DIHK fordert von EU-Kommission „proaktive“ Verhandlungen mit Trump

Autoexperte Dudenhöffer: Trump raubt uns Jobs

Donald Trump

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat die EU-Kommission angesichts eines drohenden Handelskriegs aufgefordert, proaktiv auf US-Präsident Donald Trump zuzugehen.

„Die schnelle Umsetzung der im US-Wahlkampf angekündigten Zölle gegen die drei wichtigsten Handelspartner der USA zeigt, dass wir uns auch in der EU auf ähnliche Aktionen einstellen müssen“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov der „Rheinischen Post“.

„Deshalb dürfen wir nicht abwarten, was vielleicht als Nächstes passiert. Wir sollten jetzt proaktiv handeln“, sagte Melnikov. „Das bedeutet für die EU-Kommission, mit der Regierung von Donald Trump über Handelsfragen zu verhandeln und eine Win-win-Situation auszuloten“, sagte die DIHK-Vertreterin.

„Die USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner. Deutsche Unternehmen sind in den USA mit mehr als einer halben Billion Euro stark investiert. Daher hängen sowohl hier in Deutschland als auch in den USA jeweils mehr als eine Million Arbeitsplätze an der erfolgreichen Zusammenarbeit“, ergänzte sie.

Auch für deutsche Unternehmen würden überdies schon die US-Zölle auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko nicht folgenlos bleiben. „Allein in Mexiko sind 2.100 deutsche Unternehmen aktiv, die größtenteils den US-Markt beliefern und von den Zöllen wohl in erheblichem Maße betroffen sein werden. Gerade in der Automobilbranche gehen Waren bis zu ihrer Fertigstellung oft mehrfach innerhalb des nordamerikanischen Marktes über die Grenze“, sagte sie.

Autoexperte Dudenhöffer: Trump raubt uns Jobs

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer rechnet mit Jobverlusten in der Autobranche durch die Zollpolitik des US-Präsidenten. „Donald Trump raubt Arbeitsplätze bei uns“, sagte der Chef des Bochumer Car-Instituts der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Denn die deutschen Autobauer werden „kaum eine andere Wahl haben, als ihre Produktion in den USA, dem zweitwichtigsten Automarkt der Welt, auszubauen und dort zu investieren“, sagte der Branchenkenner. „Wenn aber in den USA Stellen aufgebaut werden, werden sie in Deutschland abgebaut.“

Der Forscher sieht vor allem VW schwer getroffen. „VW und vor allem Audi, das kein Werk in den USA betreibt, werden bluten und Käufer verlieren“, ist Dudenhöffer überzeugt. Um die nötigen Investitionen in seinen US-Standort zu stemmen, werde der Konzern „an anderer Stelle sparen müssen“. Das VW-Werk im mexikanischen Puebla, das weltweit zweitgrößte des Konzerns, werde künftig „weit weniger ausgelastet sein“.

Am Wochenende hatte Trump Einfuhrzölle in Höhe von 25 Prozent gegen Mexiko und Kanada verhängt. VW, Mercedes und BMW betreiben sowohl in den USA als auch im südlichen Nachbarland Werke und liefern aus Mexiko jährlich Hunderttausende Fahrzeuge in die USA.  Am Montagnachmittag einigten sich die USA und Mexiko darauf, die Zölle für einen Monat auszusetzen.

Bereits in seiner ersten Amtszeit hatte Trump mit Einfuhrzöllen Druck auf Handelspartner ausgeübt und auch mit Zöllen auf europäische Autos gedroht. Darauf zu setzen, dass ein etwaiger Handelskonflikt spätestens durch den nächsten Präsidenten wieder beigelegt würde, ist für Dudenhöffer keine Option: „Das Risiko, vier Jahre einfach abzuwarten und auf Trumps Nachfolger zu hoffen, können sich die Autobauer nicht leisten – dazu ist der US-Markt viel zu wichtig.“ Und weiter: „Eher wird die Produktion in Europa zurückgefahren.“

VW investiert zurzeit Milliarden in ein Batteriewerk in Kanada, das künftig die nordamerikanischen Standorte des Konzerns versorgen soll, sowie in ein neues US-Werk für die Marke Scout. Zuletzt konnte VW seinen Absatz in den USA steigern, hat aber einen vergleichsweise geringen Marktanteil von rund vier Prozent. +++

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