Die Jugendherbergen in Hessen stecken im Verordnungssumpf

Neue Klassenfahrtsverordnung droht hessischen Jugendherbergen das Licht auszuschalten

Gestern Vormittag haben die Jugendherbergen in Hessen noch freudig vom nächsten Schritt zurück in die Normalität berichtet – 21 der 30 hessischen Jugendherbergen sind ab heute wieder geöffnet. „Nur 2 Stunden nach Veröffentlichung unserer Pressemitteilung mussten wir den nächsten Dämpfer aus der Landespolitik in Kauf nehmen“, so der DJH Hessen Vorstandsvorsitzende Timo Neumann.

Kultusminister Lorz (CDU) verordnete in einem Schreiben an alle hessischen Schulen und Schulämter, dass die Klassenfahrten nunmehr nicht nur bis zu den Herbstferien, sondern für das gesamte 1. Schulhalbjahr 2020/2021 auszusetzen sind. „Uns wurde hier die letzte Hoffnung auf ein wenig Normalität nach den Herbstferien genommen, wir werden heute und in den nächsten Tagen eine dritte massive Stornowelle erhalten und rechnen mit weiteren 60-80.000 Übernachtungen die uns nun bis Ende Januar 2021 storniert werden“, so Pressesprecher Knut Stolle. Weiter: „Unsere seit Jahren erfolgreiche Weihnachtsbäckerei, die vornehmlich von Grundschulen zwischen November und Dezember eines jeden Jahres in vielen verschiedenen Häusern gebucht wurde abzusagen, wird dieses Jahr ein herber Verlust sein“. Dazu summieren sich Skifreizeiten, Theater- und Musikprogramme, sowie Winterteamprogramme in mehreren Häusern.

„Schlimm ist nicht nur der Ausfall, sondern die ersatzlose Leistungsstreichung, die mit dem Schreiben von Herrn Lorz einhergeht“, so Neumann. Die zu stornierenden Schulfahrten liegen außerhalb der Stornofristen der Jugendherbergen und somit liegt der Umsatzverlust für die Jugendherbergen bei 100%. Stolle: „Um die ganze Sache auf die Spitze zu treiben, bekommen wir zudem zur Zeit zunehmend Zahlungsverweigerungen der zuständigen Schulämter für Klassenfahrten, die im verordneten Schließzeitraum der Jugendherbergen zwischen März und Mai diesen Jahres lagen. Das Kultusministerium hält uns hier schon seit Wochen mit Klärungsversprechen bei Laune, geklärt ist bis dato noch nichts“, so Stolle. Das hessische Kultusministerium hat mit dem Absagen aller Klassenfahrten am 13.3.2020 und somit 6 Tage vor der angeordneten Schließung aller Jugendunterkünfte in Hessen, die Stornokostenübernahme für alle Klassenfahrten hessischer Schulen zugesagt. Die nun drohende Leistungsverweigerung oder längerfristige Leistungsaussetzung durch dasselbe Ministerium gefährden aktuell akut die Existenz der Jugendherbergen.

Außerdem gibt Minister Lorz in seinem Brief gestrigen Brief an die Schulleitungen vor, dass Klassenfahrten für das Schuljahr 2020/2021 nur unter der Voraussetzung erfolgen dürfen, dass eine kostenlose Stornierung jederzeit möglich ist. Knut Stolle dazu: „Wir haben nun direkt reagiert und seit gestern Mittag durchgearbeitet“. Hessische Schulen werden bei uns in wenigen Tagen die Möglichkeit haben, dass sie in Hessen schon jetzt für das kommende Schuljahr Klassenfahrten ohne Stornokostenrisiko buchen können. „Auch wenn dies gegen jede Vernunft geschieht, wenn wir den Weg nun nicht gehen, könnten wir unsere Häuser auch direkt heute schließen“, so Neumann. „Wir hoffen nun auf Fairplay bei unseren Kunden, dass diese unseren Vertrauensvorsprung nicht missbrauchen. Das Risiko ist nun leider für uns und unsere Programmanbieter, mit denen wir jetzt auch erst einmal neue Verhandlungen führen müssen, unabsehbar, da es durch Herrn Lorz komplett auf unseren gemeinnützig agierenden Verband abgewälzt wurde“, so Stolle. +++