Die Satire der Brandfulder: Viel Käse rund ums Kochhandwerk

Oder: Viele Köche verderben den Brei …

Fulda. Viele Köche sollen bekanntlich ja den Brei verderben – sagt ein altes deutsches Sprichwort. Ist das auch auf Fulda übertragbar? Wenn man das Gericht intensiver „abschmeckt“ und sich die einzelnen Zutaten genüsslich auf der Zunge zergehen lässt – und der Brandfulder tut das in seiner aktuellen Satire im Nachgang der mittlerweile fünften SG in der Barockstadt (nein, SG steht in diesem speziellen Falle nicht für eine weitere Spielgemeinschaft im Fußball, sondern für „Supergenussfestivalmeile“ in Fulda) – ja, dann hat es nicht uneingeschränkt gemundet, dann bleibt in vielen Punkten durchaus auch ein schaler Beigeschmack auf der Pauluspromenade sowie rund um das Stadtschloss und den Dom zurück!

Apropos viele Köche. Vier waren es. Und dann noch ein fünfter dazu. Wobei mindestens einer davon gar kein richtiger ist. Aber in punkto Selbstdarstellung und öffentlicher Inszenierung fühlten sich alle als Pseudo-Profis. Mit Hilfe mystisch-heroischer Showfotos einer PR-Agentur im Halbschatten mit Kelle und Keule kulinarisch in Szene gesetzt, wirkten diese, selbsternannten Starköche, eher wie Comédiens de Cuisine, wie Komiker der Küche, denn als Sterne- und Spitzenköche. Und ob ein „Koch“ in bischoffarbenem Ornat mit Fliege auftreten muss, ist keine Frage des guten Geschmacks mehr, sondern eigentlich geschmacklos. Wobei auch schon die hohe Geistlichkeit rund um den hohen Dom im Spiel wäre. Just als am Sonntag in den Gottesdiensten das Evangelium von der wundersamen Vermehrung von nur wenigen Broten und Fischen vorgelesen wurde, da schlemmten und schlürften zur gleichen Stunde und den drei Tagen zuvor tausende Männer, Frauen und Kinder ungestört, unkritisch und angesichts von weltweiten Hungersnöten nur wenig selbstreflektierend ihre Süppchen und Sektgläser.

Auf ein, nein mehrere Wunder hatte der Brandfulder im Vorfeld des Genuss-Festivals – allerdings vergeblich – gehofft. Nämlich, dass mehr Leute dem sonntäglichen Gottesdienst beigewohnt denn auf der Pauluspromenaden-Fressgass flaniert hätten. Dass ein Teil des erwirtschafteten, schnöden Mammons für wohltätige Zwecke gespendet worden wäre (TAFEL-Kunden und Obdachlose haben auch Hunger und ab und zu mal Anspruch auf eine genussvolle Mahlzeit). Und dass man sich in unmittelbarer Nähe zum Dom seitens des Klerus für weniger Kulinarisches dafür aber mehr Kirchliches ausspricht (etwa den Weihnachtsmarkt) und das Profane wie Popkonzerte und Popcorn von der Pauluspromenade weg eher in den weltlichen Arealen der Bischofsstadt denn in unmittelbarer Nähe zum Bonifatius-Grab veranstaltet wird. Aber was soll man diesbezüglich von einer Geistlichkeit erwarten können, wenn jene sogar die Goldenen Kälber schlechthin – Ferraris – segnet und die Straßen rund um das Paulustor, die „Heiligen Alleen Fuldas“ dafür extra abgesperrt werden? Johannes Dyba (und nicht nur der) wird sich angesichts der Völlerei (immerhin eine, und keine zu geringe Sünde) in seiner Bischofsgruft umgedreht haben und hätte zu Lebzeiten die Domglocken zur Mahnung geläutet. Und angesichts des Mottos „Handkäs“ für viel Musik gesorgt.

Diese Meinung hat der Brandfulder aber wahrscheinlich ziemlich exklusive, kann er doch diesem, (ost)hessischen Nationalgericht so gut wie rein gar nix abgewinnen. Er hofft auf ein genussvolleres Festival in 2019 und weniger handkäsige, sorry handwerkliche Fehler. Wenn dann Fuldas Partnerstädte im Fokus stehen, kann man locker-lecker auch mal über den (Achtung Wortspiel) Tellerrand hinausblicken. +++