Delegation besuchte Schwester-Caritas in der Westukraine

Eine hervorragende Entwicklung

„Offizielles“ Gruppenfoto bei der Caritas Iwano-Frankwisk mit der Fuldaer Delegation und Akteuren der örtlichen Caritas: Mit dabei aus Fulda (2. V. li.) Kathrin Mihm, Mitarbeiterin im Ressort Altenhilfe, (4. V. li), Bernd Wystrach, ehemaliger Gesamtwerkstattleiter und ehrenamtlicher Projekt-Koordinator, (5. V. li.) Ann-Katrin Jehn, Mitarbeiterin Kommunikation sowie (ganz re.) Pressereferent Dr. Christian Scharf.

Schon gut zweieinhalb Jahre lag der letzte Besuch in der Ukraine bei der Partner-Caritas zurück, als sich kürzlich eine Fuldaer Caritas-Delegation endlich wieder einmal auf die 1.500 Kilometer lange Reise quer durch Deutschland und Polen in das osteuropäische Land jenseits der EU-Außengrenze machen konnte. Seit 2009 arbeiten die Caritasverbände in den Bistümern Fulda und Iwano-Frankiwsk in Sachen Behindertenhilfe zusammen. Fulda unterstützt die Westukrainer zum einen mit einem festen Beitrag finanziell, um Menschen mit Behinderung mit Werkstattangeboten die Teilhabe an Arbeit zu ermöglichen. Seit 2014 arbeitet man zudem beim Aufbau von Selbsthilfegruppen für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen zusammen. Im Rahmen dieser von der Aktion Mensch geförderten Kooperation konnten nicht nur zahlreiche Selbsthilfegruppen in verschiedenen Städten und Dörfern des Bistums etabliert werden, sondern die Idee wurde inzwischen auch in Nachbarbistümer weitergetragen, wo unter Anleitung eines Koordinationsteams aus Iwano-Frankiwsk ebenfalls Selbsthilfegruppen ihre Arbeit aufnahmen.

Der Delegationsbesuch aus Fulda erfolgte in erster Linie, um mit den Projektpartnern den Verlauf der Entwicklung zu besprechen, die weitere Vorgehensweise abzustimmen und ein paar der Selbsthilfegruppen zu besuchen: Vor Ort ist es immer am besten möglich, Akteure kennenzulernen, die Räumlichkeiten in Augenschein zu nehmen und die Arbeitsmethoden zu verstehen. Bei allen Stationen wurden die hessischen Gäste herzlich willkommen geheißen und gewannen ein rundes Bild gelingender Selbsthilfe: Denn die Menschen mit Behinderung erfahren in den Gruppen Gemeinschaft, Wertschätzung, Erfolge durch Bewältigung von Arbeitsaufgaben sowie Lebensfreude durch gemeinschaftlich verbachte Freizeit. Die Angehörigen wiederum erleben Austausch, teilen ihre Sorgen und bieten sich gegenseitige Entlastung in der Betreuung und Begleitung ihrer Familienmitglieder mit Handicap. Sie erfahren Supervision durch die professionelle Caritas-Begleitung. In der Öffentlichkeit und bei der Kommunalpolitik stoßen die Caritas-Gruppen mittlerweile auf wohlwollende Wahrnehmung und erste unterstützende Maßnahmen.

Natürlich sind – so viel machten die Besuche auch deutlich – überall noch Wünsche offen, würde man am liebsten in vielen Fällen konkrete Einzelfallhilfe leisten, um besondere Not zu lindern. Die eingeschränkte Mobilität ist und bleibt ein Problem im ländlichen Raum dieses großen Landes: Drei ehemalige Fuldaer Caritas-Kleinbusse tun schon rund um Iwano-Frankiwsk treu ihren Fahrdienst, doch viele Gruppen hoffen diesbezüglich noch auf Verbesserung. Jedoch das Prinzip der Selbsthilfe funktioniert wie erhofft – viele teilnehmende Menschen berichten, dass sie durch die Gruppen endlich aus ihrer Isolation herauskamen und diese Gemeinschaft nie mehr missen wollen.

Auch das weitere Besuchsprogramm brachte den Fuldaer Besuchern wertvolle Begegnungen und unzählige Erkenntnisse, wie die Kooperation fortgesetzt werden kann: Im Krankenhaus Iwano-Frankiwsk überreichte man zwei gestiftete Untersuchungslampen und zwei Defibrillatoren vom Elisabeth-Krankenhaus Kassel. In einem Altenpflegeheim der Caritas Kolomyja wurde deutlich, dass sich die Caritas gegenüber staatlichen Stellen durchaus als professioneller Betreiber einer solchen stationären Einrichtung empfehlen kann. Womöglich bahnt sich hier ein für die Caritas in der Ukraine noch neues Arbeitsfeld an. Große Wertschätzung erfuhren die vier Gäste durch ein gemeinsames Abendessen mit Erzbischof Wolodymyr Viytyshyn, der die Zusammenarbeit der Caritasverbände in Iwano-Frankiwsk und Fulda seit Jahren wohlwollend begleitet.

In Chortvik schließlich – dem Bistum östlich von Iwano-Frankiwsk – besuchte man eine Einrichtung mit stationären und ambulanten Hilfen für Familien sowie Kinder und Jugendliche in Notlagen. Ob Krankheit, psychische Probleme, Alkohol, Drogensucht, Arbeitslosigkeit, prekäre Lebenssituation – das Haus ist offen für alle, hilft mit Beratung, Begleitung, Aufnahme und der Suche nach weiterführenden individual-Lösungen. Im Blickpunkt stehen dabei immer die Kinder – ein womöglich zukunftsweisendes Konzept gelebter Caritasarbeit. Voller Eindrücke und Anregungen, die Partnerschaft weiter auszugestalten, kehrte die Fuldaer Delegation jetzt nach Deutschland zurück. +++ pm