DIHK: Deutsche Exporte werden 2020 um 15 Prozent einbrechen

Exporte machen fast die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung aus

Nach dem Rekordabsturz der Exporte im April steht der deutschen Wirtschaft ein langer und holpriger Erholungspfad bevor. „Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet damit, dass die deutschen Exporte in diesem Jahr um 15 Prozent absacken“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Wie in kaum einem anderen Land wird die Wirtschaft in Deutschland von den Ausfuhren bestimmt. Rund jeder vierte Arbeitsplatz hierzulande hängt direkt oder indirekt davon ab, in der Industrie sogar jeder zweite. Die Exporte machen fast die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung aus. „Die Mehrheit der deutschen Exportfirmen erwartet, dass die wirtschaftliche Erholung mindestens zwei Jahre dauert“, so Treier.

Die Unternehmen verzeichneten Umsatzrückgänge, was zu Liquiditätsproblemen führe. Sie seien daher auf Kredite angewiesen, das Eigenkapital schrumpfe. „Die Vorfinanzierung für einen Aufschwung ist schwerer geworden“, so der DIHK-Außenwirtschaftschef. Aber Treier sieht auch Hoffnungsschimmer: „Die Lieferketten sind glücklicherweise nicht gerissen.“ Insbesondere China, für die deutschen Firmen das drittwichtigste Exportland, sorgt für eine Aufhellung. Treier spricht angesichts des dort früh verhängten harten Lockdowns von einer „sanften Erholung“. Und: „Trotz aller Probleme ist China derzeit die Lokomotive der Weltkonjunktur – bei allerdings gebremstem Tempo.“ Experten in China bestätigen die Einschätzung. „Deutsche Unternehmen haben ihrem Geschäftsverlauf im April und im Mai unabhängig von der Branche ziemlich positiv bewertet. Verglichen mit der Lage Anfang April hat sich die Stimmung deutlich verbessert“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Handelskammer in Peking, Jens Hildebrandt, den Zeitungen. Vor allem die chinesische Automobilindustrie erweise sich als Hoffnungsträger. Die Werte hätten sich von Monat zu Monat verbessert. „Im Februar wurde noch ein Einbruch von 80 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat verzeichnet, im März waren es nur noch minus 43 Prozent. Im Mai gab es sogar in der Automobilbranche ein Plus von 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat“, sagte Hildebrandt.

Auch im Maschinenbau ziehe die Entwicklung an. „China trägt wie schon in der Finanzkrise 2008 in hohem Maße dazu bei, aus einer globalen Rezession wieder herauszukommen. Vor diesem Hintergrund ist mit einem positiven China-Effekt – auch für die deutsche Wirtschaft – zu rechnen“, sagte der Handelskammer-Chef. Doch auch in Europa gibt es zumindest positive Ansätze. „Die Eurozone – so hart sie in der Coronakrise getroffen wurde – ist ein Lichtblick. Hier scheint am ehesten ein Aufschwung möglich“, so der DIHK-Experte. „Es macht sich positiv bemerkbar, dass die Reisebeschränkungen aufgehoben sind.“ Sorge bereiten den deutschen Firmen die Vereinigten Staaten. „Viele deutsche Export-Unternehmen befürchten Nachfrage-Probleme. In den USA ist für einen längeren Zeitraum ein düsteres Bild zu erwarten“, so Treier. +++