Deutschsommer 2022“: 27 Kinder erleben Ferien, die schlau machen

Stolz besuchte Sprachförderprojekt in der Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen

Landrat Thorsten Stolz (rechts, hintere Reihe) besuchte das Sprachförderprojekt „Deutschsommer“ in der Philipp-Reis-Schule. Handpuppen kommen auf vielfältige Weise zum Einsatz, wenn die Kinder auf spielerische Weise ihre Deutschkenntnisse verbessern, ihre Sozialkompetenz und ihr Selbstbewusstsein stärken.

Wissbegierig sind die Kinder auf dem Schulhof der Philipp-Reis-Schule, aufmerksam und konzentriert. Dabei machen sie etwas, das bei manchem Schulkind gehörigen Widerwillen auslösen dürfte: Sie nehmen an einem dreiwöchigen Deutschtraining teil – und zwar in den großen Ferien. „Kriechen und riechen, das reimt sich. Könnt ihr euch noch erinnern, welches Wort sich auf trinken reimt?“, sagt Silvana Kumari, Fachkraft für Deutsch als Zweitsprache. „Winken!“, rufen die Drittklässlerinnen und Drittklässler, die vor ihr im Schatten auf dem Boden sitzen. In den Tagen zuvor hatte sich die Gruppe bereits mit dem Bedeutungsunterschied der Wörter „gehen“, „laufen“ und „rennen“ beschäftigt und den Unterschied zwischen „schlau“, „intelligent“ und „klug“ erkundet. Zugewandt und fantasievoll, achtsam und respektvoll wird den 27 Grundschulkindern, die zum Teil Deutsch nicht als Muttersprache erlernt haben, die Bildungssprache nähergebracht. Mit der Unterstützung von Fachkräften aus den Bereichen Sozialpädagogik, Theaterpädagogik und Deutsch als Zweitsprache verbessern die Kinder auf spielerische Weise ihre Deutschkenntnisse und stärken zugleich ihre Sozialkompetenz. Das Motto des Sprachförderprojekts der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main passt: „Deutschsommer – Ferien, die schlau machen“. Aus vier Schulen in und um Gelnhausen stammen die Teilnehmenden. Es sind neben der Philipp-Reis-Schule die Ysenburgschule in Hailer, die Igelgrundschule in Höchst und die Geisbergschule in Linsengericht. Von 8 Uhr morgens bis 15.30 Uhr am Nachmittag spielen und lernen die Kinder gemeinsam. Ein besonderes Highlight ist das gemeinsame Mittagessen, zubereitet vom Cateringservice „Die Heinzelmännchen“.

Landrat Thorsten Stolz hat dem kreativen Projekt, das vom Hessischen Kultusministeriums durch das Landesprogramm „Löwenstark – der BildungsKick“ gefördert wird, bereits bei dessen Main-Kinzig-Kreis-Premiere im vergangenen Sommer einen Besuch abgestattet und wollte es sich auch in diesen Sommerferien nicht nehmen lassen, die zweite Auflage zu besuchen. „Spielerisch und mit allen Sinnen lernen Kinder gut und das Gelernte bleibt besser im Gedächtnis. Der Main-Kinzig-Kreis unterstützt das Projekt, indem wir als Schulträger die Räume in der Philipp-Reis-Schule zur Verfügung stellen. Die Volkshochschule der Bildungspartner Main-Kinzig unterstützt die Maßnahme ebenfalls“, so der Landrat. Er dankte allen Akteurinnen und Akteuren für ihr großes Engagement: „Ohne den gemeinsamen Geist, der im Team zu spüren ist, und ohne die gute Zusammenarbeit aller wäre das Ganze nicht so erfolgreich. Das wäre vor allem für die Kinder schade, die ganz offensichtlich mit viel Spaß bei der Sache sind.“ Sonja Litzenberger, Leiterin des Staatlichen Schulamts für den Main-Kinzig-Kreis, bedankte sich ebenfalls bei allen Beteiligten für ihr großes Engagement. Sie betonte: „Es ist sehr eindrucksvoll zu sehen, dass alle gemeinsam an einem Strang ziehen und sich einige Wochen fokussiert auf die Verbesserung der Deutschkenntnisse konzentrieren. Ebenso eindrucksvoll ist es, wie die Kinder, die alle verschieden sind, auf unterschiedliche Weise zum Lernen motiviert werden, indem die verschiedenen Eingangskanäle – Sehen, Hören, Fühlen – angesprochen werden. So werden die Kinder gestärkt. Sie erkennen: „Ich kann ja doch etwas“ – und profitieren nachhaltig davon. Schließlich ist der Erwerb der Bildungssprache Deutsch das Fundament einer guten Ausbildung und gelingender Integration.“

Die Teilnehmenden sind in zwei Gruppen von 13 beziehungsweise 14 Kindern eingeteilt. Sie werden von jeweils zwei Pädagogen je zwei Schulstunden täglich in Deutsch und Theater unterrichtet. Sozialpädagogen gestalten das Freizeitprogramm am Nachmittag, berichteten Carola Mundo und Claudia Volcksdorff, die beiden Koordinatorinnen des „Deutschsommers“. „Sowohl die Kinder als auch alle Betreuerinnen und Betreuer sind mit großem Spaß und noch größerem Engagement dabei“, bekräftigte Carola Mundo.

Fester Bestandteil des Projekts, das die Grundschülerinnen und Grundschüler mutig machen will und selbstbewusst, ist das Erarbeiten eines Theaterstücks. Am Ende des „Deutschsommers“ wird es von den Kindern aufgeführt. In diesem Sommer haben die Betreuerinnen und Betreuer Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ ausgewählt. Auf die Frage des Landrats, was den Kindern am „Deutschsommer“ besonders viel Spaß mache, rief ein Junge denn auch. „Das Theaterspielen!“ und ein Mädchen: „Dass wir manchmal spielen und manchmal lernen!“ Damit fasste sie das pädagogisch-didaktische Konzept ebenso knapp wie gelungen zusammen. Landrat Thorsten Stolz zeigte sich von dem Sprachförderprojekt auch im zweiten Jahr sehr angetan: „Sprache ist ein wesentlicher Faktor für Bildungserfolg. Sie ist der Schlüssel zu erfolgreicher Integration und Fundament für eine gute Ausbildung. Indem Kinder im „Deutschsommer“ die deutsche Sprache besser kennenlernen und auch an deren Feinheiten herangeführt werden, erhalten sie einen ordentlichen Lernschub. Ich halte es für außerordentlich wichtig, dass in unserem Bildungssystem keiner und keine zurückgelassen wird.“

Am Besuch von Landrat Thorsten Stolz und Sonja Litzenberger nahm zudem Anne Stübing vom Staatlichen Schulamt des Main-Kinzig-Kreises teil, die das Projekt für den Main-Kinzig-Kreis angeregt hat. Die Gelegenheit zum Austausch nutzen auch Schulpsychologin Annette Winderling sowie Alexander Wicker und Vera Mala von den Bildungspartnern Main-Kinzig. +++ pm