Der Tradition verbunden – fuldainfo.de im „Grünen Baum“ zu Bettenhausen

Geheimtipp mit Tradition

Hier und da eine Umleitung genommen, sind wir kürzlich, von Fulda kommend, auf dem Weg nach Meiningen über Fladungen in Bettenhausen regelrecht von einer Tafel mit der Aufschrift “Hausgebackener Kuchen & Kaffee“ ausgebremst worden. Die Neugier war groß, als wir das Anwesen des historischen Gasthauses „Zum grünen Baum“ betraten. Noch von unterwegs das Bild eines schaudernden Steingartens im Kopf, nun plötzlich inmitten einer Oase von handbehauenen Mauer-, Treppen- und Pflastersteinen aus Sandstein, Fachwerk, heimeligen Hof-Ecken und einer begrünten Überdachung des Eingangs vor Augen, ließ uns den Atem stocken. Eine freundliche Stimme begrüßte uns gleich am Eingang und führte uns in den Gastraum. Es war, wie sich gleich herausstellte, die Inhaberin Eva-Marie Heß, die den „Grünen Baum“ nun bereits in der 3. Generation betreibt. Der Gastraum schien auf den ersten Blick unwirklich zu sein. Mehr als nur drei Generationen mussten hier überliefert worden sein. Unendlich zu sehen gab es hier.

Die geschichtsbewusste Wirtin, die wohl sofort unser FD-Kennzeichen registriert hatte, wusste natürlich gleich so einiges über die Beziehung von Bettenhausen zu Fulda zu sagen, was uns doch sehr überraschte. Die allererste urkundliche Erwähnung von Bettenhausen stammt aus dem Jahr 850. Und man höre und staune, Bettenhausen war ursprünglich im Besitz des Klosters Neuenberg. 1320/23 ging der „fuldische Ort“ Bettenhausen in den Besitz der Grafen von Henneberg-Schleusingen über und wurden dem Amt Sand angegliedert. Gerichtlich jedoch der Zent Kaltennordheim zugeordnet. Aber bereits 1350 wurde Bettenhausen mit der Gemeinde Seeba wieder an das Kloster Fulda verpfändet. Obwohl Bettenhausen seit 1320 ein hennebergisches Dorf war, konnte Fulda jedoch bis 1808 die Lehnshoheit samt Kirchenpatronat behaupten. Hingegen, was die Geschichte Bettenhausens anbelangt, wirkt es schon ein wenig banal, dass Bettenhausen am 1. August 1996 Teil der Gemeinde Rhönblick wurde.

Wir fühlten uns, nun noch zusätzlich beseelt von geschichtlichen Beziehung zwischen Fulda und Bettenhausen, gleich noch wohler und ließen uns hernach in einer der heimeligen Ecken im Außenbereich bei einem ordentlichen, hausgebackenen Stück Kuchen mit einem guten Filterkaffee nieder und versprachen sodann, wieder zukommen. Vor lauter Begeisterung über dieses schöne, eindrucksvolle Erlebnis waren wir dann nun schon drei Tage später am Sonntag zum Mittagessen in Bettenhausen. Nun waren wir von Eva-Marie Heß ja schon hinreichend aufgeklärt worden, dass wir mindestens einen Tag vorher bestellen mussten, weil das Essen absolut frisch direkt vom Topf auf den Tisch kommt. Das taten wir, und zwar nicht per Mail, sondern, nichts anderes geht, per Telefon. Was es denn zu Essen gäbe, wollten wir wissen: „Roulade mit Hütes und Salat“, so die selbstbewusste Information von Eva-Marie Heß. Rouladen kannten wir ja bereits, Salat auch. „Hütes“ aber was Hütes sind, wollten wir dann doch wissen. Eine besondere Art von heimischen Klößen, war die Antwort. Zu Tisch würden wir dann mehr erfahren.

Gespannter auf das Mittagessen konnte man dann doch nicht sein. Der Sonntag kam. Wir waren wieder im „Grünen Baum“ zu Bettenhausen. Diesmal im ehrwürdigen Gastraum. Die Rouladen mit den Hütes und dem Salat wurden serviert. Ein einzigartiges Gericht. Man roch es schon von weitem. Und in der Tat. Leckerer konnte dieses einfache, klassische und für den „Grünen Baum“ weithin bekannte Gericht nicht sein. Gleich war uns klar: Deswegen kehren die Menschen hier ein. Und wir hatten weit und breit schon lange nicht mehr so gut gegessen. Während des Essens empfingen wir dann auch noch die Geschichte der „Hütes“, einem besonderen Kartoffelkloß, den am besten jeder selbst in Bettenhausen verkosten sollte.

Und hier kurz die Geschichte über die „Hütes“-Klöße: 19. Jahrhundert – Frau Holle (eine heidnische Gottheit) soll in der Meininger Gastwirtschaft „Schlundhaus“ den Wein gekostet haben. Dieser sei so sauer gewesen, dass Frau Holle einen eisigen Nordwind schickte und auf dieses Weise alle Weinreben der Stadt und Umgebung erfrieren ließ. Eine Zeit vergangen, taten ihr hernach die Meininger leid. Daraufhin übergab Frau Holle dem Bürgermeister ein Rezept für die Zubereitung von Kartoffelklößen. Dies verknüpfte sie mit der eindringlichen Aufforderung: „Dies Rezeptum, hüt’ es!“. Daraus wurde schließlich im Volksmund der „Hütes“, ein Kartoffelkloß, den die Südthüringer zu ihrer Lieblingsspeise machten. Kurzum. Die „Hütes“ zergehen regelrecht auf der Zunge; Beißen überflüssig!

Wenn auch im „Grünen Baum“ die „Hütes“ mit Rouladen eine zentrale Rolle spielen, können diese jedoch nach Vorbestellung und Wunsch auch mit Goulasch, diversen Bratengerichten etc. bestellt werden. Auf die regionale Herkunft des Fleisches und der Zutaten insgesamt legt Eva-Marie Heß besonderen Wert. +++