Debatte ohne Konsequenzen

US-Wahlkampf mit dem TV-Duell Clinton gegen Trump

Washington.  Die Latte lag niedrig für Donald Trump. Eigentlich musste er nur beweisen, dass er in der Lage ist, in zusammenhängenden Sätzen zu reden, statt wie bisher – an den Debattenpulten des republikanischen Vorwahlduells – die üblichen Phrasen abzuspulen. Dass er Amerika wieder groß machen werde, während seine Rivalen nur Versager, Lügner oder Warmduscher seien, dabei konnte er es schlecht belassen beim ersten Wortduell mit Hillary Clinton.

Aber viel hätte er nicht zu bieten brauchen, um gegen sie zu bestehen. An den Seiteneinsteiger Trump wird nun mal eine niedrigere Messlatte angelegt als an die Berufspolitikerin Clinton, zumal in einem Wahljahr, das im Zeichen populistischer Aufwallung gegen das Establishment steht. Vielleicht ist es auch so, dass man einem Mann mehr durchgehen lässt als einer Frau. Doch selbst die niedrigen Erwartungen hat der Unternehmer enttäuscht, in der Schlussphase des Wortstreits förmlich deklassiert von seiner Konkurrentin. Dennoch wäre es falsch, angesichts der fahrigen, weitgehend substanzlosen Vorstellung von der Entzauberung des Donald Trump zu sprechen. Dass der Lack endlich abplatzt, darauf warten Kritiker des selbstverliebten Populisten schon seit mehr als einem Jahr. Stets hat es sich als Wunschdenken erwiesen, wenn man das Platzen der Trump-Blase prophezeite.

Zu raffiniert versteht es der (vermeintliche oder tatsächliche) Milliardär, sich zum Rächer der Abgehängten zu stilisieren. Es gibt offenbar nichts, was ihm seine Anhänger, allen voran weiße Arbeiter in heruntergekommenen Industrieregionen, übel nehmen. Auch nicht einen verpatzten Fernsehauftritt. Wenn allerdings stimmt, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden, dann ist Trump seinem Ziel, ab Januar im Oval Office zu sitzen, am Montagabend gewiss nicht näher gekommen. Nur sagt eine Debatte allein noch nichts über seine Wahlchancen. Zumal noch zwei weitere folgen werden. +++