Der Brandfulder: Von Fledermäusen und Cekirges

Was heißt jetzt bloß noch mal Fledermaus auf Türkisch?

Fulda. „Cekirge“ – „Tschekirgije“, so ähnlich lautmalend auf Deutsch ausgesprochen und mit einem untenstehenden Accent auf dem großen „C“ geschrieben, heißt Heuschrecke, Grashüpfer oder Grünes Heupferd auf Türkisch. Der Brandfulder will gleich zu Beginn seiner aktuellen „Satire“ versöhnlichere Töne (in einem derzeit angespannten Verhältnis) anschlagen und zumindest auf dem Gebiete des Naturschutzes eine durch die Özils, Er- und Gündogans, Grindels und Bierhoffs dieser Sportwelt schwer verfoulte Freundschaft zwischen Bio-Deutschen, Deutsch-Türken, Türken-Deutschen und Türken verbal wieder zu kitten versuchen. Wobei solche Klassifizierungen schon hanebüchen genug sind und sich die Auseinandersetzungen (die kein redlicher und auf Ausgleich, Völkerverständigung und wahre Integration setzender Mensch wirklich braucht) allenfalls auf das „Fußballerische“ von „unserem“ Ex-Weltmeister und „eurem Bruder Mesut“ beschränken sollten. Kommen jedoch die große Politik, die Wirtschafts- und Bankenwelt ins Spiel, dann ist allerdings auch der Begriff „Heuschrecke“ negativ belastet.

Mit Vorurteilen solcher Art geht meine dreijährige Nichte indes nicht ans Werk, wenn sie mit unseren guten Bekannten, ja sagen wir es so direkt und deutlich (Deutsche mit türkischem Migrationshintergrund) Türkisch zu sprechen versucht. Und da kam sie eben dieser Tage mit einem Heupferd in der Hand an und fragte Freund Sedat, wie dieses Insekt denn auf Türkisch heißt. „Cekirge“ – oder eben mit unbelasteter kindlich-deutscher Aussprache „Tschekirgije“.

Womit wir endlich beim eigentlichen Thema wären – meinen tierisch coolen (oder weniger kühlen) Begegnungen der besonderen Art in den vergangenen Tagen. Denn dabei ging es ziemlich heiß und heftig her. Nachdem Biber, Wildkatze und Störche sich in Flüssen, Wäldern und auf Schornsteinen in Stadt und Fuldaer Land nach jahrelangem Aussterben und Wiedereinbürgerung wieder wohlfühlen und heimisch geworden sind, scheinen nun auch Luchs und Wolf altes Terrain zurückzuerobern. Doch auch auf diesem Sektor gibt es „Berührungsängste“, wie scheinbar bei allem, was einem fremd und mit Vorurteilen behaftet zu sein scheint.

Und in einem ganz speziellen Fall – der Brandfulder gibt es unumwunden und aufgrund persönlicher Betroffenheit freimütig zu – gab es meinerseits auch eine gewisse Berührungsangst. Berechtigt wie sich freilich im Nachhinein herausstellte. Ich wurde nämlich von einer Fledermaus gebissen, einer seltenen Bartfledermaus ihrer Art. Nicht BADfledermaus, wie meine kleine Nichte es einmal mehr aussprache- und fundtechnisch fehlinterpretierte. Zumal die Bartfledermaus nicht in der Nasszelle, sondern auf dem trockenen Dachboden gefunden, besser gefangen wurde. Von meinem Kater Nero, der dort in dunkler Nacht oft am gekippten Lukenfenster sitzt und Batman und Co catcht as he can. Den kleinen noch ziemlich flotten und nur leicht lädierten Flughund hat er mir prompt um 2.38 Uhr frühmorgens vor das Bett gelegt, mit triumphierendem und auf Lob hoffendem Miauen seinerseits und ultraschallhohem todesängstlichem Gequietsche des Vampirs andererseits. Beim Rettungsversuch der BARTfledermaus über das (jetzt richtig) BADfenster (die Art kennt der Brandfulder deshalb so genau, weil er vor einem Jahr schon einmal ein solches Exemplar vor dem Zugriff seiner Hauskatze in Sicherheit und nach Fulda in eine Fledermausauffangstation zu einer Expertin des NABU brachte), bei der Rettungsaktion also biss die Bartfledermaus unseren Protagonisten in die nur unzureichend durch einen Einweghandschuh geschützte Hand. Das hat ganz schön gezwickt, die Zähnchen des Mini-Vampirs waren ziemlich spitz und es hat sich angefühlt wie eine Spritze oder das Piksen einer Injektionsnadel.

Was folgte war ein Rattenschwanz an Recherchen, Aufregungen, Arzt- und Apothekenbesuchen, Konsultationen beim Kreisgesundheitsamt, dem Robert-Koch-Institut und schließlich diversen Impfungen beim Missionsärztlichen Tropenkrankenhaus in Würzburg. Denn obgleich die Tollwut bei „bodengebundenen Tieren“ in Deutschland seit 2011 laut WHO als besiegt gilt, gelten mehr als 90 Prozent der heimischen Fledermausarten als potenzielle Tollwutträger. Und auch bei den illegal importierten und nicht geimpften bemitleidenswerten Straßenhunden aus Rumänien oder vom Balkan ist nach Ansicht von Medizinern nach wie vor besondere Vorsicht geboten. Vor einigen Jahren war das noch einfacher, da hab‘ ich mein auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit am Straßenrand gefundenes Fallwild – die „Strecke“ reichte von Füchsen über Marder und Waschbären bis hin zu Wildsau-Frischlingen – zum Doktor Müller ins Vonderau Museum zum Präparieren gebracht.

Doch was heißt jetzt bloß noch mal Fledermaus auf Türkisch? Meine kleine Nichte wollte auch das wissen und hat es schließlich mit Hilfe von Sedat auf Wikipedia herausgefunden: „Yarasa“. Ein Flattertier. Wie „Cekirge“. +++