Die Fulda-Main-Leitung – Protest in Bayern, Hessen schweigt

In Bayern wird gegen diese Leitung massiv protestiert

Übertragungsnetzbetreiber TenneT plant eine 380 kV Wechselstromleitung von Mecklar nach Bergrheinfeld-West. Nur weil die P43 inzwischen den Namen Fulda-Main-Leitung erhalten hat, ist sie für den Landkreis Fulda nicht weniger belastend. In Bayern wird gegen diese Leitung massiv protestiert, mit Unterstützung des Landrates und mit Unterstützung der N-ERGIE, einem großen Energieversorger und Verteilnetzbetreiber der Region Nürnberg. Man setzt gezielt auf regionale und somit dezentrale Energieerzeugungs- und -Verbrauchsstrukturen und will mit einem optimierten Verteilnetz die Energiewende voranbringen. Als vor wenigen Tagen die Fa. TenneT in Fulda einem kleinen Kreis von „Auserwählten“ die Pläne zur Trasse vorstellte, war nicht einmal im Ansatz aus den Reihen der anwesenden kommunalen Vertreter und Bürgermeister Kritik zu vernehmen.

Laut Netzentwicklungsplan liegt die durchschnittliche Auslastung der Leitung bei 15 – 17 Prozent. Freileitungsmasten bis 70 Meter Höhe (höher als der Fuldaer Dom!) und Schutzstreifen bis zu 130 Meter (breiter als zwei Fußballfelder!) Im Abstand von teilweise nur 200 Meter zur Bebauung, breite Schneisen durch Wälder und Landschaftsschutzgebiete. Ob aufgeständert oder als zweite Mastenreihe in bestehenden Leitungstrassen, die negativen Umweltauswirkungen für eine immer stärker vom Tourismus geprägten Region werden weithin sichtbar sein. Die Option Erdkabel ähnelt dem Vergleich von Pest zu Cholera und sollte bei Land- und Forstwirten die Alarmglocken klingeln lassen. 12 Kabelstränge in offener Grabenbauweise in 1,80 Meter Tiefe verlegt, Baustraßen müssen errichtet, Mutterboden abgetragen und Wälder abgeholzt werden. Bodenverdichtung, Bodenerwärmung, Grundwassergefährdung und letztendlich zusätzlicher Flächenverbrauch für Kabelübergabestationen wenn die Leitung nach wenigen Kilometern als Freileitung weitergeführt wird. SuedLink und die Fulda-Main-Leitung will man uns als Energiewendeleitungen verkaufen, obwohl sie vorrangig dem Stromhandel dienen.

Die RhönEnergie hat an überregionalen Projekten bereits viel Geld verloren. Die Beteiligung am Trianel Windpark Borkum und am Kohlekraftwerk Lünen waren schmerzhafte Verlustgeschäfte. Es ist höchste Zeit, dass Landkreis und Stadt Fulda, immerhin mit über 80 Prozent an der RhönEnergie beteiligt, Verantwortung für eine zukunftsfähige regionale Energiepolitik für die Menschen in und um Fulda übernehmen. Ein erster Schritt wäre, nicht wie die Lemminge blind vertrauend hinter einem Übertragungsnetzbetreiber TenneT herzulaufen, der bekanntlich monopolistisch für Bedarfsermittlung, Planung und Bau der Höchststromleitungen verantwortlich zeichnet und natürlich wirtschaftliche Eigeninteressen in den Vordergrund stellt: Mehr Leitungen – mehr Profit.
Ohne Protest wird die Fulda-Main-Leitung spätestens im Herbst endgültig in den Bundesbedarfsplan aufgenommen. Noch hat das offizielle Verfahren nicht begonnen, ein Umdenken – auch politisch – ist möglich, heißt es in der Mitteilung des Bundesverbands der Bürgerinitiativen gegen SuedLink. Es sollte nicht allein dem Engagement vieler Bürgerinitiativen überlassen bleiben, mit mahnender Stimme auf die Risiken der 380 kV Höchstspannungsleitung hinzuweisen. Selbst der BDEW scheint inzwischen zu erkennen, dass Strom und Gas in der Energieversorgung gemeinsam gedacht werden müssen. Ein weiterer Beweis, dass der geplante Netzausbau (Kostenpunkt 95 Milliarden) zunehmend überdimensioniert wird und in wenigen Jahren dank neuer Technologien auf viele Stromleitungen sogar verzichtet werden kann. +++ pm