DIW-Präsident: Standort Deutschland durch Extremismus bedroht

Die große Mehrheit wolle in einem toleranten Land Leben

Gewerbegebiet

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat vor den wirtschaftlichen Folgen der wachsenden Gewaltbereitschaft von Extremisten in Deutschland gewarnt. „Sollte sich der Trend des zunehmenden Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit fortsetzen, wird der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr geraten und das Wirtschaftsmodell ultimativ scheitern“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“.

Die große Mehrheit der Deutschen wolle in einem toleranten Land ohne Rassismus leben. „Der zunehmende Rassismus schreckt nicht nur ausländische Menschen und Investoren ab, sondern auch immer mehr Deutsche werden dem Land den Rücken kehren, wenn der Rassismus nicht effektiver bekämpft und begrenzt wird.“ Hintergrund ist der am Donnerstag in Berlin vorgestellte Verfassungsschutzbericht. Danach ist die Zahl extremistischer Straftaten in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: Auf rechtsextremistischer Seite waren es zehn Prozent mehr – bei den linksextremistischen Straftaten betrug der Zuwachs sogar 40 Prozent. Als größte Gefahr sieht Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) dennoch weiter den Rechtsextremismus.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, zeigte sich alarmiert über die Entwicklung. „Insbesondere steigender Rechtsextremismus kann nicht nur Unternehmen, sondern vor allem auch dringend benötigte Fachkräfte abschrecken und so natürlich auch das wirtschaftliche Wachstum in den Kommunen und ganzen Regionen gefährden“, sagte Landsberg dem „Handelsblatt“. Deutschland sei als Export- und Hochtechnologieland auf Investitionen und Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. „Ohne Weltoffenheit und Toleranz gegenüber jedermann gibt es in der globalisierten Welt auch kein erfolgreiches Wirtschaften.“ +++