DFL-Geschäftsführer verteidigt Wiederanpfiff von Bundesliga-Saison

Hätte der Fußball wirklich ein Privileg, dann wären jetzt die Stadien voll

Der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, hat die Fortsetzung der Bundesliga-Saison verteidigt. Er zieht eine positive Bilanz des ersten Geisterspieltags der Fußball-Bundesliga: „In Summe betrachtet, war das in Ordnung, es geht jetzt darum, die Disziplin aufrechtzuerhalten“, sagte Seifert der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe). Man müsse aufpassen, „dass wir uns nicht zurücklehnen und sagen: Geht doch, alles okay„, so der DFL-Geschäftsführer weiter.

Was man geschafft habe, sei „gerade mal das erste von neun Spielen, und es ist längst nicht raus, ob nicht am Ende doch Corona gewinnt“. Seifert mahnte bei den 36 in der DFL organisierten Erst- und Zweitligisten vor den nächsten Spielrunde an kommenden Wochenende weiterhin Disziplin in der Einhaltung des DFL-Hygienekonzepts an: „Wir sollten nach Spieltag 1 nicht anfangen, die Maßnahmen, die wir aus guten Gründen mit den zuständigen Behörden besprochen haben, auf fußballtypische Art als übertrieben abzustempeln“. sagte er. Auch den Fans stellte der DFL-Geschäftsführer ein gutes Zeugnis aus. Befürchtet worden war, dass sich Fangruppierungen vor den Stadion versammeln würden. „An diese, von einigen bewusst geschürte Schreckensbilder habe ich nie geglaubt“, so Seifert. Er habe „keinerlei Zweifel“ daran gehabt, „dass sich die Fans überall vorbildlich verhalten würden“. Man sei mit einigen Fan-Organisationen „im Dialog, und mir war völlig klar, dass die aktive Fanszene viel zu intelligent ist, um ihren Kritikern den Gefallen zu tun, vor den Stadien aufzumarschieren. Die Fans haben sich verhalten, wie man sich in diesen Zeiten verhalten muss“, so der DFL-Geschäftsführer weiter. Er verteidigte zudem das DFL-Konzept gegen den Vorwurf, von der Politik ein Privileg eingeräumt bekommen zu haben: „Der Fußball genießt kein Privileg, aber er hat eine Besonderheit: Er kann weder Abstand halten noch Masken tragen. Hätte der Fußball wirklich ein Privileg, dann wären jetzt die Stadien voll“, sagte Seifert der „Süddeutschen Zeitung“. Das sei aber nicht so.

Man habe „lediglich mit den absoluten Notbetrieb gestartet und damit ein Beispiel gegeben.“ Er sage nicht, dass das Konzept alternativlos sei. Er habe „nur von niemandem eine Alternative gehört. Dass 36 kleine und mittlere Unternehmen versuchen, ohne staatliche Finanzhilfen zurückzukommen in einen betrieblichen Alltag – ich finde, da gibt es schlimmere Signale in Deutschland im Jahr 2020“, so der DFL-Geschäftsführer weiter. Er vertritt die Auffassung, dass der Wiederanpfiff der Bundesliga beispielgebend für andere Sportarten sein kann: „Viele, auch kleinere Sportverbände könnten letztlich von unseren Ansätzen profitieren, nicht eins zu eins, aber in Teilen. Statt sich hinzustellen und über die Sonderrolle des Fußballs zu lamentieren, sollte deswegen der eine oder andere Sportler lieber fragen, warum sein Verband nicht längst so ein Konzept vorgelegt hat“, sagte Seifert der „Süddeut schen Zeitung“. Jeder werde sein Konzept finden müssen – „egal, ob zum Beispiel Leichtathletik, Rudern, Kampfsport oder Tanzen“. Sonst gehe es nicht. „Das ist dann auch die Frage, die ich denjenigen stellen möchte, die vorher immer sagten: Die Bundesliga darf nicht spielen. Was wäre denn deren Konzept gewesen?“, so der DFL-Geschäftsführer. +++