Debatte über Berufsverbot bei Depressionen – Am Thema vorbei

Berlin. In Deutschland gibt es mehrere Millionen Menschen, die an Depressionen leiden. Würden sie allesamt nicht mehr arbeiten dürfen, hätten viele Unternehmen ein akutes Personalproblem. Ganz so drastisch will Bayerns Innenminister Joachim Herrmann seinen Vorschlag sicher nicht verstanden wissen. Aber unausgegoren ist er allemal. Vor dem Hintergrund der Germanwings-Katastrophe regt der CSU-Politiker an, Piloten beziehungsweise Bus- oder Taxifahrer, die nach eingehender medizinischer Begutachtung eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen, mit Berufsverbot zu belegen.

Ähnlich sieht es auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Dabei sind gerade Depressionen besonders vielschichtig – und daher mitunter auch sehr schwierig zu erkennen. Die Kollegen des Todespiloten der Germanwings-Maschine hatten jedenfalls bis zum Schluss geglaubt, es mit einem kerngesunden Menschen zu tun zu haben. Ein drohendes Berufsverbot würde dazu führen, dass sich Betroffene noch weniger offenbaren und ihre Krankheit gegenüber einem Mediziner erst recht verheimlichen. Zu fragen bleibt auch, wo dann die Grenzen zu ziehen sind. Sollen am Ende zum Beispiel auch Lehrer oder Erzieher den Führerschein entzogen bekommen, weil sie wegen ihrer Depression andere gefährden könnten?

Fazit: Der Vorstoß von Joachim Herrmann im Zusammenhang mit der Tragödie über den französischen Alpen ist ungefähr so hilfreich wie der Ruf nach einer Ausweispflicht bei allen EU-Flügen oder die Idee für eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht. Es sind allesamt politische Schnellschüsse, die dem Thema nicht gerecht werden und den Opfern des Todesfluges sicher auch nicht, so die Lausitzer Rundschau. +++ fuldainfo