ausbauen. Das gilt für den Umwelt- und Klimaschutz und den damit verbundenen gezieltem Ausbau der erneuerbaren Energien ebenso, wie für unsere gesellschaftliche Verantwortung gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den Bürgerinnen und Bürgern dieser Region.

fuldainfo: Stichpunkt Finanzen – Konnten Sie sich schon einen Überblick über diese verschaffen?

Dr. Meyer: Die Energieversorgung steht in Summe vor großen finanziellen Herausforderungen. Dank des Wettbewerbes und der Regulierung sinken die für uns erzielbaren Margen kontinuierlich; konventionelle Kraftwerke sind defizitär und angesichts der Energiewende steigen die infrastrukturellen Investitionsbedarfe – gerade in Netze und Erneuerbare Energien. Dies alles stellt für die Finanzsituation der Energieversorger, in erheblichem Umfang, eine Belastung dar, wovon auch unsere Unternehmensgruppe betroffen ist und in ihr sind die finanziellen Herausforderungen im Öffentlichen Personennahverkehr noch gar nicht enthalten. Auch wenn ich mir in den ersten Wochen noch keinen alles umfassenden Überblick verschaffen konnte, so scheint mir die aktuelle Finanzsituation der RhönEnergie Fulda GmbH unter diesen Bedingungen, doch befriedigend.

fuldainfo: Die Stromkunden zahlen jährlich knapp 18 Milliarden Euro für den Betrieb der Netze. Nach Ansicht der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) könnten diese Kosten deutlich niedriger sein. Teilen Sie diese Meinung?

Dr. Meyer: Die Anreizregulierung und die Regulierungsbehörden haben in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass der Effizienzsteigerungsdruck bei Netzbetreibern erheblich zugenommen hat. Natürlich muss es die Position der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (vzbv) als Verbrauchervertreter sein, weitere Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen einzufordern. Wichtig halte ich es hierbei zu unterscheiden: Der Investitionsbedarf in Netze, angesichts der Energiewende, ist gigantisch. Mit den Investitionen werden die Kapitalkosten im Netz – und damit die Kosten für Kunden – eher noch steigen. Die Netzbetreiber müssen für diese Investition Finanzierungspartner, wie zum Beispiel Banken finden, diesen diese Mischung aus Risiko und Rendite zusagt. Finden sie solche Partner nicht, bleiben Investitionen aus und die Energiewende schreitet nicht voran. Unreflektierte Kostensenkungswünsche dürfen meines Erachtens nicht dazu führen, dass die für unsere Volkswirtschaft so wichtige Funktionsfähigkeit der Energieinfrastruktur vernachlässigt wird. Ein unbedachter Effizienzdruck kann gerade im Bereich des personalintensiven Betriebs, beziehungsweise Unterhalts von Netzen, eine Vielzahl an Unternehmen verleiten, sich von ihrem eigenen Personal zu trennen und in großem Umfang auf vermeintlich günstigere Fremdfirmen zu setzen. Sozialpolitische Verwerfungen wären dann vermutlich nicht auszuschließen.

fuldainfo: Wo sehen Sie die RhönEnergie in zwei Jahren?

Dr. Meyer: Gemeinsam mit Martin Heun sowie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, möchte ich unsere Unternehmensgruppe zu einem wettbewerbsfähigen Infrastrukturdienstleister weiterentwickeln, der seinen Kunden passenden Lösungen für viele Grundbedürfnisse präsentiert und ihnen damit – das Leben ein kleines Stück komfortabler – macht. So schaffen wir für unsere Kunden, aber auch für unsere Gesellschafter und die gesamte Region, in der wir leben und arbeiten, Mehrwert. Ins Innere unseres Unternehmen gedacht, hoffe ich, dass wir dann eine neue RhönEnergie Fulda, mit einer eigenständigen Identität geschaffen haben, sodass ein echtes Miteinander gelebt werden kann und die Menschen jeden Tag gerne zur Arbeit gehen. +++ fuldainfo

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