
Fulda. Seit 133 Jahren kennt man das Mykobakterium tuberculosis. Entdeckt wurde es von Robert Koch. Am 24. März 1882 hat der Mediziner und Mikrobiologe seine Entdeckung erstmalig öffentlich gemacht. Das Datum ist ein historisches, denn es gilt als die Geburtsstunde der Lungenheilkunde beziehungsweise der Tuberkulosebekämpfung.
Mit dem Welttuberkulosetag, der seit 1982 jährlich am 24. März begangen wird, bleibt die Erinnerung an eine Infektionskrankheit erhalten, die Ende des 19. Jahrhunderts in Europa und Amerika so weit verbreitet war, dass jeder Siebte daran starb. Doch die „Schwindsucht“ ist keinesfalls ausgerottet. Auch heute noch ist die Tuberkulose weltweit verbreitet und gehört neben AIDS und Malaria zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Weltweit sterben jährlich 1,5 Millionen Menschen an den Folgen der Tbc, die auch als ein Spiegel der Lebensumstände gilt.
Die vielen medizinischen Facetten und sozialen Aspekte der Tuberkulose hat der Fuldaer Lungenfacharzt Dr. Robert Kropp (83) im Rahmen seiner langjährigen Praxistätigkeit, aber auch in seiner Funktion als Honorararzt der Tuberkulosefürsorgestelle, die beim Gesundheitsamt des Landkreises Fulda angesiedelt ist, studiert. In der Diagnostik und Therapie der meldepflichtigen Tbc, die aufgrund einer unspezifischen Symptomatik vergleichsweise schwer zu diagnostizieren ist, kann Dr. Kropp mehr als 50 Jahre Erfahrung vorweisen.
„Erschwerend bei der Diagnostik ist es, dass sich die Patienten gar nicht so krank fühlen. Sie husten ein wenig, haben leichtes Fieber, weniger Appetit oder haben etwas abgenommen“, erläutert der Lungenfacharzt, der Anfang der 1960er Jahre selbst einmal von einer Tbc betroffen war. „Die Tuberkulose kann sich in allen Organen und Geweben manifestieren. Sie kann also überall – von den Augen bis zu den Zehen – stecken“, erläutert Dr. Kropp. In 80 Prozent der Fälle sei aber die Lunge betroffen.
Die medikamentöse Behandlung der Tbc ist zwingend notwendig und sehr langwierig. „Früher hat man zwei Jahre lang behandeln müssen. Heute behandelt man sechs Monate mit bis zu vier Medikamenten gleichzeitig“, erklärt der Facharzt. „Das empfinden sehr viele Patienten als psychisch belastend.“ Deshalb gehöre die längerfristige Begleitung der Patienten ebenso zu den Aufgaben der Tuberkulosefürsorgestelle wie die Abstimmung mit dem behandelnden Arzt und die Umgebungsuntersuchung, um eine Weiterverbreitung der Infektionskrankheit zu ver-hindern.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Tbc-Fälle in Stadt und Landkreis Fulda deutlich gesunken. „In den 1970er Jahren waren es zwischen 100 und 150 Patienten pro Jahr. Im Moment sind es zwischen acht und 15 Neuerkrankungen jährlich“, so Dr. Kropp. Deutschlandweit lag die Zahl der Neuerkrankungen im Jahr 2013 nach Angaben des Robert-Kochs-Instituts bei 4.318 Fällen.
Obwohl Dr. Robert Kropp mit seinen 83 Jahren weder nach „altem Eisen“ aussieht, noch an fachlichem Interesse für die Tbc verloren hat, will er den Staffelstab der Tuberkulosefürsorge nach 26-jähriger Tätigkeit an seine Kollegen der Fuldaer Gemeinschaftspraxis Dr. Wieder-hold, Dr. Schratz, Dr. Wissner weiterreichen. „Wir sind sehr froh, dass wir so viele Jahre auf Dr. Kropp zurückgreifen durften. Denn er hat sehr viel Erfahrung – vor allem auch mit den besonderen Herausforderungen der Tuberkulose“, sagt Roland Stepan, Leiter des Kreisgesundheitsamtes. „Und wir sind froh, dass wir hier in Fulda Lungenfachärzte haben, mit denen wir weiterhin gut aufgestellt sind.“
Dass die Geschichte der Tuberkulose nicht in Vergessenheit gerät, dafür hat Dr. Robert Kropp übrigens persönlich gesorgt. Er ist der Gründer des Deutschen Tuberkulose-Archivs, das seine Wurzeln in Fulda hat, inzwischen aber in der ehrwürdigen Universitätsstadt Heidelberg beheimatet ist. +++ fuldainfo
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